
Begrünung, Solarnutzung und Treffpunkt in Jena
Das neue Gebäude der Bibliothek und der Bürgerdienste Jena ist mit seinen genutzten Dachflächen ein kommunales Vorbildobjekt. So bieten die 2.400 m² umfassenden Dachflächen großen Mehrfachnutzen: als artenreich gestaltete Gründächer mit kleinen Terrassenbereichen und als Fläche zur solaren Energiegewinnung.
von ZinCo erschienen am 10.12.2025Die Kombination von Solar und Grün ermöglicht der ZinCo-Systemaufbau „SolarVert“ und inkludiert hier eine effiziente Bewässerung samt passgenauer Absturzsicherung.
Den Architekten des pbr Planungsbüro Rohling AG, Büro Jena, fügten den Neubau gekonnt in die sehr begrenzten Freiflächen zwischen Karmelitenkloster, Theater(platz) und Wohngebäuden ein. Sie passten die Form des Gebäudes präzise an die unregelmäßige Geometrie der bestehenden Bebauung an. Die verschiedenen Geschoss- und Gebäudehöhen lockern die Optik des zwei- bis vierstöckigen Baukörpers auf. Auch die blühenden Dachlandschaften tragen zum attraktiven Gesamteindruck bei. Einzelne Terassenflächen sind für die Öffentlichkeit und für Mitarbeitende zugänglich.

Auf der Grundlage einer wurzelfesten bituminösen Abdichtung startete der ZinCo-Systemaufbau mit der Schutz- und Speichermatte SSM 45. Als durchgängige Basis auf allen Gebäudeflächen folgte das Drän- und Wasserspeicherelement Floradrain FD 25. Dieses speichert Regenwasser in seinen oberseitigen Mulden und führt Überschusswasser auf der Unterseite sicher den Dachabläufen zu. Auf dieser Basis war alles Weitere möglich: Grünflächen, Belagsflächen sowie die Verlegung aller Solar- und Geländerbasisplatten für die durchdringungsfreie Verankerung der Photovoltaikanlagen und sämtlicher Absturzsicherungsmaßnahmen auf den Dachflächen. Von den 2.400 m² Gesamtdachfläche sind rund 1.800 m² begrünt und in Teilen mit Solarflächen kombiniert, sowie 600 m² als Gehbelags- und Terrassenflächen gestaltet.
Blühendes Bild auch im Sommer
Die Dachbegrünungen sind von den Innenräumen und umliegenden Gebäuden einsehbar, weshalb ein artenreiches und blühendes Erscheinungsbild wünschenswert war. Dafür eignete sich die Pflanzengemeinschaft „Steinrosenflur“ mit rund ein Dutzend verschiedener Sedum- und Staudenarten wie Nelken und Blauschwingel. Die Mischung „Bienenweide“ ergänzt die Pflanzung mit 35 nektarreichen und zeitversetzt blühenden Futterpflanzen für Bienen und andere Insekten. Ihre Blütezeit beginnt bereits im März mit Frühlings-Fingerkraut und reicht dank Berg-Bohnenkraut bis in den späten Herbst. Die Dachpflanzen sind gut trockenverträglich, da Jena jedoch sehr sehr niederschlagsarm ist, wurde eine effiziente Unterflurbewässerung installiert.

