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Kommentar

Klimawandelanpassung … what?

Beim Thema „Klimaschutz“ lernen wir die Fähigkeit der Menschheit zu verdrängen kennen, meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar für FREIRAUM GESTALTEN. Dabei ist echter Klimaschutz wichtiger denn je – auch, wenn die Landschaftsarchitektur an den Anpassungsmaßnahmen gut verdienen wird.

von Tjards Wendebourg erschienen am 17.02.2025
Tjards Wendeburg © Barbara Sommer
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Klimaschutz war gestern. „Klima(wandel)anpassungsmaßnahmen“ heißt jetzt das Zauberwort. Bei der Suche nach einem neuen Wording haben besonders die Verbände das Wortmonster als Zauberformel gegen die Auftragsflaute entdeckt. Wenn man meint, schon nicht mehr präventiv handeln zu können, muss man eben die Veränderungen moderieren.

Während die verächtlich „Klimakleber“ genannten Aktivisten gerade in den Bau wandern – im Dezember der 69-jährige Karl Braig aus Kempten – weil sie durch „gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr“ unsere Alltagsbequemlichkeit gestört haben, laufen die wirklichen Sünderinnen und Sünder zu Höchstform auf. Kein Wunder, dass der Begriff „Klimaschutz“ nicht mehr wohlgelitten ist im öffentlichen Diskurs. Da kann es Hunde und Katzen vom Himmel regnen – für eine Mehrheit gibt es wichtigere Themen (siehe Wahlkampf). Dafür sorgen ganz andere Aktivisten durch permanente Einflüsterei.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich habe die Kleberei von Beginn an für den falschen Weg gehalten, um auf das höchst berechtigte Anliegen aufmerksam zu machen. Es geht mir vielmehr um die Verhältnismäßigkeit. Während grenzwertiger Protest gesellschaftlich geächtet wird, werden ausgemachte Schweinereien allzu oft hingenommen oder gar goutiert. Die Klimaproteste haben die Absurdität dieses Tuns schonungslos offengelegt.

Nachdem der Klimaschutz also wegen Unbequemlichkeit aus der Diskussion verbannt wurde, geht es nun um Anpassung. Das heißt, wir akzeptieren, dass er ohnehin schon da ist, und sehen darin das Positive – das Geschäft; den Klimawandel als Auftragsgenerator. Das ist erstmal verständlich und aus der Perspektive, dass die Anpassungsmaßnahmen so oder so notwendig werden, weil sich das Kind ja ohnehin schon auf halber Fallhöhe der Brunnensohle befindet, auch schlüssig. Problematisch ist, dass wir einmal mehr gesellschaftlich versuchen, der Tatsachenlage durch Augenschschließen  zu begegnen. Denn ohne echten Klimaschutz wird das Ganze zur Anpassungseskalation.

Lassen wir uns also nicht in die Worthülsen-Inflation treiben, sondern nehmen wir unseren Auftrag ernst: Mit dem Bewusstsein für einen schonenden Ressourceneinsatz, einer echten Nachhaltigkeit im Sinne von Dauerhaftigkeit bei unserem Werk, einem rücksichtsvollen Umgang mit Natur und Bestand und der Entwicklung lebendiger Lebensräume mit viel Grün und Blau, sind wir immer auf der richtigen Seite. Das ist ja das Schöne unseres Berufs: Man kann ihn zumindest vom Prinzip wirklich nachhaltig betreiben.

Wenn jetzt also „Klima(wandel)anpassungsmaßnahme“ – nennen wir es kurz KWAM – auf der Verpackung steht, ist am Ende immer noch das drin, was immer hätte drin sein sollen.

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