Premiere: Nachwuchsarchitekt:innentag 2022 in Berlin
Ausgerichtet von der Nachwuchsorganisation nexture+ und der Bundesarchitektenkammer fand vergangenen Freitag zum ersten Mal der Nachwuchsarchitekt:innentag in Berlin statt. Mit rund 300 Teilnehmenden wurden gemeinsam die ersten Schritte in Richtung einer progressiven Entwicklung in Lehre, Praxis und Kammerwelt gegangen und es wurde schnell klar: genau diese Vernetzung braucht es, damit unsere Berufe in Zukunft tragfähig bleiben.
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Vom 27.10.-29.10.2022 kamen 173 Studierende, 25 Lehrende, 53 Kammervertreter:innen und 59
Berufseinsteiger:innen aus ganz Deutschland zusammen, um über die Zukunft des Nachwuchses
in den Professionen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung zu
diskutieren und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. Das bewährte Konzept der nexture+
Vernetzungstreffen, die bisher die Gruppe der Studierenden und der Berufseinsteiger:innen
vereinte, wurde nun also erstmalig von Expert:innen aus Lehre und Kammern ergänzt, was sich als
wichtigen Schritt in Richtung Vernetzung und Beginn einer neuen Zusammenarbeit erwies.
Nach dem Meet-and-Greet am Vorabend an der TU Berlin, bildete das Frühstück mit einer
offiziellen Begrüßung den Auftakt des Events, zu dem nexture+ als Nachwuchsnetzwerk und die
Bundesarchitektenkammer eingeladen hatten. Fabian P. Dahinten, Vorstandsvorsitzender von
nexture+, und Katharina Körber, Kommissionsvertreterin Berufseinstieg bei nexture+, hießen im
Namen der Nachwuchsorganisation alle Teilnehmenden herzlich willkommen und freuten sich
über das zahlreiche Erscheinen und dem damit einhergehenden Engagement und Interesse an der
Zukunft unseres Berufsstandes. Dr. Tillman Prinz, Bundesgeschäftsführer der
Bundesarchitektenkammer, schloss sich den Worten seiner Vorredner:innen an sowie auch Prof.
Ralf Niebergall, Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer.
In der darauffolgenden ersten Workshopphase des Tages kamen die vier Expert:innengruppen
innerhalb ihrer eigenen Reihen zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und Erwartungen
an die anderen Gruppen zu formulieren. Natürlich war der gruppenübergreifende Dialog
eigentlicher Zweck des Tages, dennoch war es zu Beginn wichtig, sich innerhalb seiner Gruppe
auf die wichtigsten Punkte, die in Zukunft angegangen werden sollen, zu einigen und klare
Forderungen zu artikulieren. Was wünschen sich die Studierenden von den Kammern? Welche
Chancen können Kammern und Büros Berufseinsteiger:innen bieten und was erwarten sie im
Gegenzug? Wofür braucht es eine gemeinsame Stimme des Nachwuchses und wie kann
strukturelle Nachwuchsarbeit aufgebaut werden?
Die Ergebnisse wurden in der anschließenden Podiumsdiskussion diskutiert. Es wurden wieder
alle vier „Silos“ vereint, um die wichtigsten Handlungsfelder, die sich in den Gruppen
herauskristallisiert haben, zu benennen und die gegenseitigen Anliegen zu adressieren. Als große
Themen bildeten sich der Wunsch zu mehr Interdisziplinarität in allen Zielgruppen ab, sowie
strukturelle Transparenz und die Integration aktueller Herausforderungen in der Lehre und Praxis.
Es fiel auf, dass wir oft das Gleiche wollen und uns nun auf konkrete Wege verständigen müssen,
um diese Fokusbereiche zukunftsfähig zu machen.
