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Porträt: nuko, Wismar

Jung, weiblich, kommunikativ

Im Büro nuko wird Kooperation großgeschrieben. Die vier Partnerinnen führen ihr Büro nicht nur als gleichberechtigte Gesellschafterinnen, sondern gehen alle Entwurfs- und Entscheidungsprozesse gemeinsam an.

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nuko sind: Lysann Schmidt-Blaahs, Sofie Wagner, Julia Karth, Eva Wachauf
nuko sind: Lysann Schmidt-Blaahs, Sofie Wagner, Julia Karth, Eva WachaufLucia Bartl
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Nach einigen Jahren im Ausland entschied die Landschaftsarchitektin Lysann Schmidt-Blaahs sich in Wismar niederzulassen. Sie startete in einem Büro, das ihren Namen trug. Aber schon damals war ihr klar: „Das will ich auf Dauer nicht allein machen.“ Schon bei der Auswahl erster Mitarbeiter suchte sie nach Gleichgesinnten. „Ich hatte immer den Wunsch herauszufinden, ob jemand motiviert ist, selbst Verantwortung zu übernehmen“. Eine der heutigen Partnerinnen erinnert sich daran, wie Schmidt-Blaahs sie in ihrer ersten Arbeitswoche fragte, ob sie als Freie mitarbeiten wollte. Damals sei ihr das als Berufsanfängerin zu früh gewesen, erzählt Julia Karth. Heute ist die 29-jährige Landschaftsarchitektin eine der vier Partnerinnen von nuko. Auch die 26-jährige Architektin Eva Wachauf und die 37-jährige Berufskollegin Sofie Wagner gehören dazu und bilden ein ungewöhnlich junges Gesellschafterinnen-Quartett.

Neuer Name, neue Rechtsform

Sie alle starteten als angestellte oder freiberufliche Mitarbeiterinnen und wuchsen zu einem Team zusammen. Vor gut zwei Jahren war die Zeit reif, die Verantwortung auch rechtlich zu teilen. Sie erarbeiteten einen Gesellschafterinnen-Vertrag und suchten einen neuen Namen für ihr Büro. Unter nuko firmieren sie nun seit 2024. Dabei steht die Buchstabenkombination für die norddeutsche Version von „jetzt“ und „ko“ für kooperativ. Damit wollen sie signalisieren, dass es in neuem rechtlichen Gewand weitergeht. Das plattdeutsche Wort „nu“ bringt aber auch eine Dringlichkeit zum Ausdruck, hat den Charakter einer Aufforderung. Zum anderen signalisiert das Kürzel „ko“, dass Kooperation an oberster Stelle steht - sowohl innerhalb des Teams als auch in Projekten.

Auf die Frage, ob sich mit der Umfirmierung viel verändert hat, stimmen alle überein: „Ja, rechtlich schon. Aber da wir vorher schon alles geteilt, überall Einblick und Zugriff hatten und immer die Verantwortung mitgetragen haben, wiederum nicht.“ So wurde auch der neue Büroname gemeinsam ausgewählt: „Ich war froh, als das Büro nicht mehr unter meinem persönlichen Namen lief. Schon als ich in anderen Büros arbeitete, in denen der Name des Gründers auch der Büroname war, fand ich das unpassend. Jedes Projekt ist doch das Produkt einer Gruppe, eines Teams, einer Gemeinschaft“, erläutert Schmidt-Blaahs.

Divers und dadurch stark

Bei der Frage nach den Stärken der jeweiligen Teammitglieder wird eines schnell klar: „Eine gute Eigenschaft unseres Teams besteht darin, dass wir uns unterscheiden und ergänzen“, erklärt Wachauf. So haben die einen viel Erfahrung im Themenfeld Beteiligung und Wagner engagiert sich mittlerweile in der Architektenkammer, wo sie als junge, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern eher eine Seltenheit ist. Eine andere ist erfahren in der Bauleitung oder Expertin in der Pflanzplanung, während die dritte viel Erfahrung in Organisatorischem oder Akquise hat. Die drei jungen Partnerinnen fügen jedoch hinzu, dass die erfahrenste im Team, Schmidt-Blaahs, den meisten „Wumms“ hätte. „Wenn irgendetwas nicht so läuft wie geplant, dann kommt Lysann und spricht klare Worte. Sie ist diejenige, die nicht nachgibt“, sagt Karth. 

