Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Interview mit Bernhard Godelmann

Denken und Handeln in Kreisläufen

Gerade bei der energieaufwendigen Betonsteinproduktion gilt es, ressourcenschonend und zirkulär zu handeln. Im Idealfall entstehen dabei die innovativsten Lösungen – etwa im „Anderen Park“ in Heidelberg, so Bernhard Godelmann vom gleichnamigen Betonsteinunternehmen.

von Heike Vossen erschienen am 11.08.2025
„Der Andere Park“ in Heidelberg: Für die Pflasterplatten des Betonbandes verwendete Godelmann Edelsplitte aus dem Upcycling. © Godelmann
Artikel teilen:
Zur Person
Bernhard Godelmann
ist Geschäftsführer der Godelmann GmbH & Co KG in Fensterbach bei Nürnberg. Das familiengeführte Unternehmen existiert seit über 75 Jahren.
Recycling und Upcycling wird immer wichtiger, denn sie tragen zur CO2-Reduktion bei. Wie hoch ist aktuell der Recyclinganteil bei Godelmann und wofür wird das Material eingesetzt? Unser Recyclingmaterial GRC kommt in jedem Produkt zum Einsatz – standardmäßig mit 5–10 %, auf Wunsch auch bis zu 50 %. Wir bereiten es selbst auf, um gleichbleibende Qualität zu sichern. Seit 2019 nehmen wir auch Altpflaster zurück: Die Kunden können ihre ausgebauten Steine kostenlos zurückgeben und unterstützen auf diese Weise den Betonkreislauf. Doch viele alte Flächen werden weiterverwendet – ein Beweis für die Langlebigkeit von Betonstein.
Das Betonband im Heidelberger Park zeigt, wie Upcycling neue Produkte schaffen kann. Wie sehr inspiriert Sie das? In Heidelberg wurden Steine aus dem Bestand in neue, terrazzoartige Gehwegplatten integriert – gestalterisch stimmig und zugleich ein Stück Ortsgeschichte. Genau diese Philosophie verfolgen wir: hochwertige Rohstoffe nicht entsorgen, sondern ihnen einen neuen Lebenszyklus schenken. Die Möglichkeiten sind groß, aber noch wenig bekannt und standardisiert. Wir sind bereit, hier mehr Innovation in den Markt zu bringen.
„Der Andere Park“ in Heidelberg:  Für die Pflasterplatten des Betonbandes verwendete Godelmann Edelsplitte aus dem Upcycling.
„Der Andere Park“ in Heidelberg: Für die Pflasterplatten des Betonbandes verwendete Godelmann Edelsplitte aus dem Upcycling. © Godelmann
Rohstoffkreisläufe optisch sichtbar: Die Betonplatten für den Park in Heidelberg vor der Auslieferung im Werk.
Rohstoffkreisläufe optisch sichtbar: Die Betonplatten für den Park in Heidelberg vor der Auslieferung im Werk. © Godelmann
Wie wichtig ist Recycling für Architekten und Bauherren? Das Bewusstsein wächst, aber die Nachfrage nach RC-Produkten ist noch verhalten. In den 1990er Jahren hatten wir bereits einen Pflasterstein aus 100 % Recyclingmaterial – damals ohne Markterfolg. Heute enthalten all unsere Produkte mindestens 5 % GRC. Hochwertiges Recyclingmaterial ist am Markt allerdings begrenzt, was höhere Anteile erschwert.
Wir denken ganzheitlich und versuchen, unsere Rohstoffe und Gebrauchsmaterialien von vorneherein in geschlossenen Zyklen zu halten. Bernhard Godelmann
Die Betonherstellung verbinden viele mit hohem Ressourcenverbrauch. Nun haben Sie kürzlich das Cradle-to-Cradle- Zertifikat in Gold erhalten – als erstes Betonsteinuntenehmen weltweit! Wie passt das zusammen? Ja – Beton ist rohstoff- und energieintensiv, vor allem wegen der Zementproduktion, und zählt damit zu den Baustoffen mit der größten ökologischen Belastung. Genau deshalb haben wir uns bei Godelmann freiwillig dazu verpflichtet, zu zeigen, dass Beton auch „grüner“ geht – und uns die anspruchsvollsten Umweltzertifikate erarbeitet. Mit EMAS dokumentieren und verbessern wir kontinuierlich unsere Umweltleistung. Das Cradle to Cradle-Zertifikat in Gold bestätigt unsere konsequente Kreislauf- und Ressourcenschonungsstrategie – von Materialgesundheit über Kreislauffähigkeit bis hin zu Wassermanagement, erneuerbaren Energien und sozialer Verantwortung. Alle unsere Produkte sind zu 100 % recyclingfähig, beim Wassermanagement haben wir sogar Platin erreicht. Seit über zehn Jahren betreiben wir eine CO2-optimierte Produktion (Scope 1 & 2) und konnten unseren Ausstoß pro Tonne Betonstein mehr als halbieren. Strom kommt zu 100 % aus erneuerbaren Quellen, ein Drittel erzeugen wir selbst mit Photovoltaik. Bereits seit den 1990ern nutzen wir ausschließlich aufbereitetes Brauch- und Regenwasser in der Produktion – ganz ohne Trinkwasserverbrauch. Mehr als 80 % unserer Rohstoffe gewinnen wir selbst unter strengen Kriterien in einem Umkreis von weniger als 20 km. Und schon seit 1980 verwerten wir nicht verkaufsfähige Produkte in unserem eigenen Recyclingprozess – als „Godelmann Recycling Concrete“ (GRC).
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren