Diese Regeln helfen, das Stadtbild zu erhalten
Es wird oft unterschätzt, welchen Einfluss ein authentisches Gesamtbild auf die Ausstrahlung einer Siedlung, das Identitätsgefühl ihrer Bewohner, die Attraktivität für Fremde und das wirtschaftliche Funktionieren hat. Oft sorgen zweifelhafte Bauprojekte, rücksichtslose Investorenentscheidungen und achtloses Gestalten für die Gefährdung von Lebensqualität und Identität. In vielen Fällen ist kommunalen Entscheiderinnen und Entscheidern gar nicht bewusst, welche Auswirkungen selbst kleinere Eingriffe haben können. Um ortstypische Gestaltungselemente besser über Gestaltungssatzungen schützen zu können, liefern wir hier eine Auswahl von Gestaltungselementen und erklären ihre Auswirkung auf das Gesamtbild:
- Veröffentlicht am

Stadtstruktur
> Gewachsene Struktur beachten: Dörfer und Städte haben sich oft entlang bestehender Strukturen entwickelt - beispielsweise an Verkehrsverbindungen, Flüssen, Hangkanten oder Felsen. Manche sind auch auf dem Reißbrett geplant. Ihre individuell gewachsene Struktur macht ihre Besonderheit aus. Bei allen Neugestaltungen sollte die gewachsene Struktur die Richtschnur sein. Blickpunkte, Landmarken und Sichtachsen sollten unbedingt erhalten oder wieder herausgearbeitet werden.
> Wasser mit Stadt- oder Dorfraum verknüpfen: Flüsse und Bäche als Bezugspunkte des Ortes wurden in der Vergangenheit oft missachtet und verbaut. Die Verbindung von Wasser und Ortsraum steigert aber die Lebens- und Aufenthaltsqualität eines Ortes enorm. Wasserflächen und innerörtliche Freiflächen sollten immer zusammengedacht werden (grün-blau-graue Infrastruktur). Dabei besteht in der Regel die Aufgabe, Hochwasserschutz und Aufenthaltsqualität miteinander in Einklang zu bringen.
> Vorhandene Substanz erhalten und umnutzen: Bevor auf der „grünen Wiese“ Fläche verbraucht wird, sollte erst überprüft werden, wie sich historische Struktur und Substanz so ertüchtigen lassen, dass modernes Wohnen und Arbeiten möglich wird. Oft ist dies durch kluge Eingriffe möglich und führt zu besonders spannenden Lösungen (Beispiel Duchroth). Wertmindernde Leerstände sollten durch Umnutzung, Reaktivierung oder - bei für die Struktur unwichtiger oder sogar srtörender Substanz - durch Abriss beseitigt werden.
> Region und Landschaft als Vorbild nehmen: Wenn nicht möglich ist, ortstypisch zu gestalten, weil die Struktur bereits überformt und nicht mehr erkennbar ist, bietet die Umgebung in der Regel Vorbilder für regionaltypische Gestaltung.
Verkehrsstrukturen
> Straßen zurückbauen und umgestalten: Kaum etwas hat unsere Städte mehr verändert als der Autoverkehr – besonders für die Bewohner. Heute geht es darum, den Stadtraum wieder zurückzugewinnen. So bieten Straßen auch die Möglichkeit, das Ortsbild wiederherzustellen oder zu reparieren – etwa durch Rückbau der Straßen und Parkplätze oder durch attraktivere Beläge, Shared-Space-Lösungen, Baumpflanzungen oder Staudenflächen.
> Straßenbahntrassen begrünen: Straßenbahnen sind ein wichtiges Element der urbanen Verkehrswende. Doch die in der Regel parallel zu Straßen liegenden Gleise schlagen oft erhebliche Schneisen in den Stadtraum. Die Begrünung des Gleiskörpers hilft, die Auswirkungen auf das Ortsbild abzumildern, die Infrastrukturflächen zu gliedern und die Erhitzung des Straßenraums zu reduzieren. (Siehe dazu auch FG-Beitrag: Begrüne Bahntrassen - Mehr Grün im Gleis)
> Parkplätze sorgfältig planen: Sie sind immer ein Angriff auf das Ortsbild. Oft werden große Flächen mit billigen Funktionsmaterialien befestigt. Hier ist besonders bewusstes Gestalten angezeigt (Vergleiche dazu „Checkliste zur Gestaltung von Großparkplätzen“)
> Brücken bewusst gestalten: Brücken sind ein unerlässliches vernetzendes Element in der Landschaft. Dabei können insbesondere historische Brücken den Charakter des Ortsbildes prägen. Sie entsprechen aber in ihren Maßen zum Teil nicht mehr den Anforderungen das modernen (Last-)Verkehrs. Der Bau neuer Brücken kann Durchgangsstraßen entlasten. Bei ihrem Bau sollte darauf geachtet werden, das Ortsbild nicht grundlegend zu verändern.