(...)

lokal, nachhaltig, sozial haben Priorität

Bei der Auswahl von Projekten guckt das Team weniger auf Maßstab oder Thema. Vielmehr ist ihm daran gelegen, „lokale Projekte mit besonderem Anspruch an Nachhaltigkeit, zum Regenwasser-Management oder zur Stärkung von sozialen Strukturen“ zu bearbeiten, erläutert Wachauf. Zu den aktuellen Projekten zählt zum Beispiel eine Campus-Erweiterung und -Modernisierung in Stralsund, die nuko zusammen mit Gruppe f aus Berlin bearbeitet. Auch die Arbeit an einem weiteren Friedhofsfeld in Warnemünde ist ein lokales, zugleich sensibles Thema, in der das nuko-Team bereits erfahren ist. Bei der Bearbeitung von Projekten vor Ort lockt nicht nur die Möglichkeit, mit dem Rad zur Baustelle fahren zu können, sondern „es geht auch viel um Inhaltliches: Wir sind mit der Region verbunden, sind hier verwurzelt und kennen die Mentalität vor Ort. Es hilft im Austausch mit allen, wenn man sich kennt und versteht“, erläutert Wagner. „Aber auch bei der Belieferung von Materialien achten wir auf kurze Prozesse und Wege. Da investieren wir viel Arbeit“.

Natürlich gibt es auch Projekte außerhalb der Region, wie zum Beispiel die Gestaltung der Radbahn in Berlin. Hier arbeitete nuko mit dem Berliner Büro fabulism zusammen. Auch hier spielte Nachhaltigkeit, wie das Wiederverwenden von Materialien eine Rolle, die Bewirtschaftung von Regenwasser und das Entsiegeln des stark verdichteten, urbanen Raums. Da es sich um ein vom Bund gefördertes „Nationales Projekt des Städtebaus“ handelte, waren die Anforderungen komplex. Aber selbst da war es nuko wichtig, die Aufgabenstellung aus der Beteiligung zu entwickeln und nicht vorneweg mit einem Entwurf aufzutreten“, reflektiert Schmidt-Blaahs.

Alltag und Arbeitszeit vereinen

Wie mittlerweile vielerorts üblich arbeiten auch die Kolleginnen von nuko zum Teil von zu Hause. Und wie viel Zeit jede wöchentlich arbeitet, ist individuell: „Das macht jede von uns anders. Das haben wir im Gesellschafterinnen-Vertrag so festgelegt“, erklären sie. Am Ende eines Jahres legt jede fest, wie viel Zeit sie demnächst arbeiten will und dementsprechend wird sie entlohnt. „Dieser Ansatz war in der Kommunikation mit dem Juristen, der uns begleitet hat, gar nicht einfach zu transportieren. Es bedarf eines anpassbaren Gehaltskonstrukts“, erzählt das Quartett: „Wir streben gleiche Anteile an der Partnerschaft an, und bezahlen uns dennoch nach geleisteter Arbeitszeit.“ Derzeit bekommt jede eine monatliche Zahlung. Im kommenden Dezember, am Ende unseres ersten Geschäftsjahrs, werden wir resümieren. „Dann kommen alle Zahlen auf den Tisch, gucken, was übrig ist und wir entscheiden gemeinsam, wofür wir was ausgeben“, erzählen sie. Auch bei der Verteilung des Geldes „pflegen wir einen offenen Umgang miteinander; genau wie früher. Das wurde in unserem Team schon immer transparent gestaltet. Wir finden es unproduktiv, das Thema Geld vor anderen, auch unseren Mitarbeitern, geheim zu halten“, erklärt Karth (...) 

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