
Sonderwunsch Sonderformat
Die Sortimente der Hersteller von Betonwerksteinen sind reichhaltig. Wünschen Auftraggeber oder Planer aber dennoch eine spezielle Farbe oder eine außergewöhnliche Größe, braucht es ein Sonderformat. Wie die Hersteller dabei unterstützen, lesen Sie hier.
von Petra Reidel erschienen am 09.10.2024Mit eigenen Designideen außerhalb ihres Produktportfolios zeigen sich die meisten Hersteller recht zurückhaltend: Sie sehen ihre Kernkompetenz in der Realisierung der Kundenwünsche. Unterstützung mit Farbkonzepten, Verlegemustern und dem Know-how der Fachberater sowie individuelle Anpassungen helfen bei der endgültigen Ideenfindung häufig sehr gut weiter, so der Konsens. Die Kann GmbH Baustoffwerke verfügt seit dem letzten Jahr über ein „Akzente-Konzept“, das 57 ausgesuchte Farb- und Oberflächenkombinationen als fertige Muster enthält, die in der Beratung zur Verfügung stehen. „Diese Oberflächen sind auf nahezu jede beliebige Steingröße anpassbar“, erklärt Kathrin Günther, Mitarbeiterin Marketing bei Kann. Die Klostermann GmbH & Co. KG besitzt eine Sonderfertigteil-Manufaktur mit einem sehr großen Formenpark sowie diverse Bearbeitungsverfahren für unverwechselbares Oberflächendesign. Der SCADA-Systembaukasten für höchste Ansprüche an Ästhetik, Belastbarkeit und planerische Freiheit bietet laut Susanne Konert, Vertriebsleitung Innendienst, zudem ein effizientes Verzahnungssystem mit Verbundwirkung und sichert Lagestabilität dank kraftschlüssiger Technik selbst bei hohen dynamischen Belastungen des Sonderformats zu. Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG beschreibt den Ideenfluss in beide Richtungen und stellt innerhalb dynamischer Gestaltungsprozesse auch eigene Designs vor. Bei der Godelmann GmbH & Co. KG wird Wert daraufgelegt, dass die neuen Designformate mit vorhandenen Formen kompatibel sind, denn dann lassen sich unzählig viele neue Muster und Möglichkeiten kreieren.
Reparaturen von alten Bestandsflächen
Die Farbe eines nachproduzierten Steins entspricht nicht der farblichen Flächenentwicklung, durch Umwelteinflüsse, das ist Fakt. Dennoch produzieren alle befragten Firmen bei Bedarf schnellstmöglich nach. Die Kronimus AG ist in der Lage, selbst nach Jahrzehnten die Artikel in Kleinstchargen für Reparaturarbeiten oder weitere Bauabschnitte zur fertigen. „Auftraggebern aufzubürden, Material am eigenen Lager vorzuhalten, halten wir weder für zeitgemäß noch kundenorientiert“, argumentiert Michael Tropf. „Wir empfehlen immer, ein paar Quadratmeter einzulagern, damit ein schneller Wechsel bei Bedarf möglich ist. Die Formen liegen im Werk vor und wir produzieren ab 50 m² auf Grundlage der archivierten Rezepturen aller Bauprojekte nach“, sagt Andreas Fiedler von Godelmann. Auch das Podium Architektur-Programm der braun-steine GmbH erlaubt es jederzeit, die gewünschten Formate zuzusägen und schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen. Dennoch empfiehlt braun-steine seinen Kunden Kleinstmengen, so möglich, aufzuheben und nicht zu entsorgen. Rinn bietet den Bauherren Überhänge aus der Produktion für die eigene Einlagerung an, da die Bevorratung im Werk aufgrund der Vielzahl an Projekten nicht möglich ist. Es gibt aber eine Nachkaufgarantie für projektbezogene Fertigungen. Bei Klostermann besteht eine Abnahmeverpflichtung für die produzierte Menge. „Häufig lagern die Auftraggeber aber die Reste für Reparaturen selbst ein. Eine Nachproduktion ist jederzeit möglich“, erläutert Susanne Konert und auch Metten Stein+Design reproduziert ab einer Menge von 35 m².
Preise und Zeit für Sonderformate
Sonderwünsche bedeuten im Bereich der Betonwerksteine nicht automatisch höhere Materialkosten. Die Preisgestaltung ist von unzähligen Faktoren, wie dem Vorhandensein der Form und deren Auslastung, dem gewünschten Vorsatz, der Farb- und Oberflächengestaltung sowie der Abnahmemenge abhängig und bedarf von Anfrage zu Anfrage immer einer individuellen Kalkulation. Ist der gewünschte Artikel dann gerechnet, ist er nicht unbedingt teuer als Lagerware.