> Autobahn- und Bahndämme einbinden: Dammbauwerke gehören oft dem Bund und der Bahn. Doch wenn sie das Ortbild beinflussen, sollten diese Bauwerke durch Absprachen mit den entsprechenden Stellen ins Ortsbild integriert werden.
> Kreisverkehre nutzen: Die Ausbreitung der Kreisverkehre bietet auch einige Chancen für das Ortsbild. Auf der einen Seite lassen sich hier kommunaltypische Themen aufnehmen. Auf der anderen Seite bietet der Kreisel auch die Möglichkeit, durch Bepflanzung den Stadteingang aufzuwerten.
> Informelle Verbindungen erhalten und fördern: Gerade im ländlichen Raum bestehen oft historische Fußgängerverbindungen mit geringem Versiegelungsgrad, die für das Gesamtbild, die Atmosphäre und die Funktion Bedeutung haben. Sie sollten auf jeden Fall erhalten, reaktiviert oder gefördert werden.
Gebäude, Bautypen und Kubaturen
> Bauformen erhalten: Jede Region hat ihre Baukultur mit besonderen Bauformen, die zur Identität einer Kommune beitragen. Die Erhaltung der im Zeichen dieser Baukultur errichteten Gebäude hilft, das Ortsbild zu schützen. Dabei ist es durchaus möglich, historische Strukturen mit modernem Wohnen zu kombinieren. Oft sorgt der Umbau und die Kombination mit modernen Anbauten sogar für ein ganz besonderes Wohngefühl.
> Historische Industriearchitektur umnutzen: Gerade historische Industriearchitektur ermöglicht besonders stilvolle Umnutzung. Die in der Vergangenheit oft hochwertig gebaute Architektur hat eine besondere Ausstrahlung und lässt sich durch gefühlvolle Eingriffe bestens ins Ortsbild integrieren. Oft entstehen so Räume mit höchster Aufenthaltqualität.
> Vergleichbare Kubaturen und Formen einhalten: Kann die Substanz nicht erhalten werden – was in jedem Fall gründlich zu prüfen ist – kann eine Bezugnahme auf ortstypische Bauformen/Kubaturen und Materialien auch einen Abriss kompensieren helfen. Im Fall des Falles können historische Baumaterialien und Bauteile in das Gebäude oder die Freianlagen integriert werden.
> Kontrast von alt und neu nutzen: Historische Substanz und moderne Architektur schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil. Guten ArchitektInnen oder LandschaftsarchitektInnen gelingt es, durch die Aufnahme bestehender Materialien, Farben, Kubaturen – oder das geschickte Kontrastieren, das Neue harmonisch mit dem Alten zu verbinden. Gelingt der Spagat, kann die Ausstrahlung davon gewaltig profitieren. Das Bundesland Niederösterreich bietet dazu mit seiner Publikation "NÖ gestalten" immer wieder gute Beispiele.
> Kleinarchitekturen schützen und erhalten: Pavillons und mehr: In der Vergangenheit wurden oft Kleinarchitekturen aus Stein, Stahl oder Holz errichtet, die sich bis heute erhalten haben. Diese Gebäude verdienen besonderen Schutz und eine bewusste Einbindung ins Ortsbild.
Funktionsgebiete
> Gärten in den öffentlichen Raum verlagern: Zeitnot, Unwissenheit und Eigennutz haben den Trend zu achtloser Gestaltung (Beispiel Steinschüttungen) in den Wohngebieten befeuert. Die Verkleinerung der Privatgrundstücke und die Verlagerung der Freiflächen in die öffentliche Verantwortung können helfen, das Ortsbild vor gestalterischen Auswüchsen zu schützen.
