
Unter dem Pflaster entsteht die Schwammstadt von morgen
Schritt für Schritt zur blau-grünen Infrastruktur: Die niederbayerische Gemeinde Neustadt an der Donau verbindet die notwendige Sanierung von Verkehrsflächen mit dem Umbau zu einer grüneren, klimaangepassten Innenstadt – überwiegend finanziert aus öffentlichen Fördermitteln.
von ACO GmbH erschienen am 10.11.2025Zwischen Asphalt und Beton treten die Folgen des Klimawandels besonders dramatisch zutage: Niederschläge können nicht versickern oder verdunsten, auf versiegelten Flächen staut sich die Wärme und verwandelt urbane Quartiere zu Hitzeinseln. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik waren in den vergangenen zehn Jahren bereits 92 Prozent der Kommunen von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Stürmen oder Hitzewellen betroffen. Drei Viertel sehen deshalb einen hohen bis sehr hohen Handlungsbedarf – vor allem im Bauwesen und beim Wassermanagement. Zugleich macht die Studie deutlich, dass Kommunen nicht nur die Leidtragenden, sondern auch Treiber des Wandels sind: 72 % verfügen bereits über ein Klimaschutzkonzept, weitere 11 % arbeiten daran.

Tradition trifft Transformation
Auch die rund 15.000 Einwohner-Gemeinde Neustadt an der Donau hat sich auf den Weg gemacht, ihre Infrastruktur klimaresilient umzubauen. Auf halber Strecke zwischen Ingolstadt und Regensburg gelegen, ist die niederbayerische Kommune vor allem durch ihre Heilquellen und das über 2.000 Jahre alte Römerkastell bekannt. Doch die Gemeinde fühlt sich nicht nur der Historie verbunden, sondern hat in den vergangenen Jahren zugleich zahlreiche zukunftsweisende Projekte angestoßen – angefangen beim Hochwasserschutz über die barrierefreie Umgestaltung der Innenstadt bis hin zu Planungen für eine CO2-neutrale Wärmeversorgung.
2024 fiel der Startschuss für ein weiteres ambitioniertes Vorhaben: Die grundlegende Sanierung der Verkehrsflächen samt unterirdischer Infrastruktur im historischen Stadtkern. Unter anderem mussten der Straßenbelag und Teile des Mischwasserkanals erneuert, das Fernwärmenetz erweitert und Glasfaser- und Straßenbeleuchtungskabeln verlegt werden.

Balanceakt im historischen Zentrum
Unter der Überschrift „Baumstandort der Zukunft“ ging das Projekt deutlich über reine Tiefbauarbeiten hinaus. Parallel zur Instandsetzung der Versorgungsnetze kamen in Neustadt erstmals Schwammstadt-Elemente zum Einsatz. Ziel war es, das zuvor weitgehend versiegelte Areal mit neuen, urbanen Baumquartieren klimaresilient zu ertüchtigen. „Die Schwierigkeit in der dicht bebauten Innenstadt lag darin, die technischen Anforderungen der Verkehrsinfrastruktur mit den gestalterischen Ansprüchen der Freiraumplanung und dem Platzbedarf der Stadtbäume in Einklang zu bringen“, so Thomas Dill, Landschaftsarchitekt beim beauftragten Nürnberger Planungsbüro Adlerolesch.
„Jede Fläche, jeder neue Baumstandort zählt: Schon aus kleinen Anfängen kann sich Schritt für Schritt die Schwammstadt entwickeln.“ Thomas Dill, Landschaftsarchitekt
Mehr Platz für die blau-grüne Infrastruktur
So komplex die Aufgabenstellung war, so pragmatisch wurde sie gelöst – durch eine ebenso robuste wie einfach zu installierende Konstruktion, die zeitgemäßes Regenwassermanagement mit nachhaltigem Baumschutz verbindet. Im Kern beruht der Ansatz darauf, unterhalb der Verkehrsflächen ausreichend Wurzelraum zu schaffen und zugleich Regenwasser für die Versorgung der Bäume nutzbar zu machen. Herzstück ist ein spezieller Schwammstadt-Straßenablauf, den das WaterTech-Unternehmen ACO eigens für den klimaresilienten Umbau urbaner Räume konzipiert hat. Dazu haben die Produktentwickler den praxiserprobten ACO Combipoint-Straßenablauf um Schwammstadt-Bauteile ergänzt. Durch einen integrierten Einlaufschacht werden Niederschläge vor Ort gesammelt und mittels Schmutzfänger und Nassschlammbereich vorgereinigt.
Risikofaktor Mischkanal
Wie die meisten bayerischen Kommunen verfügt auch Neustadt an der Donau über eine Mischkanalisation, über die das Regenwasser und Abwasser aus Haushalten und Gewerbe zusammen abgeleitet werden. Gerade bei Starkregenereignissen besteht die Gefahr, dass das Wassermilieu im Stadtgebiet erheblich beeinträchtigt wird. Auch hierfür fand ACO eine effiziente Lösung: Um zu verhindern, dass angestautes Schmutzwasser ungehindert in den Schwammstadtkörper zurückfließt, wurde zwischen Combipoint und Mischkanal ein Revisionsschacht mit Rückstauklappe installiert. Ein Schieber im Combipoint erlaubt zudem die einfache Umstellung vom Sommer- auf den Winterbetrieb, um während der kalten Jahreszeit tausalzhaltiges Wasser von den Bäumen fernzuhalten.