Entscheidend für den Liefertermin ab Beauftragung ist, ob für das gewünschte Sonderformat eine neue Form bei speziellen Formenherstellern produziert werden muss oder nicht. Kann Baustoffwerke benötigt bei vorhandenen Formen lediglich wenige Wochen bis zur Belieferung. Müssen neue Formen gebaut werden, kann sich die Lieferzeit jedoch deutlich erhöhen, was mit Planer und Bauherr konkret abgestimmt wird. Bei einer neuen Form sollte der Auftraggeber laut Rinn mit mehreren Monaten Vorlaufzeit rechnen. Bei bereits vorhandenen Formen sehen die Zeitfenster für die Produktion weitaus freundlicher aus:
„In etwa neun bis zehn Wochen nach Freigabe der Produktionspläne treffen die ersten Lieferungen auf der Baustelle ein“, gibt Vertriebsleiter Michael Tropf von Kronimus als Erfahrungswert an. Vier bis sechs Wochen benötigt Metten Stein+Design nach der Bestellung, um das Material auf die Baustelle zu liefern und in diesem Zeitrahmen bewegen sich auch die Angaben des Herstellers Klostermann. Mit mindestens drei Wochen Lieferzeit sollte laut braun-Steine für die Platten aus dem Podium Architektur-Programm gerechnet werden. Zwischen drei und sechs Wochen nennt Godelmann, abhängig von der Wahl des Vorsatzes sowie der Oberflächenbearbeitung.
braun-steinewww.braun-steine.de Godelmannwww.godelmann.de Kann Baustoffwerke www.kann.de Kronimus www.kronimus.de Metten Stein+Design www.metten.de Rinn Beton- und Natursteinwww.rinn.net
Bayerischer Milchgenuss mit Sonderformat
1Die Neuordnung der Infrastruktur war laut Norbert Haindl, Landschaftsarchitekt und Partner bei becker + haindl Part GmbH in Stuttgart, die große Aufgabe beim bereits einige Jahre zurückliegenden, aber deshalb nicht weniger attraktiven Projekt der Molkerei Zott in Mertingen.
braun-steine Außendienstmitarbeiter Oliver Jüsten erinnert sich noch an die Materialbesichtigung des Südtiroler Planungsbüros Klas-Bau in Mertingen: „Der zuständige Architekt Markus Moriggl drehte damals die Podium Architekturplatten um und meinte spontan, diese polierte Seite nehmen wir dann für innen.“ Deshalb zieht sich das großformatige Plattenmosaik über den gesamten Platz bis in das Empfangsgebäude und das Erscheinungsbild bestätigte laut Klas-Bau die ursprüngliche Vision. Denn für das Gesamtbild war es den Architekten wichtig, dass sich sämtliche Elemente und Details in die Achsen einfügten und die bandartige Abfolge stärkten. Das stimmig ruhige Eingangsbild war somit ideal für gezielte Eyecatcher, wie die leuchtend rote und im Zickzack geformte Sitzbank (Coffin Lounge von Miramondo), die durch Form und Farbe sofort das Zott-Logo assoziiert. Das grüne Laubdach aus geschnittenen Dachplatanen und die Staudenbänder, die den Eingangsplatz mit ihren blauen Lavendelblüten seitlich begrenzen, stechen, vom Planer gewollt und als Vorfluter für die Entwässerung des Platzes konzipiert, ebenfalls ins Auge.
„Diese rektifizierten Platten erlauben mit ihrer Maßgenauigkeit ein enges Fugenbild, denn jede einzelne Polygonalplatte wird millimetergenau aus einer Großplatte gesägt. Mit dieser Genauigkeit kann kein, mittels einer Form hergestellter Pflasterstein mithalten, der beim Produktionsprozess immer Temperaturschwankungen und somit einer minimalen Formabweichung ausgesetzt ist“, erläutert Jüsten.
Esterházypark in Wien
Wiens erster „Cooling-Spot“ entstand im Jahr 2020 durch die Umgestaltung des Esterházyparks. Dieser kreisförmige beschattete Aufenthaltsort, bestehend aus drei Ringen, die mit Sprühnebeldüsen ausgestattet sind, wurde mit 30 Kletter- und Schlingpflanzen begrünt und entstand nach der Planung des Landschaftsarchitekturbüros von Carla Lo in Wien.
Zwei Klimabäume und knapp 3 m hohe Nebelduschen sind weitere Helfer, um die Umgebungstemperatur auf diesem Platz um bis zu 6 °C zu senken. Mit der Entsiegelung der Beton- und Asphaltflächen entstand eine intelligente Bauweise, die das Auffangen, Versickern, Verdunsten und Versprühen von Wasser im öffentlichen Raum ermöglicht. Bewohner und Passanten finden somit schattig kühle und begrünte Sitzflächen vor.
Das Unternehmen Rinn Beton- und Naturstein lieferte für diese Umgestaltung mehrere Sorten Pflastersteine als Sonderformate mit ganz besonderen Eigenschaften. Mit einer Stärke von 12 cm erfüllt der Stein die geforderte Belastungsart und sorgt als geschlossene Fläche für Befahrbarkeit. Zum System passende Steine mit 30 mm Grünfuge sind breit und tief genug, um den Pflanzen genügend Substratraum zu bieten und das Regenwasser vor Ort zu versickern. „Nun ist der Platz sehr klein und er wird mitnichten die Welt retten. Aber als Blaupause steht der Cooling-Spot gut da und wirkt sehr einladend für Groß und Klein“, erläutert Ralf Dieling, verantwortlich für das Objektmarketing bei Rinn.
2In FREIRAUM GESTALTEN 4/24 haben wir den ersten Teil zu Sonderformaten veröffentlicht, mit Projektbeispielen der Hersteller Godelmann und Metten Stein+Design.
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