
Fahrräder schöner abstellen
Die Mobilitätswende fordert ein Neudenken des Verkehrsraums: weniger Pkw-Stellplätze, mehr Fahrradstellplätze. Hier sind smarte Lösungen von Landschaftsarchitekten und Herstellern gefordert.
von Katja Richter erschienen am 29.08.2024Minimalistisch, unauffällig und robust: das umgekehrte breite U – der klassische Wiener Bügel, wie er 1980er erstmals im öffentlichen Raum auftauchte – ist heute Standard und wird von den meisten Herstellern angeboten. Auch bei Radfahrenden sind die Anlehnbügel wegen der hohen Funktionalität und der guten Standsicherheit über den Rahmen beliebt. Die beidseitig mögliche Nutzbarkeit und die hohe stadtgestalterische Verträglichkeit machen den Klassiker zum meist verbauten Favorit.
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Variationen des Klassikers
Aus dem einfach gebogenen Rundrohr haben sich inzwischen unzählige Gestaltungsvarianten entwickelt, die sich optisch nur in kleinen Details wie Verarbeitung und gelungener Proportion unterscheiden. Eckig, gerundet, mit Zwischenholm wie beim Kreuzberger Bügel, seitlich geöffnet oder als Kreis, aus Rundrohr oder Flachstahl – die größte Auswahl an Bügelformen auf einen Schlag findet man bei Thieme-Stadtmobiliar.
Auch BenkertBänke bietet schlichte Grundformen an, aus pulverbeschichtetem Edelstahl, mit einer Rahmenhöhe von 90 cm. Interessant die kreisrunde Form C1000, die allen Komfort eines Rechteckbügels bietet und weniger Platz einnimmt.
Zusätzlichen Schutz bietet die aufgesetzte Holzauflage bei Euroform W auf dem Querholm des Modells Lineasosta light: Es schützt gegen Lackschäden und kann mit Tischkantenhöhe auch als lässige Anstehhilfe genutzt werden.
Ebenfalls schlicht und mit aufgesetztem Holzprofil: Das Fahrradgeländer Strande von L. Michow & Sohn. Hier sind verschiedene Holzarten verfügbar, das ermöglicht viel Gestaltungsspielraum.
Spannend ist der Poller Müngsten von Michow mit Doppelfunktion. Er wurde als universell einsetzbares Element entwickelt: Das ungewohnliche Pollerformat aus Rechteckrohr gibt es sowohl geschlossen als auch mit zwei Öffnungen, die als Anschließmöglichkeit für Fahrräder dienen (siehe Bild unten).
Der Fahrradparker Binga von Runge bekommt als Holm eine scheinbar schwebende Holzleiste, die bündig zwischen zwei seitlichen Stahlwangen sitzt. Die unterseitige Verbindung von Holz und Stahlprofil macht das System besonders elegant. Der Bügel passt so in die bekannte Stadtmobiliar-Familie Binga. Höhe und Länge liegen bei je 85 cm, werden auf Wunsch aber projektindividuell angepasst. Funktional bietet der Fahrradständer mehr Schutz und vermeidet unnötige Kratzer am Zweirad. Als ganzer Rahmen mit gerundeten Ecken kommt die quadratische Estiva-Serie, auch mit Holz-Inlay unter dem Holm, und das schmalere Oho von Runge daher. Die abgerundeten Rechtecke sind über zurückspringende Sockelplatten etwas vom Boden abgehoben und schweben dadurch optisch leicht über dem Belag.
1Unverwechselbares Design
Vestre aus Norwegen wird seinem Ruf als Hersteller von besonderen Designmöbeln für den städtischen Raum gerecht und bietet ein in der Formensprache eigenwilliges Portfolio. Sinus, City und Bøy machen im Straßenraum als Welle, Pin oder Bogen auf sich aufmerksam. Neu dazu kommt ein Parklet-2.0-Modul für sechs Fahrräder, das auf einen gängigen Pkw-Stellplatz passt. Die Serie besteht aus sechs vollständigen Modulen mit Parklet-Varianten, die rasch verlegt und gegebenenfalls im Straßenbild umgestellt werden können. Alle Modelle von Vestre kommen aus ThePlus im ostnorwegischen Magnor.
