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Rückblick 6. Fachtagung zur Kindersicherheit auf Spielplätzen

Grenzen ausloten

„No risk – no fun. Grenzen ausloten? Aber sicher!“ – unter diesem Motto drehte sich bei der 6. hybriden Fachtagung zur Kindersicherheit auf Spielplätzen am 10. und 11. Oktober 2025 in München alles um die Frage: Wie viel Risiko brauchen Kinder beim Spielen – und wie viel Sicherheit ist wirklich nötig?

von Massstab Mensch erschienen am 19.11.2025
Rollstuhltaugliche Pumptrack im Außengelände © Stefan Bieniek, Massstab Mensch
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Rund 200 Fachleute aus Planung, Pädagogik, Politik und Wissenschaft sowie Hersteller, Betreiber und Prüfer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum folgten der Einladung von Massstab Mensch, um sich über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen auszutauschen. Neben praxisnahen Fachbeiträgen – unter anderem von Bestsellerautor Dr. Rüdiger Maas und Bildungsvordenker André Stern – sowie einem interaktiven Außenparcours stand dabei folgendes im Fokus: Wie können Grenzen, Sicherheit und Spielwert im Sinne der kindlichen Entwicklung sinnvoll vereint und ausgelotet werden? Die Fachtagung bot hier viel Raum für Perspektivwechsel und Diskussionen.

„Spielplätze sind oft übersichert. Wir müssen kalkulierbare Risiken bewusster zulassen (…) denn nur, wenn Kinder Risiken eingehen dürfen, können sie stark werden.“ Peter Schramml, Massstab Mensch

Außenparcours als Erfahrungsraum für alle Sinne

Einen Perspektivwechsel der besonderen Art bot der große Außenparcours, auf dem neu entwickelte Spielgeräte ausprobiert werden konnten. Ob Blindenparcours, rollstuhlgeeigneter Pumptrack, modulare Kletter-Balancier-Anlage, Inklusionssitze oder das bewegliche Klettergerät „Tumultix“ – hier wurde das Zusammenspiel von Risiko, Herausforderung und Inklusion erlebbar. Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen testeten selbst, diskutierten Materialien, Fallhöhen und Spielwert – und kamen miteinander ins Gespräch. Das Gelände bot Raum für Beobachtung, Austausch und praxisnahe Reflexion aus Sicht aller Beteiligten.

Hinweis zur Fachtagung

Die Fachtagung zur Kindersicherheit auf Spielplätzen richtet sich an alle, die mit der Planung, dem Bau, der Prüfung und Wartung von Spielplätzen befasst sind. Sie ist als Fortbildungsveranstaltung für Landschaftsarchitekt:innen anerkannt.

Die nächste Fachtagung findet am 15./16. Oktober 2027 statt.

Fokus der Vorträge

Ein besonderes Highlight bildeten die Vorträge von André Stern und Dr. Rüdiger Maas, die das Tagungsmotto auf gesellschaftlicher Ebene aufgriffen.

André Stern, Bildungsvordenker, Autor und Botschafter der Kinder, inspirierte am ersten Tag mit seinem Vortrag „Hör auf zu spielen – lern was“ und bewies anschaulich und wissenschaftlich untermauert, dass begeistertes Spielen unter Aktivierung aller fünf Sinne Wissen erwirbt, das nicht mehr vergessen wird! Sein Vortrag endete mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für das freie Spiel und das Vertrauen in das riesige Potenzial kindlicher Selbstentfaltung. Sterns Botschaft: „Unsere Kinder werden so, wie wir sie sehen. Sehen wir sie als kleine Dinge, so werden sie dazu. Sehen wir sie als Riesinnen und Riesen voller Potential, die alles lernen und werden können, was man lernen und werden kann, so werden sie das.“

André Stern, Referent auf der Fachtagung
André Stern, Referent auf der Fachtagung © Stefan Bieniek, Massstab Mensch

Dr. Rüdiger Maas, Autor des Bestsellers „Generation lebensunfähig“, schlug zum Abschluss der Tagung den Bogen zur elterlichen Verantwortung. Er zeigte auf, wie übertriebene Sicherheitsbedenken und Überbehütung in der Erziehung dazu führen können, dass Kindern wichtige Erfahrungen vorenthalten werden – mit langfristigen Folgen für ihre Selbstständigkeit und Resilienz. Seine Kernbotschaft: „Ich möchte, dass wir Kindern wieder mehr zutrauen, uns und unsere Ängste zurücknehmen in der analogen Welt, und sie mehr begleiten in der digitalen Welt.“

Rüdiger Maß, Referent bei der Fachtagung
Rüdiger Maß, Referent bei der Fachtagung © Stefan Bieniek, Massstab Mensch

Erfolgsmodell aus Nürnberg

Ein weiterer Vortrag befasste sich mit der Beteiligung von Kindern bei der Spielplatzgestaltung. Das Projekt der Stadt Nürnberg zeigte eindrucksvoll, wie verantwortungsvoll Kinder mitentscheiden, wenn sie echte Mitsprache erhalten – im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention. Die Ergebnisse: höhere Identifikation und achtsamerer Umgang mit Spielgeräten durch die Kinder selbst – und Spielräume, die ihren tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen. Eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt: „Beteiligung befähigt Kinder interkulturell im Sozialen – und darin, Demokratie zu leben“, so Sebastian Ertel von der Stadt Nürnberg (SÖR - Servicebetrieb öffentlicher Raum, Bauherrenvertreter + Eigenplanungen mit Schwerpunkt Spielplätze).

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