
Im Gespräch mit Rainer Sachse, HFWU
Was uns auf der avela-Tagung erwartet
„Neuland – Konzepte für die Stadtlandschaft von morgen“, so lautet das Thema der 16. avela-Fachtagung am 5. Juni in Nürtingen. Rainer Sachse, Professor für Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HFWU) gibt Einblicke in die Themen.
von Heike Vossen erschienen am 22.05.2025
Zur Person
Rainer Sachse, Professor für Landschaftsarchitektur im urbanen Raum, HFWU.
Er leitet und moderiert den nächsten avela Kongress. Er gibt uns Einblicke ins Programm.
In Frankreich hat man sich von den architektonischen Gärten des Barocks verabschiedet, überall entstehen faszinierende neue Landschaften. In Deutschland wurde über diesen Trend bislang kaum berichtet, ich bin mir sicher, dass die Teilnehmer am Kongress fasziniert davon sind, wie die Franzosen ökologischen Städtebau und Landschaftsarchitektur kreativ neu definieren und eine innovative, faszinierende Gestaltungssprache entwickeln. Kaum ein Name steht mehr für die neue französische Landschaftsarchitektur als das Pariser Büro Mutabilis - Paysage & Urbanisme. Juliette Bailly-Maître, Inhaberin von Mutabilis, wird auf dem avela-Kongress referieren. Mutablis baut riesige Pflanzenkläranlagen, die gleichzeitig Parks sind, sie beschäftigen sich mit dem Straßenraum der Zukunft ebenso wie mit innovativen Wohnkonzepten und erweitern damit das Spektrum der Landschaftsarchitektur. In Wien ist mit der Biotope City ein riesiges Wohngebiet entstanden, in dem die Gebäude vollständig begrünt wurden. Es soll eine Symbiose aus Architektur und Landschaft generiert werden. Das Ganze geht auf die Biotope-City-Strategie von Helga Fassbinder zurück. Helga Fassbinder entwickelte als Gründerin der Foundation Biotope City das Leitbild einer Stadt, die sich durch die intelligente Adaption von Mechanismen der Natur, einem smarten Zusammenspiel von Mensch und Technik sowie von Architektur, Flora und Fauna auszeichnet. Wir freuen uns sehr, dass wir Helga als Referentin gewinnen konnten und dass sie uns Ihre (gebaute) Vision der Gartenstadt des 21. Jahrhunderts vorstellt - ein faszinierendes Konzept, das auch Deutschland gut zu Gesicht stehen würde. • Welche Impulse erwarten oder erhoffen Sie sich durch den interdisziplinären Austausch und Input des Themenspektrums? Das Tolle am avela Kongress ist, dass man nicht nur zuhört, sondern auch intensiv diskutiert. Ich glaube, durch die Vielfalt der Themen und Beispiele wird sich jeder angesprochen fühlen und Impulse für sich mitnehmen. Die Innovationsfeindlichkeit in Deutschland begründet sich auf Veränderungsangst, auf der Sorge, dass neue Ansätze Probleme bereiten könnten. Wir wollen dagegen die Chancen aufzeigen und ich bin mir sicher, dass auch Ängste ausgeräumt werden können. avela eröffnet ein Forum für die Diskussion der Teilnehmer mit den Referenten und untereinander – nur so wird Veränderungsenergie generiert! • Wie ist Ihre Einschätzung: Was wird die große Herausforderung für unsere Planungsdisziplin in den nächsten Jahren werden? Und werden sich daraus auch Chancen eröffnen? Auch wenn das Thema Klima und Nachhaltigkeit zurzeit etwas aus der Mode gekommen ist, werden die Entwicklungen uns mit Sicherheit einholen. Landschaftsarchitektur kann hier tolle Lösungen anbieten. Über den Kongress zeigen wir, dass noch sehr viel mehr geht, als wir uns aktuell vorstellen können! Wenn wir es schaffen, anstelle von einzelnen punktuellen Intervention nachhaltige Stadtgestaltung zum Standard zu machen, eröffnet sich für uns ein gewaltiges Aufgabenfeld. Viele Experten sagen, dass Erhalt der Biodiversität die beherrschende Aufgabe der Zukunft sein wird – wahrscheinlich haben sie recht. Wenn wir dieses Thema groß denken, wenn wir – wie in den Niederlanden – die Trennung von Naturschutz und Landschaftsgestaltung aufheben und verloren gegangene Natur neu bauen, eröffnet sich für uns ein gigantisches Arbeitsfeld. Ich bin auch der Meinung, dass der Wandel zur autonomen Mobilität beträchtliche Chancen eröffnet. Heute nimmt der Verkehrsraum in Deutschland die Fläche von Thüringen ein, wenn wir nur einen kleinen Teil davon für unsere Profession freimachen können, sind das große Aufgaben. Außerdem ergibt sich die Chance, Stadt und Ortszentren völlig neu zu denken. • Es ist nun Ihre zweite avela-Tagung, die Sie leiten. Werden Sie auch zukünftig diese Tagungen konzipieren oder wird sich Ursula Nothhelfer, die Nachfolgerin von Sigurd Henne, einbringen? Den nächsten avela Kongress wird Ursula Nothelfer übernehmen. Es kann gut sein, dass wir uns zukünftig bei der Konzeption der Veranstaltung abwechseln. Wir haben unterschiedliche Schwerpunkte und können so die Veranstaltung lebendig halten. Vielen Dank für das Gespräch!
Wenn wir die aktuellen Trends jedoch verschlafen, werden Kollegen aus anderen Disziplinen die neuen Themen besetzten. Rainer Sachse, HFWU
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