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Gestern im Bauausschuss Nr. 45

Ein Geländer-Drama in 5 Akten

Kolumne – Franz Gerhard, leidgeprüftes Bauausschuss- und Kreistagsmitglied, berichtet aus seinen Erfahrungen.

von Franz Gerhard, leidgeprüftes Bauausschuss- und Kreistagsmitglied erschienen am 09.10.2024
„So liebe Leute. 13ter Versuch, unsere Kreuzung sicherer zu machen! Das wird Rad- und E-Rollerfahrende überzeugen, ihr Tempo anzupassen. Das Gartenbauamt übernimmt den Bau mit Heckenelementen aus dem nicht abgerufenen Fonds zur Begrünung der Innenstadt.“ © Herbert Druschke
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Stellen Sie sich innerorts eine rechtwinklige Kreuzung vor. Eine der vier zulaufenden Straßen kommt von einer Anhöhe, auf der eine Schule steht. Genau diese Straße ist ob ihrer gleichen Breite ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer benutzbar. Die meisten Schüler nutzen die gegenüberliegende Straße als weiterführenden Weg – sprich: sie kreuzen die Kreuzung. Angesichts der beschriebenen Situation können Sie sich vielleicht schon vorstellen, dass Konflikte vorprogrammiert sind: Radfahrer, die mit Schwung der Hangabfahrt über die Kreuzung schießen. Aus umgekehrter Richtung wiederum wird gerne Anlauf genommen, um „den Berg“ hochzukommen.

Nachdem diese Situation seit Erfindung des Fahrrades geduldet wurde, war 2023 der Zeitpunkt erreicht, einzuschreiten. Stichwort: Schulwegsicherung. Im Bauausschuss wurde das Thema von der Verwaltung kurz angesprochen. Alles kein Problem: ein Geländer würde die direkte Durchfahrt behindern, Radfahrer müssten dann absteigen, regelkonform ihren Drahtesel über die Kreuzung schieben und anschließend wieder aufsatteln.

1. Akt: Es wird am unteren Ende der Hangstraße mittig ein Geländer aufgestellt – Länge etwa 2,50 m. Wirkung: Null. Radfahrer fahren auf der breiten Straße einfach links und rechts vorbei.

2. Akt: Das Geländer wird beidseitig um 2,50 m verlängert. Nunmehr ist die gesamte Fahrbahnbreite abgesperrt. Wirkung fast Null. Der Durchschnittsbiker löst „das Problem“ mit einem leichten Rechts- beziehungsweise Linksbogen. Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern nehmen zu.

3. Akt: Das Geländer wird beidseitig um 10 m(!) verlängert. Jetzt gibt einen Aufschrei von Radfahrern und Fußgängern, die sich angesichts der erzwungenen Umwege benachteiligt sehen. Schüler, die zu Fuß unterwegs sind, lösen die neue Herausforderung, indem sie das Geländer fortan über- oder unterklettern.

4. Akt: Ende 2023 wird der Bau eines zwei Meter hohen Zauns oder gar einer Mauer im Bauausschuss diskutiert. Der Vorschlag wird aus Ortsbildgründen jedoch für nicht zielführend erachtet.

5. Akt: 2024 wird das Geländer wieder vollständig abgebaut. Binnen eines Jahres gab es drei Unfälle von Radfahrern, die gegen das Geländer gefahren sind. Ebenso wurde ein Schüler beim Überklettern von einem Auto angefahren. Alle Unfälle verliefen zum Glück glimpflich.

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