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Gestern im Bauausschuss Nr. 48

Natürlich sind wir dafür. Aber so doch nicht!

Franz Gerhard, leidgeprüftes Bauausschuss- und Kreistagsmitglied, berichtet in unserer Kolumne.

von Franz Gerhard erschienen am 15.04.2025
„Herzlich willkommen im neuen Trainingspark! Wie meine Kollegin hier gerade demonstriert, ist der Gestank mit einer Maske nur noch halb so wild.“ © Herbert Druschke
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Bürgerbeteiligung ist immer so eine Sache. Kurz vor den Wahlen wird sie großgeschrieben – in manchen Wahlprogrammen ist das sogar wortwörtlich der Fall gewesen. Nach der Wahl sieht das dann häufig ganz anders aus. Da verweisen dann Gemeindevertreter schon mal darauf, dass sie von der Bürgerschaft ein Mandat bekommen haben, mit dem sie jetzt walten und schalten können und müssen.

Bürger, die sich dann mit ihren Interessen melden, werden gerne zu „Einzelstimmen“ degradiert, die man im Sinne der Gemeinschaft „nicht immer berücksichtigen könne“. Handelt es sich um wohlhabende Bürger, die vielleicht den einen oder anderen Euro spenden könnten (für die Partei beziehungsweise die Wählergemeinschaft, wohlgemerkt), sieht die Sache etwas besser aus. Jugendliche hingegen haben in unserem Ort schon immer einen besonders schweren Stand, selbst wenn sie sich zusammentun und ihr Anliegen in allen Gremien erstaunlich professionell vortragen. Wie Ende 2022, als sich mehrere Sportbegeisterte einen kleinen Ausdauer-Kraft-Trainingspark wünschten. Sie entwickelten ein Konzept und sammelten zusammen mit einem Verein ausreichend Geld, um das Projekt realisieren zu können. Auch einen konkreten Standort hatten sie schon im Auge: Am Rande einer großen Parkanlage, zu der anzumerken ist, dass diese direkt an einem großen See liegt und bislang wenig genutzt wird.

„Ein sehr schönes Projekt“ befanden die Gemeindevertreter. Es wäre auch löblich, dass die Jugendlichen sinnvolle Dinge machen wollen. Und dann hätten sie auch noch die notwendigen Finanzen aufgetan. Bravo! Aber doch nicht in unserer Parkanlage am See. Außerdem würde das vermutlich auch bau- und immissionsschutzrechtlich gar nicht gehen … zumindest müsse das der Bürgermeister erst einmal überprüfen.

Dessen Überprüfung ein paar Monate später ergab: Ist doch möglich. Dennoch befand die Mehrheit der Gemeindevertreter: Der Standort sei ungeeignet, weil aufgrund der schönen Lage zu befürchten sei, dass dann viele Jugendliche aus den Nachbarorten in unseren Ort kämen und zu Vandalismus und Kriminalität führten. Stattdessen schlug man eine kleine Fläche hinter einem Supermarkt oder einen Platz am weitesten entfernten Ortsrand vor.

Derart abschieben lassen, wollten sich die Jugendlichen nicht. Mehrfach suchten sie das Gespräch mit Gemeindevertretern. Die Jugendlichen schlugen eine etwas kleinere Variante und einen Versuchszeitraum von zwei Jahren vor. Doch auch die zweite Abstimmung zum Projekt fand keine Mehrheit. „Selber schuld“ attestierten die ablehnenden Gemeindevertreter. „Man müsse in der Demokratie auch kompromissbereit sein.“

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