
Zweifel an der Menschheit
Franz Gerhard, leidgeprüftes Bauausschuss- und Kreistagsmitglied, berichtet in unserer Kolumne.
von Franz Gerhard erschienen am 12.12.2025Der Rückblick auf das Jahr 2025 ist nicht möglich, ohne ein Thema unerwähnt zu lassen. Nachdem Klima-Aktivisten die Straßen verlassen haben und Greta Thunberg sich zumindest medial einem anderen Thema widmet, welches deutsche Spießbürger weit weniger berührt, braucht es ein neues Hass-Objekt: Der Baum! Fast deutschlandweit war in den Medien von abgesägten oder vergifteten Bäumen zu lesen. Und selbst unser beschaulicher Ort war davon betroffen: Auf einem Platz waren die vor ein paar Jahren gepflanzten, zugegebenermaßen dahinvegetierenden Weißdorne eines morgens sämtlich abgesägt. Trotz sofort eingeleiteter polizeilicher Maßnahmen konnten keine Täter ermittelt werden.
Andere Bürger wehren sich auf andere Weise gegen Bäume und sind bisweilen genauso erfolgreich. Vor 30 Jahren wurde ein neues Baugebiet für Eigenheime begründet. Der Bebauungsplan sah ortsbildtypisch Baumpflanzungen in den Straßen vor. Nach 25 Jahren – inzwischen war teilweise schon die dritte Generation an Bäumen in diesem Bereich eingegangen – entschied sich die Kommune auf die im Bebauungsplan genannten Arten (Weißdorn, Rotdorn, Eberesche, Feld-Ulme und Birke) zu verzichten. Stattdessen wurden nun sogenannte „Zukunftsbäume“ gepflanzt.
Und siehe da: Sie wuchsen! Allerdings nicht zur Freude einiger Anwohner. „Das geht ja nun gar nicht – die wären schließlich illegal, weil nicht im B-Plan festgesetzt!“ wurde im zuständigen Bauausschuss laut postuliert. Man könnte meinen, dass ein Rathaus, das sich offiziell an den Klimawandel anpassen möchte, nun Rückgrat zeigt. Aber weit gefehlt: Angesichts einer notwendigen Änderung des Bebauungsplans und den damit verbundenen Kosten hätte man sich entschieden, die Bäume noch einmal zu verpflanzen, lautete ein kurz verlesenes Statement aus dem Verwaltungsbereichs.
Auf die Rückfrage, ob denn nun in diesen Straßen überhaupt noch Bäume gepflanzt werden sollen, kam als Antwort, dass man dazu noch in Abstimmung sei. Dieses Jahr sei ohnehin kein Geld mehr für Bäume vorhanden – das Budget wäre mit den Neupflanzungen von Weißdornen auf dem Platz (siehe oben) vollends verausgabt.










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