> Gewerbegebiete bewusst gestalten: Selten gelingt es Gewerbegebiete harmonisch an den Siedlungsbereich anzubinden. Es kommt zu bunt gemischten Ansammlungen von wenig atraktiven Zweckbauten. Dabei können auch ganze Gewerbegebiete oder einzelne Gewerbegrundstücke attraktiv gestaltet werden. Dazu braucht es eine Rahmenplanung, gute Beratung und kommunale Durchsetzungskraft (Siehe Checkliste Gewerbe-Immobilien). Es ist nicht vergessen: diese Gebiete prägen über Jahrzehnte den Ortsrand.
> Supermärkte und Discounter nur mit Auflagen genehmigen: Es ist kaum verständlich, dass sich kommunale Entscheider immer wieder von Investoren oder Marktbetreibern unter Druck setzen lassen, um Filetstücke am Ortsrand in Handelsflächen umzuwandeln. Zweckarchitektur, groß dimensionierte versiegelte Flächen, Alibipflanzungen und funktionale Einfriedungen bestimmen fortan die Ausstrahlung des Ortsbildes. Auch hier ist eine Rahmenplanung, gute Beratung und kommunale Durchsetzungskraft gefordert – besonders was die Gestaltung der Parkplätze anbelangt (Siehe Checkliste Großparkplätze).
> Sportplätze einbinden: Auch Sportanlagen gehören oft nicht zu den attraktivsten Flächen der Kommune. Dabei lässt sich auch hier durch Eingrünung und Materialwahl viel tun, um die Anlagen ins Ortsbild einzubetten.
Baustoffe
> Auf die Materialauswahl achten: Die Ausstrahlung historisch gewachsener Siedlungen wird stark von den Baustoffen geprägt. Regionaler Naturstein, Klinker, Holz und die Materialien der Dacheindeckung geben den Ton an. Da zur Zeit ihrer Entstehung lokale Lieferquellen maßgebend waren – etwa ein Steinbruch oder eine Ziegelei – gibt es oft eine harmonische Einheitlichkeit. Moderne Siedlungsteile verlieren sich oft in der Beliebigkeit, haben wenig Ausdruck und wirken damit kaum identitätsstiftend. Hierzu tragen gerade industriell gefertigte Baustoffe und Bauteile bei, die steril und damit wenig einladend wirken. Die Gestaltungssatzung hilft, die größten Bausünden auszuschließen.
> Ortstypische Farben und Formen berücksichtigen: Sind Originalbaustoffe nicht mehr verfügbar, hilft eine Orientierung an ortstypischen Farben und Strukturen, den Ortsbezug herzustellen (z.B. Dachbaustoffe, Fassadenfarben, Beläge etc.).
> Historische Baustoffe bewahren: Gerade im Hinblick auf Ressourcenknappheit sollten auch bei Sanierungsmaßnahmen historische Baustoffe erhalten und für eine spätere Nutzung vorgehalten werden, das gilt besonders für Mauerbaustoffe, Beläge und alte Holzbaustoffe.
> Besonderer Augenmerk auf die Belagsflächen! Beläge nehmen in der Regel große Flächen ein und beeinflussen damit das Gesamtbild erheblich. Entscheidungen, die in Bezug auf Beläge getroffen werden, prägen manchmal für Jahrzehnte das Ortsbild. Das ist in allen jenen Orten zu besichtigen, die etwa in den 80er Jahren ihr historisches Pflaster geopfert und gegen modische Betonprodukte eingetauscht haben. Kaum etwas visualisiert heute besser die Rückständigkeit, als aus der Mode gekommene und schäbig gewordene Betonprodukte. Gerade Entscheidungen zu Belagsmaterialien sollten deshalb sehr sorgfältig abgewogen werden. Reine Kostenbetrachtungen sind angesichts der langfristigen Bedeutung für das Gesamtbild nicht sinnvoll. Empfehlenswert ist es eher, sich am Modell der Lebenszykluskosten zu orientieren (Kosten gerechnet auf die Liegezeit).
> Auf fachgerechten Einbau achten: Mit ein paar unsauber geschnittenen Steinen, aus der Flucht laufenden Fugen oder Stückeleien im Pflasterbelag lässt sich leicht die Ausstrahlung der gesamten Fläche ruinieren. Gewissenhafte Baubegleitung und ergebnisorientierte Bauabnahme (inklusive notwendiger Reklamationen und Aufforderungen zur Fehlerbehebung) helfen, das erwünschte Bild sicherzustellen.
