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Renaturierung Rietzschke-Aue Sellerhausen

Den Nerv der Zeit getroffen

Überflutungsgebiet, robustes Erlebnisterrain und Rückzugsraum für Flora und Fauna – die von Storch Landschaftsarchitektur renaturierte Rietzschke-Aue in Leipzig leistet mehreres zugleich und erhielt dafür auch mehrere Auszeichnungen. 

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Als weithin sichtbare Land Art ragt der riesige „Artenschutzturm“ aus den Auenwiesen heraus.
Als weithin sichtbare Land Art ragt der riesige „Artenschutzturm“ aus den Auenwiesen heraus.Storch La / Sebastian Weingart (Wunderwaldphoto.com)
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In kurzer Zeit gleich doppelt gewürdigt: Der Auenpark Rietzschke-Aue im Leipziger Stadtteil Sellerhausen erhielt 2022 die Auszeichnungen „Naturschutzprojekt des Jahres 2022“ und den Bundespreis Stadtgrün. Warum das Projekt so viel Anerkennung erfährt, erklärt Landschaftsarchitekt Robert Storch aus Dresden, dessen Büro das Projekt initiierte, plante und umsetzte: „Es trifft genau den Nerv der Zeit und zeigt auf, was jetzt in allen Kommunen gemacht werden muss.“ Nämlich nicht „nur“ einen Park zu gestalten, sondern Flächen so zu organisieren, dass sie zugleich mehrere Anforderungen und Funktionen vereinen. 

Hochwasserrückhalt als zentrale Aufgabe

Das Hauptziel in der Rietzschke-Aue war der Hochwasserrückhalt, also die Drosselung von Regenwasser und seine verzögerte Abgabe. Als weitere Aufgabe galt es, einen robusten Park zu gestalten. Aus diesen Vorgaben heraus entwickelten die Planer ihre übergeordnete Leitidee: Das Areal zu einem Lebensraum für Flora und Fauna zu entwickeln, und damit auch den Artenschutz in der Stadt voranzubringen. Dafür realisierten sie einen Bachlauf, der bei Regen Wasser führt, pflanzten große Strauchflächen mit heimischen Gehölzen und kamen mit ihrer Gehölzauswahl auch dem städtischen Wunsch nach „essbarer Stadt“ nach.

Mit großen Lesesteinen strukturierten sie die neugeschaffene Topografie und ergänzten die Wiesenflächen um Sandinseln. „Ganz nebenbei haben wir hier Artenschutzthemen innerhalb der Gestaltung umgesetzt“, kommentiert Storch den Ansatz und das gelungene Ergebnis, das schließlich den Naturschutzpreis und, durch die Mehrfachcodierung der Gestaltung, den Bundespreis Stadtgrün erbracht hat.

Initial des Projekts

Der Weg zum Projekt war nicht klar gezeichnet, es hat sich eher zufällig entwickelt: Seit einem Wettbewerbsgewinn 2015 ist Storch Landschaftsarchitektur auf dem benachbarten Areal an einem Schulcampus zugange, bei dem die Planer auf ein Hochwasserproblem stießen. Anstatt eine lokale technische Lösung auf und für den Campus zu entwickeln, drängte Storch darauf hin, die Ursache zu ergründen und das Problem am Ansatz zu lösen – am Fluss: Das Einzugsgebiet der Rietzschke wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr versiegelt und verdolt, entsprechend kam es verstärkt zu Hochwasser und größeren Überschwemmungen. Das letzte große Hochwasser im Jahr 2013 war noch in Erinnerung, das Areal seitdem nur noch bedingt nutzbar: Die dort in einer Senke gelegene Kleingartenanlage lag bereits in Teilen brach, die regelmäßigen Überflutungen verhinderten eine umfängliche Nutzung.

Die Stadt Leipzig beauftragte ein Ingenieurbüro mit der Hochwasserplanung, Storch ergänzte als Landschaftsarchitekt das Projekt. Bereits die Kostenschätzung ergab aber, dass die freiraumplanerischen Leistungen das Dreifache an Volumen brauchen, so Storch. Folglich handelten die Planer ab Leistungsphase 3 einen eigenen Vertrag aus. Entsprechende Expertise konnten das Landschaftsarchitekturbüro vorweisen, erlernt in den 90er-Jahren mit Projekten zum „Stadtumbau Ost“ und schrumpfenden Städten. Projektstart war im Jahr 2018. 

Akzeptanz und Finanzierung

Für eine ausreichende Finanzierung konnten die Projektbeteiligten Mittel aus der Städtebauförderung zur Quartiersverbesserung nutzen, ebenso Ausgleichsmittel aus dem Schulbau. Storch Landschaftsarchitektur informierte im Planungsverlauf in zwei Veranstaltungen zum Projekt. Basis bildete das Moderationsverfahren zur „Umsiedlung der Kleingärtner“. Grundlegende Kritik gab es keine: „Wenn Du einen Parks schaffst auf einer Fläche, die bisher räudig war, ist das immer durchweg positiv.“

An die Diskussionen, wie mit der Fläche umzugehen sei, erinnert sich Storch gut. „Anfangs war die grundlegende Gestaltung im Einklang mit den Vorgaben der Ingenieure zum Volumen und den Abflussmöglichkeiten. Daraus kristallisierten sich aber drei sehr unterschiedliche Varianten heraus, die sehr kontrovers diskutiert wurden.“ Der Verlauf der Diskussion änderte die Planung; mit der Stärkung von Blühwiesen und Themen des Artenschutzes entstand eine „zurückgenommene Gestaltung – auch aus Kostengründen“, so Storch.

Lesen Sie das gesamte Interview in unserer nächsten Ausgabe FREIRAUM GESTALTEN 1/23.

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