Eine geeignete Plattform hierfür bot der zweite Workshopteil des Tages. Ein Spektrum aus den
Themen Nachwuchspolitik, Arbeitsbedingungen, Wandel des Berufsbildes und die Lehre der
Zukunft standen hierbei im Mittelpunkt der gruppenübergreifenden Diskussion. Der Dialog auf
Augenhöhe und das ehrliche Interesse an den gegenseitigen Wünschen und Bedürfnissen half, ein
Verständnis füreinander zu entwickeln. Der Mehrwert dieses Austauschs war es, aus dem eigenen
Bubble-Denken auszubrechen und mit dem Wissen und den Impulsen anderer Karrierestände das
gemeinsame Ziel in einen Realitätsbezug setzen zu können. All die Strukturfragen wurden bei
dieser Workshopphase durch inhaltliche ersetzt und somit wurden konkrete Wege und Ideen zur
Verwirklichung unserer Ziele auf den Weg gebracht werden. Ebendiese konnten wir als Kollektiv
im abschließenden Plenum festhalten.
Der erste Nachwuchsarchitekt:innentag hat bewiesen, dass der Austausch aller für den
Nachwuchs relevanten Akteur:innen notwendig ist, um den stetigen Wandel unserer Berufe
voranzutreiben, ihre Aktualität zu bewahren und eine strukturelle Nachwuchsarbeit auszubauen
und zu vertiefen. Die Verantwortung für die Aufgaben der Zukunft ist groß. Der Wunsch nach einer
zukünftigen Zusammenarbeit ist ein großer Erfolg und ein klares Zeichen, das von diesem Tag
ausgeht.
Den Abschluss des Tages bildete ein Vortragsabend an der TU Berlin. Barbara Vogt, Architektin
und Leiterin der Geschäftsentwicklung Deutschland bei White Arkitekter, machte anhand einer
Vielzahl bereits realisierter Projekte Hoffnung dafür, dass es durchaus möglich ist, Projekt zu
bauen, die das überstrapazierte Wort Nachhaltigkeit ernst nehmen und den Bedürfnissen
ganzheitlich und ohne Kompromisse begegnen. Ebenfalls zeugt die gebaute Bandbreite von
Kreativität, Mut und auch Durchhaltevermögen – Eigenschaften, die Voraussetzung dafür sind,
solch exzellente Ergebnisse erzielen zu können.
Ironisch und mit Witz verlieh Niklas Maak, Leiter des Architekturressorts der FAZ sowie Lehrender
an der Städelschule Frankfurt und in Harvard, dem Abend einen gebührenden Abschluss. Mit der
These des/der Architekt:in als politisches kritisches Wesen teilte er gesellschaftskritisch seine
Einschätzung über den notwendigen Wandel im Umgang mit dem Städtebau. Des Weiteren
betonte er die Wichtigkeit davon, dass studentische Projekte die Universitäten verlassen müssen,
um Städtebau und Gesellschaft zu transformieren und neue Impulse in der Praxis zu setzen. Er
bestätigte viele unserer über den Tag gewonnenen Erkenntnisse, die eine progressive Entwicklung
in der Lehre zum Ziel haben.
Und auch nach dem Vortrag ging die Diskussion darüber, welche Weichen gestellt werden
müssen, um eine ganzheitliche Transformation in Lehre, Kammer und Praxis zu erzielen,
dynamisch weiter. Das Engagement und die Leidenschaft für die gemeinsame Zukunft und dafür,
in allen Professionen und Karriereständen zukünftige Verbesserungen anzustoßen, um Lösungen
für die großen Fragen unserer Berufsstände zu finden, war auch nach stundenlanger
vorangegangener Diskussion deutlich spürbar. Es zeigt die Wichtigkeit dieser Themen, die große
Bedeutung des Nachwuchses in Form von nexture+, und die Notwendigkeit solcher Plattformen
für Austausch, wie sie der Nachwuchsarchitekt:innentag ermöglicht hat. Am Ende steht außer
Frage: Wir brauchen und wollen eine Fortsetzung dieses Tages, um Inhalte voranzutreiben und
den Erfolg dieser Premiere zu wiederholen!
Es gibt außerdem einen Aftermovie
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