> Regionaltypische Materialien (Naturstein, Klinker) sollten den Vorzug vor modischen Industrieprodukten erhalten.
> Ortstypische Bauweisen (Pflastermuster, Materialkombinationen) sind Standardbauweisen vorzuziehen.
> Historische Beläge erhalten: Solche Flächen sollten so weit wie möglich erhalten und durch geschickte Materialkombinationen barrierefrei gemacht werden (Abschleifen von Bahnen, Einlegen von Platten, Einbau von fugenlosen Belägen).
> Die Notwendigkeit von Asphaltdecken prüfen: Die Verwendung von Asphalt- oder Ortbetondecken sollte im Vorfeld simuliert und gründlich abgewogen werden, welche Auswirkungen damit auf das Ortsbild verbunden sind. Auch bei diesen Belägen sind Anpassungen in Farbe und Oberflächenstruktur möglich!
> Nebenwege extensiv befestigen (Kies- und Splittwege, Wassergebundene Decken): Es ist ein Trugschluss, dass alle Verkehrsflächen gepflastert oder asphaltiert sein müssen. Gerade Nebenwege und Seitenstraße können auch mit Kies- oder Splittdecken ausreichend befestigt sein. Gerade im dörflichen Kontext zahlt das auf ein positives Ortsbild ein.
> Kies- und Schotterflächen beschränken: Sie gelten zwar bei vielen Mitbürgern als pflegeleicht, das ist aber ein Irrtum. In Wirklichkeit verdrängen sie meist Vegetationsflächen und sind sie in vielen Fällen ein Angriff auf das gewachsene Ortsbild. Außerdem sind sie ökologisch fragwürdig und für das örtliche Kleinklima eine Katastrophe. Kies- und Schotterschüttungen sollten per Gestaltungssatzung untersagt und durch Beratung verhindert werden (siehe auch für die Bauwilligenberatung das Buch "Der Kies muss weg!"). Eine Checkliste zum Umgang mit Kies und Schotter finden Sie hier.
Mauern und Zäune
> Mauern erhalten und Schutz fördern: Historische Mauern atmen den Hauch von Geschichte und damit Tradition. Ihre Ausstrahlung ist besonders – das hat jeder schon einmal erfahren, der im Süden im Schutz einer solchen Mauer saß. Mauern gliedern Räume, werfen kühlenden Schatten oder speichern die Wärme für kälteempfindliche Pflanzen, sind lebendige Biotope und Zeugnisse der Geschichte. Sie verdienen es, harmonisch in Neugestaltungen eingebunden zu werden. Das gilt auch ganz besonders für die Auswahl an die Mauer grenzender Beläge und Bauteile. Die Erhaltung von Mauern sollte von Seiten der Kommune (auch finanziell) gefördert werden.
> Böschungssicherungen bewusst planen: Zum Abfangen von Böschungen treten vielerorts Gabionen, L-Steine oder andere billig zu versetzende Industrieprodukte an die Stelle von Mauern oder Trockenmauern. Im Anbetracht der Wirkung auf den angrenzenden öffentlichen Raum sollten Materialentscheidungen hier gut durchdacht werden – auch, weil diese Lösungen über Jahrzehnte ihren Zweck erfüllen sollen. Das Konzept der Lebenszykluskosten eignet sich hier besser als Betrachtungsrahmen. Natursteinmauern sind in der Regel die attraktivere Lösung. Lassen sich preiswerte Bauwerke nicht mehr abwänden, bleibt immer noch eine Kombination mit Kletterpflanzen oder vorgepflanzten Hecken.
> Holzzäune fördern: Gerade auf dem Land sind ortstypische Holzzäune Verbindungselemente mit großer Ausstrahlung. In der Regel sind sie weniger haltbar und manchmal schwerer zu pflegen, weshalb sie aus vielen Ortschaften zu verschwinden drohen. Das Festhalten ortstypischer Formen in einer Gestaltungssatzung und die Förderung des Erhalts dieser Zäune sind lohnende Investitionen in das Ortsbild und dessen Attraktivität. Beratung hilft, den Pflegemehraufwand zu relativieren und den optischen Mehrwert zu kommunizieren.