2Das junge Unternehmen Citydecks aus Mannheim hat, gemäß ihrer Grundhaltung des temporär bespielbaren Freiraums, auch urbane Fahrradsteller im Programm. Der robuste Radständer Aufgestellt ist konzipiert für den temporären oder dauerhaften Einsatz und eignet sich besonders für Real-Labore und Verkehrsversuche oder für Flächen, bei denen der Bodenbelag nicht beschädigt werden soll. Durch das Verbinden von Radbügel- und Bodenplattenelement können nach Bedarf beliebig viele Stellplätze in Reihe hergestellt werden. Runde Einbuchtungen auf beiden Seiten fixieren das Vorderrad und gewährleisten einen sicheren Stand.

Ein bisschen retro, aber herrlich dynamisch und zeitlos gut ist die Fahrradschnecke von Thieme-Stadtmobiliar, die wie eine überdimensionierte Spiralbindung im Straßenraum liegt. Die Schneckenhöhe ist in 75 cm oder 50 cm und mit variablen Längen von 150 cm bis 450 cm erhältlich. Je länger, umso besser ist der Eternity-Effekt der Spiralform, in die Fahrräder von beiden Seiten eingeschoben werden können. Der feuerverzinkte Edelstahl ist geschliffen und auf Wunsch mit Farbbeschichtung erhältlich.
Moderne Mobilität: Scooter und Lastenräder
Für die neue Zweirad-Mobilität werden in Zukunft neue Sicherungs- und Abstelleinbauten notwendig. An Schulen oder anderen Orten mit jüngeren Verkehrsbeteiligten haben beispielsweise City-Roller weiterhin Hochkonjunktur und freuen sich über eine stabile Sammelstelle.
Im Modell Tidy-Scooter von Euroform W lassen sich alle Roller-Typen einfach aufräumen, pro Einheit vier Stück. Der Systemrahmen positioniert das Fahrzeug in einer Aussparung im Flachstahlholm und in der Bodenplatte, die Lenkstange kann mit einem Hebel zusätzlich fixiert werden, der sich bei Bedarf mit einem Vorhängeschloss sichern lässt. Die etwas niedrigere Variante Tidy-Kids ist speziell für kleine Menschen und ihre Fahrzeuge designt.

Auch Ziegler hat einen Scooter-Parker Manila mit sechs Stellplätzen, die in drehbaren Stahlsicheln aufbewahrt werden. Das anthrazit-schwarze Vierkantrohr lässt sich über zwei Füße auf den Boden dübeln oder mittels Platte an einer vertikalen Wand befestigen. Platzsparend ist die doppelseitige Möglichkeit, die es mit einem runden Bügelrahmen, inklusive Rollersymbolen, gibt. Auch hier kann man die Arretierung mit einem Locker- oder einem dünnen Spiralschloss gegen Diebstahl sichern.
Durch die größeren Abmessungen, die ein Lastenfahrrad oder Cargo Bike mit sich bringt, bieten sich eigene Abstellflächen für Lastenräder an. Anders als klassische Fahrräder sind Lastenräder wegen ihrer breite Ausladung mit einem Doppelständer ausgestattet und allein standsicher. Dafür sind Lastenräder mit zirka 210 bis 270 cm Länge deutlich länger. Anschließbügel für Lastenräder sollten in einem Achsenabstand von mindestens 100 cm, vorzugsweise 125 cm aufgestellt werden. Auch wenn kurze Bügel oder Anschließpunkte zum Abstellen eines Lastenrads ausreichen, teilt der lange Cargo Maxi von Runge die Parkflächen systematisch ein und hält so den nötigen Parkraum für jedes Lastenrad frei. Die geringe Höhe des Cargo-Maxi hält subtil die anderen Zweiräder fern. Angeboten wird auch eine Binga-Cargo-Version mit Holm aus Holz und Farbauswahl für die seitlichen Wangen.
3Elektro-Räder brauchen Ladestationen
E-Bikes werden immer beliebter und stellen eine gute Autoalternative in mittleren Distanzen dar. Wer mit seinem E-Bike länger unterwegs ist – sei es zur Arbeit oder in der Freizeit – braucht unterwegs eine Ladestation. Ziegler bietet den Ladestellenschrank Amaro an, in dem sich in einem verschließbaren Schrank per Steckdose Akkus aufladen lassen, als Variante lässt eine Aussparung in der Tür die Kabeldurchführung zu. Die Ladesäule Velo-Connector verbindet mehrere Funktionen gleichzeitig: neben der Ladefunktion für E-Bikes lassen sich die Räder diebstahlsicher aufbewahren, ebenso Helm und Gepäck im verschließbaren Stauraum. Farbige Akzente lassen sich mit allen Ziegler-Standardfarben setzen.

