
Neues Outfit für einen Verkehrskreisel
Die Mitte von Verkehrskreiseln liegt in der Regel vollsonnig, ist für die Pflege nicht optimal zugänglich, soll aber attraktiv und idealerweise naturnah sein. Das lässt sich gut realisieren – wie wir bei der Neugestaltung eines Kreisels in Bad Saulgau dokumentieren. Nachahmung ist ausdrücklich erwünscht!
von Claudia von Freyberg erschienen am 17.07.2025Ausgangslage und Zielsetzung
Der Kreisel am Ortseingang von Bad Saulgau war 2011 angelegt worden, mit der straßenbehördlichen Vorgabe, den vorhandenen Ackerboden zu verwenden. Dieser war jedoch durchsetzt mit Quecke, Disteln und Unkrautsamen, was in der Pflege kaum noch beherrschbar war.
Die Pflanzung war aufgrund des Unkrautdrucks und der teilweisen Vergreisung nun nicht mehr attraktiv. Zudem wollte Stadtgärtnermeister Jens Wehner das, was sich inzwischen auf anderen Flächen am Straßenrand bewährt hatte, hier ebenfalls umsetzen: eine trockenheits- und sonnenverträgliche Pflanzung in ungewaschenem Wandkies 0-16 mm. Die Auswahl sollte artenreich, insektenfreundlich und pflegearm sein. Die Natur liefert das Vorbild. Gerüst- und Gruppenstauden bringen Struktur und Spannung in die Pflanzung.
Gerüststauden
- 30 St. Acanthus mollis
- 30 St. Achillea filipendulina ‘Coronation Gold’
- 30 St. Agastache foeniculum
- 15 St. Agastache rugosa 'Blue Fortune'
- 30 St. Asclepias tuberosa
- 30 St. Aster ericoides ‘Schneetanne’
- 30 St. Achnatherum calamagrostis ‘Algäu’
- 30 St. Calamagrostis × acutiflora ‘Karl Foerster’
- 30 St. Eryngium planum
- 30 St. Perovskia atriplicifolia ‘Little Spire’
- 30 St. Phlomis russeliana
- 20 St. Yucca filamentosa
Gruppenstauden
- 70 St. Anthericum liliago
- 70 St. Aster amellus ‘Glücksfund’
- 70 St. Aster linosyris
- 70 St. Catananche caerulea
- 70 St. Euphorbia amygdaloides ‘Purpurea’
- 70 St. Euphorbia seguieriana ssp. niciciana
- 70 St. Sporobolus heterolepis
- 70 St. Sedum telephium ‘Matrona’
- 70 St. Stipa capillata
- 70 St. Verbascum phoeniceum
- 70 St. Knautia macedonica ‘Mars Midget’
- 70 St. Anaphalis triplinervis ‘Silberregen’
- 70 St. Aster ericoides ssp. pansus ‘Snow Flurry’.
Geliefert wurden die Pflanzen von Fehrle Stauden in Schwäbisch Gmünd (www.fehrle-stauden.de). Der Bund deutscher Staudengärtner (www.bund-deutscher-staudengaertner.de) hilft Ihnen bei der Suche nach einem Lieferanten in Ihrer Region.
Bodenaufbereitung
Bis die Pflanzen nach der Bestellung geliefert wurden, war Zeit, die alte Bepflanzung samt Boden abzuräumen und den Kies 20 bis 25 cm dick aufzutragen und zu planieren. Darunter liegt der anstehende lehmige Boden. Die modellierte Wölbung ist eine Vorgabe der Straßenbaubehörde, der Kreisel soll nicht überfahren werden können.
Pflanzung
Nun ging es ans Pflanzen (der zuvor gut gewässerten Stauden). Zunächst legte der Stadtgärtnermeister die Stauden auf der Fläche aus. Gerüststauden wurden in Tuffs von 3 bis 5 Pflanzen angeordnet, Gruppenstauden je nach Größe in Tuffs von 10 bis 20 Stück. Vorteilhaft war das zu dieser Zeit kühle Wetter ohne Sonne, sodass die Pflanzen ohne Schutz bis zum Einpflanzen liegen bleiben konnten.
Sind die Ballen gut durchfeuchtet und ist das Wetter ebenfalls feucht und kühl, kann man bei dieser Art des Substrats und der Vegetation auf das Angießen verzichten. Ansonsten sind die Pflanzen anzugießen und je nach Wetterlage zweimal pro Woche zu wässern.
Aufwand und Kosten
Die Neugestaltung der 400 m2 großen Fläche hat drei Arbeitskräfte mit je 16 Stunden beschäftigt. Die Pflanzen kosteten insgesamt rund 4.000 €, der Kies (rund 8 t) etwa 64 €. In dem mageren Untergrund in voller Sonne wird der Unkrautdruck niedrig sein, entsprechend gering die Zahl der Pflegegänge. Je geschlossener die Fläche wird, desto weniger Fremdbewuchs wird auflaufen. Gießen ist nach dem Anwachsen nicht vorgesehen – so wie bei ähnlichen Pflanzungen im Stadtgebiet.

Weitere Infos gibt es auf Anfrage an jens.wehner@bad-saulgau.de.
Kreisverkehrsinseln sind eine gute Gelegenheit, artenreiche, pflegearme und attraktive Pflanzungen im Siedlungsraum zu etablieren. Zudem fördern sie die Biodiversität und das Mikroklima, vor allem an heißen Tagen. Vorausgesetzt, sie wurden sinnvoll geplant.
Noch zu häufig sieht man auf Kreiseln Schotterschüttungen, teilweise kombiniert mit Findlingen und Koniferen, Kirschlorbeer oder Buchs. Das ist nicht nur teuer, sondern auch lebensfeindlich. Im Sommer heizen sich solche Flächen stark auf – was ohnehin überhitzten Siedlungsräumen den Rest gibt. Und wer meint, das sei pflegeleicht, der irrt. Umherfliegendes Laub und Staub setzen sich in den Steinen ab und werden irgendwann zu Humus, in dem anfliegender Samen keimen kann. Im Gegensatz zu gemischten Pflanzungen stört Unkraut in monoton gestalteten Flächen sofort. In Schotterschüttungen lässt es sich nur sehr schwer entfernen. Außerdem können sich Algen und Flechten auf den Steinen entwickeln, die sie unansehnlich machen (zum Thema gibt’s auch ein Ulmer-Buch, siehe unten). Claudia von Freyberg

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