Neue Mobilitätskonzepte und nachhaltige Freiraumplanung für zukunftsfähige Städte
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„40 Jahre METTEN-Akademie, das bedeutet bis dato 80 hochkarätig besetzte Veranstaltungen mit 125 renommierten Referenten und rund 7600 Teilnehmenden“, resümierte Geschäftsführer Dr. Michael Metten anlässlich der jüngsten Veranstaltung. Am 10. Mai fand unter dem Dach der METTEN-Akademie die nunmehr fünfte Ausgabe der METTEN FreiRaum-Gespräche mit Fachvorträgen und abschließenden Podiumsdiskussion statt. Und erfreute sich gewohnt guter Resonanz: Vor Ort im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum und via Online-Lifeübertragung folgten rund 290 Teilnehmenden der Veranstaltung, die unter dem Motto „Auf dem Radel vor mir fährt ein…“ die Themen neue Mobilitätskonzepte und nachhaltige Freiraumplanung für zukunftsfähige Städte unter verschiedenen Aspekten und aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtete.
Zum Auftakt stellte Geschäftsführer Dr. Michael Metten die Nachhaltigkeitsstrategie des Betonsteinspezialisten aus Overath vor, der mit der Kombination aus emissionsarmen Produktionstechnologien und der Investition in nachhaltige Energiekonzepte eines der nachhaltigsten Betonsteinwerke werden möchte. Die EcoTerra®-Technologie von METTEN Stein+Design bietet dabei einen signifikanten Beitrag zur Reduktion von CO2 -Emissionen bei Betonsteinen – und kann somit einen wichtigen Beitrag zum Thema lebenswerte Stadt der Zukunft leisten. 2023 soll die nächste EcoTerra®-Generation als Weltneuheit auf den Markt kommen: Ein völlig zementfreier Stein mit 48% weniger CO2 -Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen Betonstein.
Um lebenswerte, gesunde, zukunftsfähige Städte zu schaffen, braucht es bessere Luft und mehr Grün im urbanen Raum – aber auch ganz neue Mobilitätskonzepte. Kopenhagen ist eine Stadt, die seit Jahrzehnten Vorreiter ist, wenn es darum geht, die Lebens- und Aufenthaltsqualität ihrer Bewohner zu verbessern. Mit der Optimierung der baulichen Infrastruktur und gleichzeitig der Lebensqualität der Menschen in seiner Heimatstadt beschäftigt sich Prof. Jan Gehl (Gehl Architects, Kopenhagen) seit Jahrzehnten. Der Architekt und Stadtplaner gilt als weltweiter Vordenker neuer Mobilitätskonzepte. Seit seinem Studienabschluss im Jahre 1960 arbeitet und forscht er, auch in Zusammenarbeit mit seiner Frau Ingrid, einer Psychologin, an der Schnittstelle von Architektur und Psychologie. „Wir haben viel zu lange Städte geplant, um Autos glücklich zu machen, dabei sollten wir doch eigentlich Menschen glücklich machen,“ stellte er in seinem Vortrag „Copenhagenization – the Danish way of changing mobility” fest. Und illustrierte die Entwicklung Kopenhagens seit den 60er-Jahren bis heute zu einer Stadt mit sehr differenzierten Bewegungszonen, die Fußgängern und Fahrradfahrern Priorität einräumt. Im Jahre 2021 führte die dänische Metropole das Ranking der weltweit lebenswertesten Städte an. Aber auch Kopenhagen muss sich aktuell und perspektivisch ganz neuen Herausforderungen stellen – aktuell etwa Pandemie und Klimawandel. Rasmus DuongGrunnet, Architekt und Mitarbeiter bei Gehl Architects in Kopenhagen, erläuterte in seinem Vortrag, wie man versucht, auch unter diesen neuen Vorzeichen weiterhin eine nachhaltige und gesunde Stadt zu schaffen. „Das bisherige Erfolgsrezept wird nicht unbedingt für die Zukunft funktionieren. Immer neue Herausforderungen fordern immer neue Ideen,“ so der Planer. „Aber die Methoden bleiben gleich: Wir fokussieren uns auch weiterhin darauf, zu verstehen was die Menschen, die in einer Stadt leben, wollen und brauchen. Nur wenn wir das als Stadtplaner verstehen, können wir urbane Räume schaffen, die lebenswert sind.“ Das Team von Gehl Architects umfasst unterschiedlichste Disziplinen, vom Stadtplaner bis zum Sozialforscher, um Stadt von vielen Blickwinkeln und unter unterschiedlichen Aspekten denken zu planen zu können.
