Europäischer Gartenpreis 2021 in Schloss Dyck verliehen
In sieben europäische Länder gingen die neun Auszeichnungen des Europäischen Gartenpreises 2021, die am Nachmittag des 10. September in Schloss Dyck verliehen wurden.
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Gewinnergärten aus ganz Europa
Es freuten sich Gewinner aus Frankreich, den Niederlanden und Lettland über die Auszeichnung mit ersten Preisen. Die sechs zweiten Preise gingen nach Deutschland, Frankreich, Portugal und Belgien sowie zweimal nach Großbritannien.
Kategorie „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“
Mit dem 1. Preis in der Kategorie „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ wurde die Wiederherstellung und behutsame Weiterentwicklung der Parkanlagen von Schloss Rundale in Lettland ausgezeichnet, die unter Fachleuten höchste Anerkennung findet und als „Versailles der baltischen Staaten“ alle Besucher begeistert. Auch die Preisträger der 2. Preise, die Gärten von Marqueyssac in der Dordogne und die Gärten von Lowther Castle in Nordengland, zeigen auf, wie mit der Erneuerung von Gärten ganz unterschiedliche, aber jeweils auf ihre Art faszinierende Gestaltungkonzepte umgesetzt werden können, die Alt und Neu ideal verbinden.
Kategorie „Schutz oder Entwicklung einer Kulturlandschaft“
Auch in diesem Jahr gab es wieder Preise in der Kategorie „Schutz oder Entwicklung einer Kulturlandschaft“. Im niederländischen Waterloopbos lassen sich die Modelle vieler Küsten und Hafenanlagen entdecken, mit denen bis in die 90er Jahre hydrologische Versuche durchgeführt wurden. Die größte Anlage wurde nun in die monumentale Skulptur Deltawerk verwandelt. Natur und Kunst laden hier zum gemeinsamen Erleben ein, wie dies seit vielen Jahren auch auf der Insel Hombroich möglich ist, die für dieses beispielgebende Konzept mit einem der beiden zweiten Preise ausgezeichnet wurde. Ein 2. Preis geht auch in den kleinen portugiesischen Ort Santar, wo eine private Initiative die historischen Gärten öffnet und verbindet, einen Gemeinschaftsgarten für die Bewohner schafft und den Weinbau als gestaltendes Element in den Ort holt.
Kategorie „Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“
In der Kategorie „Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“ ging der 1. Preis nach Frankreich. Am Ort der Unterzeichnung des Waffenstillstands von 1918 und von 1940, die jeweils in einem Zug stattfanden, nimmt der Park „The Third Train“ mit seinem Namen und seiner Gestaltung hierauf Bezug und schafft zugleich einladende Ort der Ruhe und Reflektion. Ein 2. Preis ging an die durch eine strenge Auswahl und Anordnung von Stauden und Gräsern bestimmte Gestaltung des Gartens der Kunstgalerie von Hauser & Wirth im britischen Somerset. Im beengten urbanen Raum der Stadt Brüssel ist mit dem Parc de la Senne ein vielbesuchter, linearer Park entstanden, der Stadteile verbindet und sich, wo immer möglich, auffächert, um weitere Nutzungen anzubieten.
Detaillierte Angaben zu allen Preisträgern auf www.europäischergartenpreis.eu
Jurymitglieder des Europäischen Gartenpreises 2021:
Kerstin Abicht (Deutschland), Roswitha Arnold (Deutschland), Ed Bennis (Großbritannien), Gunnar Ericson (Schweden), Jacob Fischer (Dänemark), Davorin Gazvoda (Slowenien), Brigitte Mang (Deutschland), Nuno Oliveira (Portugal), Jens Spanjer (Deutschland), Lieneke van Campen (Niederlande), Michael Walker (Großbritannien), Udo Woltering (Deutschland).
Alle Preisträger des Jahres 2021 im Überblick:
Kategorie: Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens
1. Preis: Rundale (LETTLAND)
Die umfassende und fachgerechte Restaurierung von Lettlands einzigartigem Barockgarten war ein kompliziertes Unterfangen, das viel von der Hingabe und der Arbeit der Museumsmitarbeiter und Freiwilliger abhängig war. Jetzt gelten Schloss, Garten und Park als Versailles der baltischen Staaten.
2.Preis: Lowther (GROSSBRITANNIEN)
Nach 50 Jahren des Verfalls wurden die Gärten 2012 wiedereröffnet und enthüllen seitdem den Besuchern die Geschichte von Lowther Castle & Gardens und fügen gleichzeitig eine Fülle innovativer Gestaltungskonzepte, neuer Gärten und Attraktionen hinzu.
2. Preis: Marqueyssac (FRANKREICH)
Die Restaurierung des Garten mit mehr als 150.000 Buchsbäumen, die mit großem Einfallsreichtum und in vielfältigen bewegten Formen geschnitten werden, verleiht Marqueyssac – trotz seiner dramatischen Lage – einen Hauch von Sanftheit und Romantik.
