Trimm-Pfad 2:0
Nicht der Leistungssport, sondern der Breitensport steht im Fokus bei der Anlage eines Bewegungsparcours – was erstere aber nicht ausschließt, die Geräte auch für anspruchsvollere Übungen zu nutzen.
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Mansour Nader von playfit berichtet, was am Nachfolger der Trimm-Dich-Pfad-Stationen anders ist.
Was ist gemeint?
Der Trimm-Pfad ist ja in Deutschland leider weitgehend verloren gegangen, nur in der Schweiz gibt es noch die Vita-Parcours“, blickt Mansour Nader von playfit auf die Breitensportaktivität der 70er und 80er Jahre zurück. Nur die Älteren erinnern sich noch an die robusten Gerätestationen, die sich entlang einer Wald-Joggingstrecke reihten und alle 200 m einluden, das Joggen zu unterbrechen, und mithilfe der Übungstafeln verschiedene Körperpartien zu stärken.
Was ist anders?
Der Nachfolger Bewegungsparcours steht eher selten am Waldrand, sondern zentral im Stadtraum, in Parks, oder angedockt an Sportanlagen. 2005 griff playfit die Idee von Outdoor-Fitnessgeräten wieder auf, Inspiration gab eine Asienreise, die zeigte, wie tief verwurzelt dort der Bewegungsgedanke im Park war – bei Jung und Alt. Das Ziel der Geräte ist, Kreislauf, Beweglichkeit und Koordination zu stärken, sowie gezielt Muskulatur zu lockern. Die Übungen an den einzelnen Geräten trainieren wahlweise den ganzen Körper, einzelne Körperpartien wie Schulter, Rücken und Beine, oder sie aktivieren den Körper durch Massage.
Für wen eignet sich der Bewegungsparcours?
Nader, der Vertrieb und Marketing bei dem Hamburger Gerätehersteller leitet, führt aus: „Wir wollen mit den Geräten ein breites Publikum ansprechen, also auch den Couch-Potato oder Menschen mit Handicaps.“ Die Geräte sind zwar weitgehend selbsterklärend, aber schnell war klar, dass es mehr braucht, um das Thema in die Bevölkerung zu kriegen. „Der Bewegungsparcours hat eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem organisierten Sport wie Sportvereinen und der allgemeinen Bevölkerung, die sich grundsätzlich mehr bewegen sollte“, sagt Nader. Er beschreibt es als Lernprozess für die Kommunen, der durchaus begleitet werden sollte und Zeit brauche. Das Unternehmen versteht sich dabei nicht nur als Hersteller, sondern als Entwickler, Berater und Fachplaner, der die Kommunen unterstützt, eine maßgeschneiderte Geräteanlage am idealen Standort zu bauen.
Wer ist die Zielgruppe?
Mit den Bewegungsparcours sprechen die Hersteller eine größer werdende Zielgruppe an, denn die Menschen werden zunehmend gesundheitsbewusster und älter, so Nader. Gerade für Ältere bedeutet körperliche Fitness Unabhängigkeit, die es so lange wie möglich gilt zu halten. Der große Vorteil beim Bewegungsparcours ist, dass es keine Anfangshürde gibt; jedes Gerät lässt sich in unterschiedlicher Intensität nutzen – was es interessant macht, sowohl für Freizeitsportler als auch für Leistungssportler. Sportkleidung ist nicht zwingend nötig und jeder kann individuell und auch spontan starten.
Welche Elemente braucht es?
Anders als bei Kinderspielgeräten, die intuitiv bespielt werden, sind die Fitnessgeräte zwar auch als einzelne Produkte zu sehen, aber auch im Ensemble und zusammengehöriges System. Das Gerätespektrum ist groß, die Kommune sollte vorab klären, welche Funktionen gewünscht werden und wer die Nutzergruppen sind. Je nach Nutzergruppe und Standort, bietet sich eine andere Geräteauswahl an.
Wo verortet man eine Anlage?
Auch der Standort ist wichtig, so die Erfahrung aus den ersten Mehrgenerationenparks, bei denen Übungsgeräte für Erwachsene direkt neben dem Kinderspiel platziert wurden. „Man dachte, da kann die Oma gemeinsam mit dem Enkel turnen, das klappte aber nicht so“, erinnert sich Nader. Grundsätzlich sei der Mehrgenerationengedanke sehr gut, brauche aber ausreichend Raum, damit alle Nutzer dort aktiv sein könnten und eben nicht die besagte Seniorin ihrem Enkel dabei zuschaut, wie er auf einem viel zu großen Fitnessgerät herumturnt. Zum einen fordert die Norm einen eindeutigen Abstand zum Kinderspielplatz. Dieser drückt sich nicht in Meterangaben aus, benennt aber eine klare thematische Trennung der Bereiche. Zum anderen schafft eine direkte Benachbarung möglicherweise auch eine gegenseitige Störung, etwa durch Lärm.
Wie klappt die Umsetzung?
Grundsätzlich favorisiert Nader gebündelte Gerätegruppen für einen Bewegungsparcours und benennt eine Gruppe von sechs bis acht Geräten als ideal. Letztlich hänge es aber von Standort und Budget ab, wie der jeweilige Ort optimiert werden kann. So versammeln sich im Grugapark Essen 17 Geräte zu einer Fitnesseinheit. An anderer Stelle starten Kommune mit nur ein oder zwei Geräten und ergänzen diese bei Bedarf nach und nach. Eine Anleitung, wie und wofür sie zu nutzen sind, gibt die ergänzende Beschilderung. Hinzu kommen zahlreiche Varianten zur Intensivierung, die zum Beispiel von Trainern angeleitet werden können – etwa über Sportvereine, die so auch neue Mitglieder finden können.
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