Der Klimawandel bringt mehr Starkregenereignisse und zugleich längere Trockenphasen mit sich. Um Städte sowohl vor Überschwemmungen zu schützen als auch gegen Hitzestress zu wappnen, hat sich das Schwammstadt-Prinzip bewährt. Mit dem ACO WaterCycle hat die ACO GmbH ein modulares System entwickelt, das Schwammstadt-Elemente skalierbar und praxistauglich in die urbane Infrastruktur integriert – flexibel kombinierbar für den schrittweisen Ausbau oder als ganzheitliche Lösung. Die Systemkette umfasst alle Funktionen eines klimaangepassten Regenwassermanagements: Regenwasser aufnehmen, reinigen, speichern und wieder nutzbar machen (collect, clean, hold, reuse). Dank des kompakten Aufbaus lassen sich die Module ohne größeren Aufwand in die bestehende unterirdische Bausubstanz einfügen – auch dort, wo Gas-, Wasser- und Internetleitungen bereits dicht nebeneinander verlaufen. So unterstützt ACO Städte und Gemeinden dabei, Verkehrs- und Freiflächen wassersensibel zu gestalten und urbanen Raum widerstandsfähiger und lebenswerter zu machen.
Konstante Versorgung für das Stadtgrün
Mit diesen Sicherheitspuffern ausgestattet, gelangt ausschließlich unbedenkliches Regenwasser über Drainageleitungen zum eigentlichen Baumquartier. Dort sorgt ein Baumschutz- und -bewässerungssystem des Nottulner Herstellers Humberg für konstant stabile Wachstumsbedingungen des Stadtgrüns. Es besteht aus einem Stahlgerüst mit Betonfundament, das mit einem durchwurzelbaren Baumsubstrat verfüllt ist. Luftklappen ermöglichen eine Rundumbelüftung des Pflanzraums und stellen den Gasaustausch sicher. Dies verbessert die Fähigkeit der Wurzeln, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Bei anhaltender Trockenheit lässt sich das System zudem von oben bewässern, sodass die Bäume auch in regenarmen Zeiten ausreichend versorgt sind.
„Wichtig ist, Nachhaltigkeit bei innerstädtischen Projekten von Anfang an mitzudenken, Fördermittel gezielt zu nutzen und die Bürger frühzeitig einzubinden.“ Thomas Dill, Landschaftsarchitekt
Rückenwind durch öffentliche Förderung
Dass ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt umgesetzt werden konnte, lag maßgeblich an der finanziellen Förderung durch die Initiative „Klima wandel(t) Innenstadt“. Mit diesem Programm unterstützt der Freistaat Bayern Städte und Gemeinden dabei, Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung umzusetzen. In Neustadt an der Donau konnten so rund 80 % der gesamten Investitionskosten abgedeckt werden – ein entscheidender Beitrag, der den Eigenanteil auf ein überschaubares Maß senkte und die Gemeindekasse entlastete.
„Jede Fläche, jeder neue Baumstandort zählt: Schon aus kleinen Anfängen kann sich Schritt für Schritt die Schwammstadt entwickeln“, erläutert Landschaftsarchitekt Thomas Dill. „Wichtig ist, Nachhaltigkeit bei innerstädtischen Projekten von Anfang an mitzudenken, Fördermittel gezielt zu nutzen und die Bürger frühzeitig einzubinden.“ Damit lassen sich notwendige Eingriffe in die Infrastruktur mit nachhaltigen Lösungen für den Klimaschutz in Einklang bringen. In Neustadt ist es gelungen, diesen Anspruch in die Praxis zu übersetzen – mit einer Sanierungsmaßnahme, die das Mikroklima verbessert, die Kanalisation entlastet und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt spürbar steigert.
- Projektort: Neustadt a.d. Donau
- Projektziel: Sanierung von Verkehrsflächen mit dem Umbau zu einer klimaangepassten Innenstadt
- ACO-Produkte: 13 ACO Schwammstadt Straßenabläufe Combipoint 13 ACO Revisionsschächte mit Rückstauklappe
- Bauherr: Gemeinde Neustadt an der Donau
- Projektpartner: adlerolesch GmbH, Nürnberg









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