Smart Nachdenking
Es ist ein großes Missverständnis, dass unser größtes Problem der Rückstand bei der Digitalisierung ist. Es ist zwar gut zu verstehen, dass der eine oder andere Konzernlenker (Konzernlenkerinnen gibt es ja leider noch nicht so viele) sich mehr digitale Abläufe wünscht, um schneller und damit konkurrenzfähiger zu werden. Und auch in der Pandemie wäre es nicht schlecht gewesen, wenn wir die Möglichkeiten des Digitalen genutzt hätten, um ein funktionierendes Frühwarnsystem aufzubauen. Aber Letzteres ist ja nicht an mangelnder Digitalität gescheitert, sondern an fehlendem Willen und unserem überbordenden Datenschutz. Viel problematischer als der Digitalisierungsrückstand ist, dass im alltäglichen Schlagwort-Bingo Probleme und Werkzeuge verwechselt werden. Denn die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern lediglich ein Ansatz, mit Rechenleistung und Vernetzung Probleme zu lösen.
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BIM, Smart City oder digitales Entwerfen führen keineswegs automatisch zu besseren Produkten oder Ergebnissen. Ganz im Gegenteil: Sie drohen vom Wesentlichen abzulenken. Denn die Gedanken kreisen um das Werkzeug, Oberflächen und die Abläufe, nicht aber um das Ziel. Kaum etwas macht das besser deutlich als "BIM". Jeder, der etwas auf sich hält, lässt das Akronym für "Building Information Modeling" im Duktus von Herrschaftswissen ins Gespräch einfließen, für jede Hochschule gehört es zum Pflichtprogramm. Wer sich besonders profilieren möchte, formuliert Sätze wie: "Ohne BIM ist man bald draußen!" Dabei wissen die wenigsten, was es wirklich bedeutet; und wer sich mal draußen umhört, wird sich schwer dabei tun, jemanden zu finden, der seine Projekte mithilfe von BIM abwickelt. Den Traum, die Unwägbarkeiten des Bauprozesses zu eliminieren und das Bauen zu industrialisieren, träumen in erster Linie Investoren. Ob dabei etwas Besseres rauskommt, entscheidet nicht BIM, sondern die gute Idee und der Wille, sie umzusetzen.
Die Smartcity, die einem gerade bis zum Erbrechen serviert wird, ist auch nur genauso smart, wie der Plan, ihre Probleme zu lösen. Natürlich ist es für manche toll, wenn jeder Baumpfahl einen Sender mit 5G-Empfang und Smartphone-Anschluss hat. Davon sinkt aber weder die Temperaturspitze im Sommer, noch wird die Luft sauberer, der Wohnraum bezahlbarer oder das nächste Regenereignis weniger. Es ist Stückwerk und Profilneurose, wenn die Smartwerdung der Stadt in sich automatisch dimmenden Leuchten und selbst lenkenden Verkehrsströmen endet. Erst müssen wir die Stadt klug neu denken und uns dann überlegen, welche Werkzeuge wir brauchen, um das umzusetzen, was wir uns ausgedacht haben. So, wie "Nachhaltigkeit" oft nur eine Worthülse ist, ist auch die Smartcity in den meisten Zusammenhängen lediglich Marketing-Blabla.
Und selbst der digitale Entwurf ist mehr Last als Lust: Die virtuellen Möglichkeiten bringen die Gefahr mit sich, die Auseinandersetzung mit dem Inhalt verkümmern zu lassen. "Form follows function" - diese alte Gestalterweisheit kann man im Digitalzeitalter nicht oft genug an Wände projizieren. Eine ganze Generation droht bei gleichzeitigem Verlust von Sozialisationserfahrungen aus der Natur das Symptom mit der Ursache zu verwechseln, Digitalität für einen Selbstzweck zu halten. Zusammenhänge, die für Problemlösungsprozesse notwendig sind, werden kaum noch vermittelt. Die Digitalisierung macht mehr Wissen verfügbar als jemals zuvor, aber die Fähigkeit, es problemorientiert anzuwenden, sinkt.
Dass Sie mich nicht missverstehen: Ich bin der Herr meines Smartphones, Digital Native der Social Media und Freund digitaler Abläufe. Mir scheint es nur an ganz vielen Stellen der Fall zu sein, dass wir uns selbst bei einfachen Problemen auf Nebenschauplätzen tummeln, statt mit Smart Nachdenking zu des Pudels Kern vorzudringen. Wenn wir dann zur Lösung der Probleme die Errungenschaften der Digitalisierung nutzen - dann wäre alles gut.
Die Smartcity, die einem gerade bis zum Erbrechen serviert wird, ist auch nur genauso smart, wie der Plan, ihre Probleme zu lösen. Natürlich ist es für manche toll, wenn jeder Baumpfahl einen Sender mit 5G-Empfang und Smartphone-Anschluss hat. Davon sinkt aber weder die Temperaturspitze im Sommer, noch wird die Luft sauberer, der Wohnraum bezahlbarer oder das nächste Regenereignis weniger. Es ist Stückwerk und Profilneurose, wenn die Smartwerdung der Stadt in sich automatisch dimmenden Leuchten und selbst lenkenden Verkehrsströmen endet. Erst müssen wir die Stadt klug neu denken und uns dann überlegen, welche Werkzeuge wir brauchen, um das umzusetzen, was wir uns ausgedacht haben. So, wie "Nachhaltigkeit" oft nur eine Worthülse ist, ist auch die Smartcity in den meisten Zusammenhängen lediglich Marketing-Blabla.
Und selbst der digitale Entwurf ist mehr Last als Lust: Die virtuellen Möglichkeiten bringen die Gefahr mit sich, die Auseinandersetzung mit dem Inhalt verkümmern zu lassen. "Form follows function" - diese alte Gestalterweisheit kann man im Digitalzeitalter nicht oft genug an Wände projizieren. Eine ganze Generation droht bei gleichzeitigem Verlust von Sozialisationserfahrungen aus der Natur das Symptom mit der Ursache zu verwechseln, Digitalität für einen Selbstzweck zu halten. Zusammenhänge, die für Problemlösungsprozesse notwendig sind, werden kaum noch vermittelt. Die Digitalisierung macht mehr Wissen verfügbar als jemals zuvor, aber die Fähigkeit, es problemorientiert anzuwenden, sinkt.
Dass Sie mich nicht missverstehen: Ich bin der Herr meines Smartphones, Digital Native der Social Media und Freund digitaler Abläufe. Mir scheint es nur an ganz vielen Stellen der Fall zu sein, dass wir uns selbst bei einfachen Problemen auf Nebenschauplätzen tummeln, statt mit Smart Nachdenking zu des Pudels Kern vorzudringen. Wenn wir dann zur Lösung der Probleme die Errungenschaften der Digitalisierung nutzen - dann wäre alles gut.
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