Platzsparend und geschützt
Mit attraktiven und sicheren Abstellmöglichkeiten lässt sich die Nutzungsfrequenz steigern. Eine Überdachung schützt nicht nur Räder vor Wetter und UV-Strahlung, sie fasst eine größere Abstellanlage auch gestalterisch besser zusammen. Um nicht schneller als gedacht in Platznot zu geraten, sollte die Möglichkeit für Doppelstockparker gleich vorausschauend mitgedacht werden. Innerstädtische Flächen sind rar und ein zukünftiger Zuwachs an Fahrradmobilität von 20 % ist realistisch. Ziegler bietet das Doppelstock-Fahrradparksystem Flexhub, das die Abstellkapazität direkt um 100 % erhöht. Ein integrierter Gasdruckdämpfer sorgt für eine einfache und bequeme Einstellung des Rades in die obere Etage. Führungsschienen aus Aluminium inklusive Rückrollschutz erleichtern das Einführen der Fahrräder, während die Anlehn- und Einstellbügel einen sicheren Stand garantieren. Das System ist modular erweiterbar und lässt sich mit unterschiedlichsten Behausungen oder Überdachungen kombinieren.
Besonders sicher sind mit Zugangscode gesicherte Abstellanlagen wie die Bike-Ride-Station von Ziegler. Über die Open-Source-Buchungsplattform www.smartbikebox.de lassen sich die Boxen und Schließfächer nutzen und bezahlen. Die Software bietet die Möglichkeit, über einen Code-Generator standort-individuelle Zugangscodes für die Offline-Nutzung zu erzeugen. Die SmartBikeBox-Lösung lässt sich auch im Online-Modus zu betreiben und Platzbelegungen und Buchungen mittels FTP-Server live einsehen, um bequem eine freie Box zu finden. Das Zugangssystem ist in einem robusten Gehäuse verbaut und steuert jeweils bis zu 48 Türschlösser. Eine Anbindung an bestehende Mobilitätsplattformen und damit die Aufnahme der angebundenen Fahrradabstellanlagen in das Gesamtmobilitätsangebot der Region ist mittels API-Schnittstelle möglich.
Hoch hinaus verbraucht weniger Platz
Auf der Fläche von nur zwei Autoparkplätzen können mit dem Bike-Safe-Tower aus der Schweiz über 80 Fahrradparkplätze bereitgestellt werden. Das vollautomatische Fahrradparkhaus mit Paternoster-Technologie befördert das in Einzelboxen geparkte Rad innerhalb von 15 Sekunden zum Ausgang. Das modulare System lässt sich aus Einzeltürmen zusammensetzen und kann bis zu 1.000 und mehr Fahrradparkplätze anbieten. Für Mobilitäts-Hot-Spots wie Bahnhöfe, Sporthallen oder Universitäten ist sicher eine sinnvolle Investition. Eine Machbarkeitsstudie zum Bedarf an Fahrradabstellplätzen am Heidelberger Bahnhof für 2030 beispielsweise ergab rund 4.000 Stellplätze pro Tag. Selbst bei sparsamer höhenversetzter Anordnung müsste dafür inklusive Verkehrswege eine Fläche von über 5.000 m² ausgewiesen werden. Viel Fläche, die wir dringend für Dinge wie Klimaanpassung und mehr urbane Freiraumqualitäten brauchen. Auch Wöhr Autoparksysteme hat mit seinem Bikesafe ein Fahrradhochhaus im Angebot, in dem die Fahrräder trocken und geschützt stehen.
BenkertBänke www.benkert.info
Bike-Safe www.bikesafe.ch
Citydeckswww.citydecks.de
Euroform Winklerwww.euroform-w.com/de
L. Michow & Sohn www.michow.com
Rungewww.runge-bank.de
Thieme www.thieme-stadtmobiliar.com/de
Vestrewww.vestre.com/de
Wöhr Autoparksysteme www.woehr.de
Ziegler www.ziegler-metall.de
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