Auf die vollflächige Dränschicht wurde das Auqafleece AF 300 gelegt, auf welchem Tropfschläuche in Abständen von etwa 50 cm verlegt wurden. Das zweischichtige Aquafleece ist aufgrund seines unterseitigen Gewebes in der Lage, Wasser zuerst in der Fläche zu verteilen und nur durchtropfen zu lassen, wenn das oberseitige hochkapillarwirksame Vlies vollflächig wassergesättigt ist. Diese Art der Unterflurbewässerung zeichnet sich durch einen deutlich geringeren Wasserverbrauch im Vergleich zu einer herkömmlichen Zusatzbewässerung aus, da das Wasser direkt im Wurzelraum ohne Verdunstungsverluste zur Verfügung steht.
Zur Speisung des Bewässerungssystems wird Regenwasser in einer 25.000-l-Zisterne gesammelt, die sich im Bereich eines Innenhofes befindet. Im Systemaufbau folgte sodann die Systemerde „Steinrosenflur“ in einer Schütthöhe von 6-10 cm sowie die Ausbringung der Pflanzenvielfalt als Flachballenpflanzen und teils Sprossenaussaat.
Integration der Solaranlagen
Da es sich um einen Neubau handelt, konnte die Statik problemlos auf alle Nutzungswünsche ausgelegt werden. Zum Begrünungssystem (Gewicht im wassergesättigten Zustand) kommen hier die Eigenlasten der Photovoltaikmodule sowie etwaige Schneelasten hinzu.
Auf den Gebäudedachflächen über dem 3. und 4. OG ist die Extensivbegrünung mit Solaranlagen kombiniert. Im Systemaufbau „SolarVert“ positionierten die Arbeiter Solarbasisplatten SB 200 Reihe für Reihe auf die abgedeckte Dränschicht, die insgesamt 86 Photovoltaikmodule aufnehmen. Die 1 x 2 m großen Solarbasisplatten verfügen über unterseitige Konter- und Aussteifungsprofile und ermöglichen damit die Verschraubung der Solargrundrahmen SGR 25. Diese Rahmen haben einen Neigungswinkel von 25° und sind in den Randbereichen untereinander mit sogenannten Windverbänden stabilisiert.
Da die Bepflanzung für eine vergleichsweise geringere Umgebungstemperatur sorgt, steigert diese den Leistungsgrad der Photovoltaikanlagen. So werden auf den Dächern der Bibliothek und der Bürgerdienste Jena rund 30 kWp Strom erzeugt und für den Eigenbedarf genutzt.
Wege und Sicherheit
Auf den Dächern sind Wartungswege und Fluchtwege gebaut. Hier wie auch unter den Terrassenbelagsflächen sind die Floradrain-Elemente mit den Diffusionsöffnungen nach unten verlegt, damit in den Mulden kein Wasser stehen bleibt. Verfüllt mit 3-5 cm Verlegesplitt schließen sich klassische Betonplatten an.
Ob Lösungen zum Kollektivschutz oder Individualschutz für Arbeiten auf Dächern angebracht werden, hängt auch von den Dachgegebenheiten ab. Auf der Dachebene über dem 3. OG befinden sich knapp 80 lfm Arbeitsschutzgeländer Fallnet ASG, da sich dieses schnell zu montierende Pfostensystem besonders flexibel an die unregelmäßige Dachgeometrie anpassen ließ.
Ebenfalls durchdringungsfrei und von der Substratauflast gehalten funktioniert die Absturzsicherung Fallnet SR Rail als Lösung zum Individualschutz. Die Grundidee ist, dass sich eine Einzelperson mit der persönlichen Schutzausrüstung an einem beweglichen Anschlagpunkt des Rail-Systems einhängt und damit im Dachrandbereich komfortabel und gesichert Wartungsarbeiten ausführt. Insgesamt sind 185 lfm Fallnet SR Rail verlegt, zum Beispiel auf der kompletten Solardachfläche über dem 4. OG. Verankert ist das flexible System auf den dort vorhandenen Solarbasisplatten SB sowie einzelnen Rasterelementen Fallnet SR.
3Kommunales Vorbildprojekt
Der Neubau der Bibliothek und der Bürgerdienste Jena ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass auch in dichter innerstädtischer Bestandsbebauung ein bedeutendes bauliches Zeichen für eine Stadt entstehen kann. Und kennzeichnend für das kommunale Vorbildprojekt ist seine besondere Nachhaltigkeit bei der Dachgestaltung.
- Baujahr: 2022/2023 in Bauabschnitten
- Dachfläche: ca. 2.400 m²
- Begrünungsaufbau: ZinCo-Systemaufbau „SolarVert“
- Bauherr: Kommunale Immobilien Jena
- Architekt: pbr Planungsbüro Rohling AG, Jena
- Ausführung: Jochen Kürbs, Zimmerei und Dachdeckerei, Apolda
- Systemlieferant: ZinCo GmbH, Nürtingen



















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