Die Zukunft der Innenstädte und Zentren beleuchtete Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger von der HafenCity Universität Hamburg in seinem Vortrag, in dem er heutige Herausforderungen benannte und Perspektiven und Handlungsfelder aufzeigte. „Das Coronavirus hat den Online-Handel und das Home-Working deutlich beschleunigt, der Lockdown führte zu gravierenden Einbrüchen in Gastronomie, Hotellerie und Freizeit- und Kulturwirtschaft,“ stellte er eingangs fest. „Die daraus resultierenden umfassenden und tiefgreifenden Veränderungen für unsere Innenstädte sind vielfältig und unübersichtlich – und führen zu einer großen Unsicherheit der Akteure.“ Gewachsene Zentren stünden am Beginn eines tiefgreifenden Wandels. Was könnte man dem stillen Sterben von Gastronomie-, Einzelhandels- und Kulturangeboten in der Stadt entgegensetzen? „Eine Zusammenarbeit aus Gewerbetreibenden, Immobilieneigentümer und Kommune, unter Einbindung der Kultur- und Bildungseinrichtungen könnte als Bündnis für die Innenstadt einen Masterplan entwickeln, um Zentren wieder als Orte der Gesellschaft erscheinen zu lassen,“ so sein Vorschlag. Das könnte unter anderem über eine Stärkung der Versorgungsfunktion funktionieren – und über die Schaffung eines attraktiven Nutzungsmix. So entstünde mehr soziale Begegnung und Kommunikation im öffentlichen Raum und mehr Aufenthaltsqualität für die Bewohner. Die Innenstädte wären nicht mehr primär Orte des Konsums, sondern würden Orte der sozialen Begegnungen und Erlebnisse, in denen Shopping nebenbei erfolgte. „Nur mit der Einbindung der öffentlichen, sozialen und kulturellen Akteure und der Immobilieneigentümer wird dieses Ziel zu erreichen sein,“ zeigte sich Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger überzeugt.
Frank Flor und Prof. Burkhard Wegener vom renommierten Landschafts- und Stadtplanungsbüro Club L94 in Köln stellten in ihrem Vortrag „Alles ist Gestaltung – über die Multicodierung urbaner (Funktions)-Räume“ schließlich eine Vielzahl praktischer (Planungs-)Beispiele des Umgangs mit der Verkehrswende in Deutschland und dem benachbarten Ausland vor. Dem Thema näherten sie sich dabei in verschiedenen Kategorien – von „Stadt ohne Verkehr“ über „Wunden heilen“ und „Stadt für Menschen“ bis „Multicodierung des Stadtraums“. Allen vorgestellten Projekten einig war dabei das Ziel, eine andere Qualität von Innenstadt mit einer höheren Aufenthaltsqualität für ihre Bewohner zu schaffen, in der das Auto nicht mehr dominant ist. „Das bedeutet nicht, dass wir den Verkehr ganz ausblenden, sondern reduzieren,“ so Frank Flor. Straßen werden auf Minimum an Fahrbahn verengt; Plätze wieder für Menschen hergerichtet, Spielangebote für Kinder geschaffen, Bäume in grünen Schwerpunkten gepflanzt und kühlende Wasserelemente integriert.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom Kölner Kulturjournalisten Jörg Jung, tauschten sich die Referenten gemeinsam mit Dr. Michael Metten lebhaft über Lösungsansätze für eine zukunftsfähige und lebenswerte Stadt aus – auch und insbesondere unter dem Aspekt der Mobilität.
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