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Westeifel Werke

Nachhaltigkeit trifft soziale Verantwortung

Seit der Gründung der Westeifel Werke 1979 – damals noch Westeifel Werkstätten - besteht die Kernaufgabe des Unternehmens darin, Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu bieten, am Arbeits- und Gemeinschaftsleben teilhaben zu können. Heute gibt es nachhaltige, moderne Produktionsbedingungen, die individuell auf Menschen mit verschiedensten Einschränkungen zugeschnitten sind. In Verbindung mit hervorragendem Möbel-Design für den Außenbereich wird das Unternehmen auch den modernen Anforderungen des Marktes gerecht.

Veröffentlicht am
Westeifel Werke
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Im Zentrum der Tätigkeit bei den Westeifel Werken stehen die beschäftigten Menschen mit Behinderung. Sie benötigen zur erfolgreichen Teilnahme am Arbeitsleben einen geschützten Raum, in dem sie bedarfsgerechte Tätigkeiten verrichten. Im betrieblichen Bereich "Freiraumausstattung" stellen diese Beschäftigten Mobiliar für den Außenbereich her. Die Besonderheit: Hier werden die individuellen Fähigkeiten, Neigungen und Interessen jedes einzelnen berücksichtigt. Der Arbeitsalltag ist daher mit dem Rhythmus des allgemeinen Arbeitsmarkts nicht zu vergleichen, denn neben der täglichen Arbeit, muss auch immer für den erforderlichen Ausgleich gesorgt werden.

Durch arbeitsbegleitende Angebote bekommen diese Menschen den für sie notwendigen Abstand zur Arbeit. Hierzu zählen zum Beispiel sportliche, kunsttherapeutische und kulturelle Aktivitäten sowie Entspannungskurse und -räume. Dieser Spagat, zwischen optimalen und stets flexibel zu optimierenden Arbeitsprozessen einerseits und erfolgreicher Vermarktung der Produkte andererseits, ist in dem Bereich Freiraumausstattung vorbildlich gelungen.

Was vor über 40 Jahren als Werkstattprovisorium angefangen hat, ist inzwischen ein Gesamtunternehmensverbund mit insgesamt vier Tochterfirmen und mehr als 1.300 Mitarbeitern, die verteilt über 13 Standorte tätig sind. Rund 550 Menschen mit Behinderung sind aktuell bei den Westeifel Werken in den Bereichen Lohnfertigung und Eigenproduktion tätig.

Die Eigenproduktlinie Freiraumausstattung gehört heute zu den Marktführern der Branche. Um dem Anspruch an Mensch und Natur gerecht zu werden, wurde in langjährigen Entwicklungen die Möbelproduktion immer wieder angepasst. Schnell stellte sich heraus, dass die am besten geeigneten Holzarten für den Außenbereich, aus den Tropen kommen. Aufgrund ihrer Härte und ihrer Haltbarkeit sind sie deutlich langlebiger als einheimische Hölzer. 

Ende der 80er Jahre gab es, aufgrund der unaufhaltsamen Zerstörung der Regenwälder, einen Boykott gegenüber Tropenholz. Doch was gut gemeint war, verschärfte eher die  Entwaldungsproblematik, denn ohne Nachfrage für Tropenholz gab und gibt es für Entwicklungs- und Schwellenländer wenig Anreize, die Waldbewirtschaftung nachhaltig auszurichten – Weide- und Agrarflächen bringen einfach mehr Profit auf dem Weltmarkt.

FSC-Zertifizierung

Gemäß ihrer Verantwortung wollten sich die Westeifel Werke diesem Boykott nicht anschließen, denn für das Unternehmen stand fest, dass ein Wald nur dann erhalten und geschützt wird, wenn er einen Wert für die Menschen darstellt. Auf der Suche nach einer ökologisch nachhaltigen und sozialen Waldwirtschaft, stellte sich heraus, dass der FSC (Forest Stewardship Council - eine Übersetzung dafür gibt es offenbar nicht, Rat für Waldverantwortung wäre eine Möglichkeit) die Antwort auf ihre Fragen gab. Mit seinem internationalen Zertifizierungs-System stellt er sicher, dass der Wert der Tropenwälder durch nachhaltige Bewirtschaftung erhalten bleibt und hilft zugleich der lokalen Be­völkerung und den lokalen Unternehmen, für die der Wald eine wichtige Einkommensquelle ist. Fast alle namhaften Umwelt- und Sozialverbände unterstützen den FSC, er gilt weltweit als der einzige Standard, der soziale, ökologische und ökonomische Interessen in Einklang bringt.

