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Calisthenics – Trendsport (1)

Street-Workout aus der Antike

Für Outdoorfitness schwirren aktuell verwirrend viele neue Begriffe im Raum, die selbst für Planungsbeteiligte nicht immer leicht voneinander abzugrenzen sind. Calisthenics ist einer davon und aktuell popuär. 

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Bei Calisthenics kann jeder nach seinen Fertigkeiten einsteigen - und das über alle Altersklassen hinweg.
Bei Calisthenics kann jeder nach seinen Fertigkeiten einsteigen - und das über alle Altersklassen hinweg.Playparc
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Einblicke in die Sportart gibt Steffen Strasser von Playparc.

Was ist gemeint?

Als sei es nicht schon kompliziert genug, Calisthenics als Teil der neuen Freiraumsportarten einzuordnen, existieren für die „Körpergewichtsübungen“ weitere englische Begriffe wie „Street-Workout“, „Ghetto Fitness“ oder „Body Weight Exercises“. Gemeint ist immer dasselbe, ein Ganzkörperkrafttraining mithilfe des eigenen Körpergewichts. Der Vorteil dabei – jeder kann nach seinen Fertigkeiten einsteigen. Die Anlagen für Calisthenics sind nicht fix vorgegeben, bestehen aber meist aus einer Kombination von Reckstangen und ergänzenden Elementen wie Rumpftrainingsgeräten. 

Wo kommt der Trend her?

Calisthenics zählt als Teilbereich des Bewegungsparcours mit einer Kernzielgruppe der Zehn- bis 30jährigen, erklärt Steffen Strasser, Eigentümer und Geschäftsführer von Playparc, ein Hersteller für Bewegungs- und Sportanlagen im Außenraum. Der Ursprung der Sportart ist so alt, wie es Athletiksport gibt, so Strasser. Aber erst vor wenigen Jahren kam sie wieder zurück nach Deutschland, teils aus Osteuropa, teils aus Amerika. 2013 entstanden die ersten Anlagen für die wiederentdeckte Sportart. Seit 2015 boome es gerade zu und entwickle sich als klassische Graswurzelbewegung rasant, so Strasser. In diesem Jahr gründete sich auch der deutsche Fachverband DCSV, Deutscher Calisthenics und Streetlifting Verband e.V.

Wie übt man den Sport aus?

Grundsätzlich ist Calisthenics altersunabhängig und die Nutzer meist sportlich, individuell und selbstorganisiert. „Häufig sind sie Peergroup-orientiert“, sagt Strasser, „die Gruppen organisieren sich über soziale Medien.“ Existiert noch keine Calisthenicsanlage, treffen sich die Sportler dort, wo es möglich ist und zweckentfremden zum Beispiel auch Parkbänke für ihre Übungen. Ebenso nutzen sie den klassischen Bewegungsparcours. Dieser biete aber nicht die idealen Trainingsmöglichkeiten, erklärt Strasser.

Neue Anlagen entstünden meist auf Initiative einzelner Sportler oder Sportgruppen, die den Kommunen ihre Ideen und Vorschläge unterbreiteten, weiß der Experte. Hilfreich sind dabei die sozialen Medien: „Über Facebook oder Instagram tauschen sich die Sportler gegenseitig aus. Sie informieren sich, wie diese zu ihren Anlagen gekommen sind und kopieren das System.“ Er ist begeistert von der Kraft der Selbstorganisation: „Super, was möglich ist, wenn die Leidenschaft von Menschen geweckt ist.“

Was bringt eine Anlage?

Neben dem gesundheitlichen Nutzen – Calisthenicsanlagen fördern sportliche und körperbewusste Zielgruppen, sind aber auch für den Laien direkt nutzbar und bilden keine Anfangshürden – existieren auch soziale und integrative: Die Sportler identifizieren sich meist sehr stark mit ihrer Anlage. Häufig rührt dies daher, dass sie bereits bei der Planung involviert wurden. Treffen und Trainingsorganisation organisieren sie selbst über soziale Medien, bilden dabei aber keine geschlossene Gruppe, da auch das Leistungsniveau sehr heterogen ist: Vor Ort finde sich meist ein „starker Support innerhalb der Community“, führt Strasser den integrativen Ansatz aus.

Anfänger oder Neue erhielten schnell Unterstützung und Trainingstipps, die Nutzung steht aber auch Nichtsportlern offen, was die Anfangshürde nochmals senkt: Kinder spielen auf den Geräten und auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen sind Trainingserfolge möglich. Strasser ist sich sicher: „Der Outdoor-Fitnesstrend wird nicht abnehmen, daher wird auch die Integration von Calisthenicsanlagen in größere Bewegungszusammenhänge wie zum Beispiel komplexere Fitnessparcours zunehmen.“

Welches Fachwissen braucht es?

Fachplaner und Hersteller wie Playparc unterstützen die planenden Landschaftsarchitekten und übernehmen die Mikroplanung einer Anlage. Meist steht der Platz bereits fest, was anders sei als beim Bewegungsparcours, so Strasser. Noch fehlen einheitliche Standards zu Weiten und Höhen für die Ausübung der Sportart. Um wettkampftauglich zu werden, firmierte sich 2019 der DCSV. Geplant ist ein Regelwerk, das Standards beschreibt – als Folge daraus wird mittelfristig sicher ein Zertifizierungssystem folgen, um festzulegen, welche Anlagen sich für Wettkämpfe eignen.

„Rund die Hälfte unserer Calisthenics-Anlagen sind Kombinationen mit Bewegungsparcours. Bei letzterem ist die Zielgruppe eine ältere, es sind Breitensportler und Menschen ab 50“, sagt Strasser aus. Letztlich hänge es von der Zielgruppe des Ortes ab, ob man die Anlagen kombiniere oder nicht. Da die jeweilige Nutzungsdauer mit knapp 30 Minuten aber relativ kurz sei, könne man die unterschiedlichen Bewegungsarten störungsfrei kombinieren, so seine Erfahrung. „Die Diskussion, ob sich weniger Sportliche auf eine Anlage trauen, wenn direkt daneben gestählte Sportler trainieren ist alt und kontrovers, ebenso wie der Generationenspielplatz neben dem Kinderspielplatz. Letzteres hat sich aber nicht bewahrheitet, die Älteren haben keine Hemmungen, wie befürchtet, wenn Kinder daneben spielen, denn das Selbstverständnis zur Bewegung wächst“, so Strassers Resümee.

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