Kategorie: Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens
1. Preis: The Third Train (FRANKREICH)
Dort, wo der Waffenstillstand des Jahres 1918 und des Jahres 1940 unterzeichnet wurden, symbolisieren zurückhaltende Gestaltungselemente die Schützengräben des Krieges und die Fäden des Myzeliums. Schienenartige Bänke erinnern daran, dass die Unterzeichnungen in Zügen stattfanden und laden zur Kontemplation und Reflexion ein.
2. Preis: Hauser & Wirth (GROSSBRITANNIEN)
Die modernistische Architektur der Kunstgalerie wird durch die Lockerheit und Rundungen des Gartens perfektioniert, die Piet Oudolf durch die Artenvielfalt und Kombination der Pflanzen schafft.
2. Preis: Parc de la Senne (BELGIEN)
Dieser lineare Park, der über dem Bett des überdachten Flusses Senne verläuft, stärkt die lokale Identität, Lebensqualität und das urbane grüne Netzwerk und ist als Begegnungszone und Raum gemeinschaftlicher Aktivitäten ein großer Erfolg.
Kategorie: Schutz oder Entwicklung einer Kulturlandschaft
1. Preis: Waterloopbos und Deltawerk// (NIEDERLANDE)
Das Kunstwerk Deltawerk (von RAAAF | Atelier de Lyon) nutzt eine der baulichen Strukturen, die rund 40 Jahre wasserbaulicher Experimente in diesem Waldstück hinterlassen haben und ermöglicht so magische Erfahrungen und neue Ausblicke in diese einzigartige Kulturlandschaft, die heute von Natuurmonumenten unterhalten wird.
2. Preis: Santar Vila Jardim (PORTUGAL)
Die Besitzer von Herrenhäusern nutzen die Geheimnisse, den Charme und das (gebaute) Erbe Santars für ein Konzept zur nachhaltigen Entwicklung, z.B. durch die Verbindung von Gärten und die Anlage von Gemeinschaftsgärten. In Verbindung mit der Kulturlandschaft entsteht eine neue Gartenstadt.
2. Preis: Insel Hombroich (DEUTSCHLAND)
Unter dem Motto “Kunst parallel zur Natur” erfolgte die behutsame Aufwertung und nachhaltige Pflege dieser Auenlandschaft zu einem musealen und landschaftlich gleichermaßen einzigartigen Raum, der Besuchern vielfältige Eindrücke und Inspirationen bietet.
Das Europäische Gartennetzwerk EGHN und der Europäische Gartenpreis
Mit dem Europäischen Gartennetzwerk / European Garden Heritage Network EGHN ist in Nordrhein-Westfalen seit dem Jahr 2003 eine Institution mit einem Leistungsspektrum entstanden, die das Interesse internationaler Gartenliebhaber auf die Parks und Gärten im Land lenkt und die von der Fachwelt als kompetenter und attraktiver Partner für den fachlichen Austausch und die Zusammenarbeit in vielfältigen Projekten geschätzt wird. Dieser Erfolg basiert auch auf der fachlichen und finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung, durch die beiden Landschaftsverbände LVR und LWL und den Regionalverband Ruhr und dem Engagement der Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur in Jüchen als Träger des EGHN sowie auf der guten Zusammenarbeit innerhalb des EGHN mit seinen rund 200 Partnern in NRW, in Deutschland und in 14 weiteren Ländern Europas.
Aktuelle Schwerpunkte der internationalen Zusammenarbeit sind Projekte zum Einfluss des Klimawandels auf historische Gärten, zur Weiterbildung im grünen Gewerbe und zur internationalen Kommunikation, z.B. auch im Kontext der IGA Metropole Ruhr 2027.
Der seit 2010 vom EGHN und der Stiftung Schoss Dyck vergebene European Garden Award erfährt europaweite Anerkennung, die weit über das EGHN hinausgeht, zumal die Preisträger nicht EGHN-Partner sein müssen. Spätestens mit der Annahme des Preises durch UNESCO-Welterbestätten wie Sintra und Lorsch, durch Kew Gardens in 2018 und durch die Royal Horticultural Society und das Festival von Chaumont im Jahr 2019 ist der European Garden Award in den europäischen Fachkreisen angekommen. Er hat sich durch Auszeichnungen für die Städte Malmö und Kopenhagen zudem eindrucksvoll zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaanpassung in Position gebracht.
Zum erstem Mal gab es für den Europäischen Gartenpreis Ende 2020 einen öffentlichen Aufruf (Open Call) zur Einreichung von Vorschlägen für mögliche Preisträger. Im Jahr 2021 hat die Jury ihre Auswahl von neun Preisträgern in drei Kategorien getroffen:
- Schutz oder Entwicklung einer Kulturlandschaft
- Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens
- Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens
Mit der diesjährigen, der elften Preisverleihung seit 2010 wurden mit dem Europäischen Gartenpreis, der seit 2012 von der Baumschule Lorenz von Ehren unterstützt wird, somit insgesamt 102 Preisträger aus 16 Ländern ausgezeichnet.
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