> Erhalt historischer Metallzäune unterstützen: In vielen Städten wurden im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schmiedeeiserne Zäune als Grundstücksgrenzen verwendet. Sie prägen oft die betreffenden Straßenzüge. Ihre Erhaltung sollte in der Gestaltungssatzung festgehalten und durch Fördermaßnahmen unterstützt werden. Werden moderne Lösungen bevorzugt, sollten sie in künstlerischer und architektonischer Qualität Umgebung und Architektur gerecht werden.
> Vorgaben für Sichtschutzlösungen aufstellen: Gerade beim Thema Sichtschutz ist der Bedarf der Bürger nachvollziehbar. In einer Gestaltungssatzung können gute und ortstypische Lösungen gezeigt werden. Gabionen sind kein adäquater Sichtschutz, sondern ein Element der Hangbefestigung.
> Stabmattenzäune aus Wohnsiedlungen verbannen: Stabmattenzäune mögen in Industriegebieten akzeptabel sein – in Siedlungen haben sie gestalterisch nichts verloren; besonders in Siedlungen mit historischem Kontext. Ähnliches gilt für Maschendrahtzäune und vergleichbare Produkte. Derartige Industrieprodukte werden dem Ortsbild nur gerecht, wenn sie in Kombination mit Kletterpflanzen oder Hecken verbaut werden.
Schilder und Einbauten
> Stilvolle Beschilderungen: Gerade Einbauten in historischen Kontext verlangen feinfühliges Gestalten. Bei allem Verständnis für die Interesse der Gewerbetreibenden aufzufallen, muss das Auffallen sich dem Stadt- oder Ortsbild unterordnen.
> Durchgehende Beschilderungssysteme einführen: Ein einheitliches, dem Ortsbild angepasstes Leit- und Schildersystem wirkt harmonisch und durchdacht.
Beleuchtung
> Sorgfältige Licht- und Leuchtenplanung: Beleuchtungssysteme gehören zu den komplexesten Einbauten in einen gewachsenen Kontext; nicht nur wegen der meist auffälligen Elemente, sondern auch wegen der Lichtwirkung.
> Vorsicht mit verspielten Produkten: Moderne und sachliche Kontrapunkte zum historischen Kontext haben sich oft als gute Lösung erwiesen. Historisierende Elemente wirken dagegen oft lächerlich; spätestens wenn sie in die Jahre gekommen sind.
> Lichtverschmutzung vermeiden: Eine durchgängige Lichtplanung hilft, genau an der richtigen Stelle, zur rechten Zeit jeweils die richtige Menge Licht zu erhalten. Dabei gilt es nicht nur geeignete Leuchten und Leuchtmittel herauszufinden, sondern auch die Lichtfarbe und die Objekte, die herausgehoben werden sollen. Die Gefahr von Lichtverschmutzung ist ebenso zu minimieren, wie die Verschwendung von Energie und die Gefährdung nachaktiver Lebewesen.
> Reduktion der Lichtmenge in den Nachstunden spart nicht nur Energie und Geld, es sichert den Bürgern auch den Nachschlaf und sichert nachaktiven Tieren, vor allem Insekten, ein Überleben.
Pflanzen als Integrationselemente
> Pflanzen sorgen für Leben: Pflanzen (Bäume, Hecken, Kletterpflanzen und Stauden) helfen, harte Stadtstrukturen abzumildern oder Viertel aufzuwerten. Sie sorgen für besseres Klima, mehr Leben und ein attraktives Erscheinungsbild. Auch Bausünden lassen sich bis zum gewissen Grad kaschieren, und gestörte Strukturen reparieren.
> Stadtbäume erhalten: Sie sind die klassischen Elemente der grünen Stadt. Alleen oder Platzbäume – viele Kommunen haben ortstypische Baumstrukturen; abhängig von Klima, Boden und Kulturgeschichte. Oft verlangt der Klimawandel Anpassungen in der Artenwahl. Arten mit ähnlichem Habitus helfen, das Ortsbild zu erhalten. Als Argumentationshilfe gegenüber Bürgern haben wir ein entsprechendes Papier formuliert.
