Ökologische Revitalisierung - ein Erfolgsprojekt
Mit der ökologischen Revitalisierung der Westerwaldstraße in Köln zeigt WES LandschaftArchitektur wie sich die Herausforderungen durch Klimawandel und Bodenbelastungen in anspruchsvollem sozialen Kontext bewältigen lässt.
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Das mehr als zwei Kilometer lange Projektgebiet bietet nun nicht nur attraktive Flächen für Spiel und Sport, sondern auch barrierefreie Naherholungsangebote, Wege und Plätze zur Förderung des gesellschaftlichen Miteinanders – und wesentlich verbesserte klimatische Bedingungen.
Projektdaten
Geplant wurde das Projekt von WES LandschaftsArchitektur aus Hamburg. Bauherrin war die Stadt Köln. Für seine gelungene Umwandlung erhielt das Projekt im letzten Jahr den nrw.landschaftsarchitektur.preis 2022.
Ausgangslage
Typisch für das Planungsgebiet waren der hohe Versiegelungsgrad, die bauliche Verdichtung, Luftschadstoff- und Lärmbelastungen sowie ausgeprägte soziale Segregation. Darüber hinaus sind 90 bis 95 Prozent der Flächen durch Altlasten geschädigt.
Gefragt war daher eine Planung, die mehr Grünräume, mehr Lebensqualität und mehr Identifikationspotenzial für die Anwohner schafft – und sich gleichzeitig den ökologischen Herausforderungen der Zukunft stellt.
Planungsansatz
Die Planer von WES LandschaftsArchitektur haben das Gebiet, entlang der Westerwaldstraße als zentraler Achse, von Westen nach Osten in drei Bereiche unterteilt: das quartiersnahe Grün der Kannebäckersiedlung, die zentrale Grünfläche rund um die Festwiese und die neuen Sport- und Spielflächen an der Lenzwiese.
Die ökologische Bedeutung der Maßnahme ist enorm: Die Neupflanzungen von mehr als 200 Bäumen, die Aufwertung der Ruderalflächen (das sind brachliegende Rohbodenflächen), neu angelegte Streuobstwiesen sowie Nährweiden für Vögel und Insekten wirken Luft- und Lärmbelastungen entgegen und verbessern die Biodiversität und das Mikroklima vor Ort erheblich.
Die frühzeitige Bürgerbeteiligung durch Rundgänge, Straßenfeste und Workshops sicherte das Vertrauen und die Mitwirkung der Öffentlichkeit an dieser kooperativen Planung.
Hauptachse und Kannebäckersiedlung
Die Westerwaldstraße bildet die Hauptachse der neuen Verbindung zwischen dem innerstädtischen, rechtsrheinischen Grünzug und dem äußeren Kölner Grüngürtel. Auf einer Länge von fast zwei Kilometern kombiniert sie lineare Grünflächen mit platzartigen Aufweitungen und verbindet den Grünzug Kannebäckersiedlung, die Festwiese und die Lenzwiese miteinander.
Im Bereich der Kannebäckersiedlung soll es ruhiger zugehen. Die komplett barrierefreien Bereiche und der neue Quartiersplatz fördern den Austausch der Bewohner untereinander. Neue Wegeverbindungen attraktivieren die autofreie Mobilität im Quartier. Sie rahmen einen kleinen Platz mit Rasenflächen, der auch als Treffpunkt des Viertels dient.
Festwiese und Lenzwiese
Die Festwiese ist die zentrale Grünfläche des gesamten Projektbereichs – ein Stadtteilpark mit vielfältigen Angeboten, miteinander und ohne räumliche Trennung. Für altersgemäße Aktivitäten stehen die neu geschaffene Kinderspielfläche und der Streetballplatz zur Verfügung.
Die triste Situation „An der Lenzwiese“ wurde durch einen stillgelegten Sportplatz, einen wenig attraktiven Spielplatz und ebenfalls nicht nutzbare Brachflächen charakterisiert. Hier haben WES einen Bewegungsparcours, eine 50-m-Laufbahn, einen Hindernisparcours und einen Spielplatz geschaffen. Besonders attraktiv ist, dass die einzelnen Anlagenteile ineinander übergehen.
Auf der Fläche des ehemaligen Tennenplatzes entstand eine kreisrunde Arena mit einem Durchmesser von 100 m. Drumherum verläuft radial eine ungefähr 300 m lange Finnbahn. Die Ostseite der kreisförmigen Arena wurde als Rasenfläche, mit zwei Toren im Abstand von 40 m zueinander, ausgebildet. Auf der Fläche und am Rand angeordnete Sitzmöbel für Zuschauer und Passanten vervollständigen das Bild einer attraktiven, zeitgemäßen und zukunftsfähigen Sportanlage.
Fazit: Vom Randgebiet zur städtischen Oase
Die Kölner Westerwaldstraße bot zu Projektbeginn ein desolates Bild. Viel Versiegelung, wenig Grün, geschlossene Sport- und Spielplätze und jede Menge Altlasten. Die einzige Zukunftsaussicht war die auf weiter zunehmende soziale Segregation.
Das Ergebnis der Maßnahme „Revitalisierung der Westerwaldstraße“ ist ein durchgehendes und hochattraktives, acht Hektar großes Grüngebiet mit vielseitigen Angeboten von der Parkbank vor der Haustür bis zur Arena an der Lenzwiese. Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten bdla hat das Projekt bereits mit dem „nrw.landschaftsarchitektur.preis 2022“ ausgezeichnet. Die Jury lobte die Verbesserung der „ökologischen Bedingungen des Stadtraums. Die Attraktivität des Quartiers steigt. Das Konzept bewältigt die Herausforderungen durch Klimawandel, Bodenbelastungen und soziale Segregation.“
Mit anderen Worten: Ein vorbildliches Projekt, das die Umweltbelastungen vermindert und die Lebensqualität erhöht – und beides deutlich.
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