Die machen's konkret!
Die Landschaftsarchitektur legt vor: Um das Tempo bei der Anpassung der Städte an die kommenden Klimaauswirkungen zu beschleunigen, geht die Initiative KlimaKonkret aus Österreich proaktiv auf Kommunen zu.
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Im November 2020 lag bei allen 2.095 Gemeinden Österreichs ein bunter Faltplan in der Post. Das DIN-A1 große Poster zeigt ein Wimmelbild städtischer Szenen, auffallend viele Grüntöne, dazwischen schlicht gehaltene weiße Baukörper. Die kleinen Autogruppen in orangerot wirken merkwürdig unpassend. Je tiefer man in das Bild einsteigt, umso wohliger werden die Assoziationen. Man meint die frische kühle Luft zu spüren und Vogelgezwitscher zu hören. Auf der Rückseite werden in kleinen Textblöcken die gezeichneten Klimaanpassungsmaßnahmen vorgestellt. Dafür genügen kurze Erläuterungen über Sinn und Zweck mit konkreten Anleitungen, wie die Projekte umzusetzen sind. Ziemlich entspannt und entschleunigt könnte so das Leben in unseren Städten sein, ganz einfach eigentlich.
Zusammen ist man kreativer
Hinter der so spielerischen wie pragmatischen Handlungsanleitung für klimafitte Städte steckt eine Initiative aus vier Wiener Büros: con.sens mobilitätsdesign, Raumposition - Strategie.Planung.Kommunikation, Weatherpark und 3:0 Landschaftsarchitektur arbeiten schon seit 20 Jahren immer wieder an gemeinsamen Projekten. Wenn es denn mal eines für alle Disziplinen gibt. "Wir müssen immer warten, bis eine Ausschreibung kommt, die die unterschiedlichen Fachbereiche zusammenbindet und dann noch nach Klimaanpassung fragt, davon gab es viel zu wenig", beschreibt Pia Knappitsch, Marketing-Fachfrau und seit 2016 bei 3:0 Landschaftsarchitektur, die Motivation für den KlimaKonkret-Plan.
Gremienarbeit war den lösungsorientierten Fachleuten zu langsam, um die dringend benötigten Anpassungsmaßnahmen in Städten anzukurbeln. Warum nicht besser die positiven Effekte zeigen, die Klimaresilienz mit sich bringt: "Wir wollten die Co-Benefits zeigen: Wie schaut die Gemeinde aus, wenn sie umgebaut ist und wie schön ist es in 20 Jahren, wenn die Bäume groß sind."
In regelmäßigen Treffen entwickelte die Planergemeinschaft innerhalb eines halben Jahres eine Marketingstrategie fürs Klima. Im Januar 2020 fiel die Entscheidung: Es wird ein Wimmelbild! Mit allem Wissen, das aus den beteiligten Fachbereichen Verkehrs- und Raumplanung, Landschaftsarchitektur und Klimatologie vorhanden ist. Der Fokus sollte auf Hitze liegen: "Das wird uns fix treffen und das können alle nachvollziehen", erklärt KlimaKonkret-Geschäftsführerin Knappitsch. Ganz nebenbei will das Team mit dem komplexen Comicstrip auch zeigen, dass interdisziplinär zu arbeiten, Vorteile für alle Sparten bringt.
Der Grafiker Patrick Bonato hat das Fachwissen kongenial in kleine exakte Miniaturen übersetzt. Die Szenen entwickelte das Team gemeinsam. Robert Luger, Mitinhaber von 3:0 und bekannt für seine kleinen Handzeichnungen, die er täglich auf Instagram postet (Benutzername: 157_black), lieferte die groben Skizzen.
Die Zeit für das Klimakonkret-Projekt zwackten Chefs und Mitarbeitende von der Arbeitszeit ab, jeden Freitagmorgen um 9 Uhr Redaktionssitzung. Der Grafiker wurde finanziert über Fördergelder aus dem Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung und The Innovation in Politics Institute, eine private Initiative zur Förderung demokratischer Prozesse in Europa.
"Wir haben bewusst von vornherein nicht darauf spekuliert, mehr Aufträge über dem Plan zu generieren, weil wir dachten, das verhaut uns nur den Spirit", sagt Knappitsch. Sich als Expertinnen zu positionieren, genügt den Beteiligten als Benefit. Viel Herzblut stecke in dem Projekt, anders geht es nicht, wenn man auch nach Feierabend und am Wochenende Zeit dafür investiert.
Das Projekt hebt ab
Das Konzept trifft einen Nerv der Zeit, das Team hat einen inspirierenden Ansatz gefunden: Der Aktionskünstler André Heller ist bereit, als prominenter Schirmherr das Klima-Projekt zu unterstützen, mit einem angemessenen charmanten Argument: Es solle hinterher kein Bürgermeister sagen können, er hätte von nichts gewusst. Das Climate Change Center Austria aus Graz kontrolliert die Inhalte und stellt seinen Telefonservice für kommende Rückfragen zur Verfügung. Am Ende steht auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen offiziell hinter der Initiative.
"Irgendwann war alles so groß, da haben wir gesagt: los, pack mer's, jetzt schicken wir den Plan an alle Gemeinden", erinnert sich Knappitsch an den großen Moment.
Lesen Sie den gesamten Beitrag in der nächsten Ausgabe FREIRAUM GESTALTEN (4), die im August erscheinen wird.
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