> Bäume auf Privatgrundstücken schützen: Baumschutzsatzungen helfen den Baumbestand zu sichern. Aber Vorsicht: Diskussionen in der Phase der Einführung können zu präventiven Fällungen führen.
> Hecken pflegen: Buchenhecken, wie sie in der Gegend von Monschau gegen den Wind gepflanzt und über Jahrzehnte gepflegt wurden, gibt es nicht in jeder Region. Umso wichtiger ist ihr Erhalt und die kommunale Unterstützung für diejenigen, die diese Elemente am Leben erhalten. Aber auch andere Regionen kennen Hecken als Elemente der Stadtstruktur – beipielsweise als Relikte von Knicks oder Wallhecken. Diese gehören ebenso erhalten und sind häufig auch über die Naturschutzgesetze der Länder geschützt.
> Obstwiesen und Obstbäume fördern: Die Obstwiesen gehörten im ländlichen Raum zum Konzept der Selbstversorgung und haben landschaftsprägenden Charakter. Ihr Erhalt ist nicht nur ökologisch wichtig; Obstwiesen und Obstbäume tun dem Ortsbild gut und tragen zur Umweltbildung bei.
> Bauerngärten fördern: In vielen ländlichen Gegenden dienten Bauerngärten der Produktion von Lebensmitteln und Heil- sowie Nutzpflanzen, waren aber auch Ziergärten. Diese Tradition lässt Kommunen mit einer entsprechenden Geschichte besonders lebendig wirken.
> Gartenstrukturen erhalten: Gesellschaftliche Entwicklungen wie Mobilität, Entfremdung von der Natur, überhöhtes Ordnungs- und Sauberkeitsverständnis sorgen dafür, dass sich auch die Gartenflächen verändern, unter Steinschüttungen verschwinden (siehe Checkliste "Wie umgehen mit Kies und Schotter?") oder gar befestigten Infrastrukturflächen geopfert werden. Das ist nicht nur ökologisch und stadtklimatisch ein Problem - es beeinträchtigt auch das Stadt- und Siedlungsbild. Hier gilt es durch Gestaltungssatzungen und ganz viel Kommunikation entgegenzuwirken. Eine Argumentationshilfe erleichtert die Arbeit von Kommunen, die zu Recht dagegen vorgehen.
> Wiesenflächen nachhaltig pflegen: Wiesen sind klassisches Freiraumelement. Sie können den Blick auf historische Gebäude lenken und/oder Aufenthaltsqualität bieten. Bei ihrer Pflege ist die Pflegeintensität abzuwägen – eine seltenere Mahd beispielsweise fördert den Artenreichtum in Flora und Fauna.
> Brachen erhalten: Auch die Vegetation von Brachen hat ihre Berechtigung in der Stadt. Ihre typische „Wildheit“ sollte allerdings entsprechend kommuniziert werden, da sonst der Eindruck der Verwahrlosung und Ungepflegtheit entsteht.
Integrierte und angrenzende Naturräume
Wenn am Ortseingang ein Felsentor steht, hat ein Penny daneben nichts verloren. Vor den Ausblick auf eine Burg gehört kein Discounter-Schild, zum angrenzenden Wald gehört ein harmonischer Übergang – wer als Kommune das Glück hat, durch einen angrenzenden Naturraum besonders attraktiv zu sein, sollte sich dieser Qualitäten auch bewusst sein und feinfühlig damit umgehen – auch wenn das entschlossenes Auftreten gegenüber Investoren oder den wirtschaftlichen Interessen einzelner Bürger verlangt! (Vergleiche dazu auch die „Liste kommunaler Biotope“)
Die Gestaltungssatzung
Wenn wir wissen, dass es bei dem Erscheinungsbild einer Kommune nicht um Geschmäcker, sondern um Identität geht, wird die Bedeutung eines Gestaltungsbeirates und einer Gestaltungssatzung nachvollziehbar. Eine gute Gestaltungssatzung zeigt die ortstypischen Elemente, erklärt schlüssige Lösungen von gestalterischen Problemen und listet die No-Gos und die Gründe ihres Ausschlusses auf. So kann das Bewusstsein für das Ortsbild geschärft werden. Eine Mustersatzung finden Sie hier.
> Lesen Sie dazu auch unsere korrespondiertende Checkliste: Nachhaltigkeit in der kommunalen Freirumplanung
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.