Stadt als Steinbruch
Nachhaltigkeit in der Stadtplanung wird immer wichtiger. Die Zukunft besteht darin, Verwertbares wieder vor Ort einzusetzen, um Ressourcen zu schonen (Urban Mining). Wie aktives Stein-Recycling aussehen kann, lesen Sie hier.
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Upcycling und Urban Mining zeigen beispielhaft die sanierten Zentrumsflächen der Stadt Leinfelden-Echterdingen, die sie mit dem ortsansässigen Landschaftsarchitekturbüro Kienleplan GmbH und dem Steinhersteller braun-steine umsetzte.
In den 80er Jahren verbauten viele Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg in ihren Innenstädten den Naturstein Porphyr, der sich zwischen historischen Fachwerkbauten mit eher ländlichem Charakter wunderbar integrierte. Auch in der historischen Mitte Echterdingens liegen viele tausend Quadratmeter an Porphyr-Pflaster.
Leider entwickeln sich diese Beläge von Jahr zu Jahr immer mehr zu nicht mehr verkehrstauglichen Bereichen, da ein Großteil des Materials nicht frost- und tausalzbeständig ist. Der hohe Sanierungsaufwand für die Erhaltung der Verkehrssicherheit ist kostspielig, optisch entstehen immer mehr „Flickenteppiche“. Deshalb nahm die Stadt Leinfelden-Echterdingen zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro Kienleplan im Jahr 2020 eine Generalsanierung in Angriff.
Die Suche nach Lösungen
Rote Dächer, rotes Fachwerk, beiger Sandstein und weiße brachten die Beteiligten am Anfang der Materialsuche für die neuen Beläge auf das Recyclingprodukt „Redotto-RC 2“. Baumaterial von gestern wird bei diesem Stein zum Rohstoff von morgen. Doch dann kam die Frage auf, was mit dem ausgebauten Porphyr-Pflaster geschieht. „Die Entsorgung dieses Materials war einfach nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Urs Müller-Meßner, Geschäftführer von Kienleplan. Der Kreislaufgedanke nahm Fahrt auf. Die Verwendung als Unterbau war die erste Idee, doch es wurde weitaus kreativer. Über die braun-steine-Außendienstmitarbeiterin Sabine Martin fragten die Beteiligten im Firmenwerk in Tübingen-Hirschau einen Probebruch des Materials an. Die konkrete Idee war die Wiederverwendung des ausgebauten Porphyrs in einem neuen Recyclingstein, ähnlich der Komposition von Redotto-RC 2. braun steine-Innovationsmanager Andreas Brunkhorst brachte seine kreativen Ideen ein: So wurden rund drei Tonnen Porphyr in Hirschau gebrochen, um zu sehen, ob Körnung sowie Sieblinie für das angestrebte Recyclingprodukt wiederverwendbar sind. Der Versuch verlief positiv und es folgten Steinkreationen aus dem braun-steine-Labor, die farblich an das Ortsbild mit einem beigefarbenen Grundton angepasst wurden. Durch das Brechen des Pflasters kam zudem frische Farbe beim Porphyr zum Vorschein und es entstand das Produkt Redotto-RC „Echterdingen“, das als Versuchsreihe in drei unterschiedlichen Farbtönen den Entscheidern vom Planungsbüro Kienleplan sowie der Stadt Leinfelden-Echterdingen vorgelegt wurde. „Das gewählte Wunschprodukt war die Variante mit der etwas gröberen Körnung“, erklärt Sabine Martin. Im Februar 2021 konnte der Gemeinderat die erste eingebaute Musterfläche begutachten. Die rund 50 Tonnen ausgebauten Porphyr für das Projekt Christophstraße ließ braun-steine danach beim Abbruch- und Recyclingunternehmen Feess in Kirchheim/Teck brechen.
Somit können nahezu 100 % der alten Oberflächenbefestigung ressourcenschonend in eine neue Flächengestaltung überführt werden. „Die Stadt als Steinbruch“ (Urban Mining), ist das gedanklich gemalte Bild von Müller-Meßner, denn die Steine lassen sich an beliebigen Stellen entnehmen und bis zur Neugestaltung vorläufig mit Einfachstbelägen, wie beispielsweise Asphalt, befestigten.
Planung und Umsetzung
braun-steine produzierte in diesem Farbton drei verschiedene Formate, eines davon mit kugelgestrahlter und gefräster Oberfläche. „Für uns ist dies ein Vorzeigeprojekt, das für eine innovative und mutige Unternehmenskultur steht“, freut sich Sabine Martin. Das süddeutsche Betonsteinwerk ist offen für nachhaltige Herangehensweisen und äußerst flexibel im Handling. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Steinideen und bereit, die Kreativität der Landschaftsarchitekten in Sachen Upcycling aktiv zu unterstützen“, sagt Geschäftsführer Felix Braun, der vom Ergebnis dieses Projekts begeistert ist. Echte Schätze aus Stein heben, veredeln und in neuem Glanz erstrahlen lassen – dieses Vorgehen spiegelten die Unternehmenswerte sowie die Unternehmenskompetenz passgenau wider.
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