Verantwortung als Firmenphilosophie 

Verantwortung ist Teil der Firmenphilosophie: Darum entschieden sich die Westeifel Werke, als erstes Unternehmen in Deutschland, für den Einsatz von nachhaltigen, langlebigen und FSC zertifizierten Holzarten in der Freiraumausstattung. Als eines der ersten Unternehmen erhielten die Westeifel Werkstätten 1998 das FSC-Zertifikat mit der Nummer 160. Heute gibt es Zehntausende Zertifikate und FSC ist im Außenbereich der öffentlichen Beschaffung nicht nur Standard, sondern Grundvoraussetzung.

In den Anfängen war es jedoch enorm schwierig, dieses FSC-zertifizierte Tropenholz zu beschaffen. Das führte dazu, dass Vertreter der Westeifel Werkstätten selbst 1999 nach Südamerika reisten, um von dem ersten überhaupt lieferfähigen Forstbetrieb in Brasilien das Holz einzukaufen. Sie testeten viele neue Holzarten auf Eignung für den speziellen Anwendungsfall, um sie in den Markt einzuführen und zu etablieren – und ein allgemeines Umdenken anzustoßen.                   

Dazu der Marketing Experte der Westeifel Werke Klaus Saitzek: "Dieses Siegel schafft eine gewisse Verlässlichkeit. Natürlich muss letztlich alles kontrolliert werden, aber wenn ich immer alles infrage stelle habe ich gar keine Chance. Ich muss also irgendwann an irgendeiner Stelle vertrauen. Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn alles so gehandhabt wird, wie es vom FSC vorgeschrieben ist, dann ist in Deutschland das Holz aus den Tropen nachhaltiges Holz."

Produktentwicklung und Design

Das Design der ersten Produkte orientierte sich stark am Bedarf der Kunden und an der zu dieser Zeit weit verbreiteten Produktphilosophie und Formensprache. Der Wunsch entstand, eigene Produkte zu entwickeln, und damit neben den nun etablierten Materialeigenschaften weitere Trends im Design in der Branche zu setzen. Es entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Designer Max Wehberg. Die gemeinsame Produktentwicklung führte zu einer neuen Formensprache, die zum einen dem Zeitgeist mit reduzierten Formen und klaren Linien, zum anderen den Produktionsanforderungen der Mitarbeiter mit Behinderung entsprach. Das Bank-Modell Versio gilt als Vorreiter und Basis für Produkte der gesamten Branche. Weitere innovative Produkte wie zum Beispiel das Urbanis-Modulsystem wurden entwickelt. Der Erfolg der Produkte am Markt bestätigte, dass diese Formensprache den Trend des Zeitgeistes traf. 

Red Dot Design Award

Im Jahr 2009 entschieden die Westeifel Werke, die beiden Produktserien Cado und Tecto bei einem international anerkannten Designwettbewerb anzumelden: Dem Red Dot Design Award. Beide Serien gewannen auf Anhieb die begehrte Auszeichnung in der Kategorie Product Design.

Schnell stellen sich große Verkaufserfolge ein. Im Jahr 2015 wurden auch das Campus-Modulsystem sowie weitere Produkte der Serie Versio zum Wettbewerb angemeldet. Wieder gewannen beide Produkte den Red Dot Design Award in der Kategorie Urban Design. Dieser Erfolg gipfelte darin, dass das Komitee die Produkte Serie Campus zum German Design Award 2017 nominierte und auch diesen Design-Preis gewannen die Bänke der Freiraumausstattung - sogar in der höchstmöglichen Auszeichnungsform, in Gold.

Klaus Saitzek: "Weil wir im Bereich Freiraumausstattung so erfolgreich sind, sind Wartezeiten von sechs bis acht Wochen keine Seltenheit. Aufgrund gesetzlicher Quotenregelung können wir nicht einfach zusätzliches Personal ohne Behinderung einstellen, sonst würden wir den Status der Gemeinnützigkeit verlieren, was auch unserem Selbstverständnis und unserer Firmenphilosophie widersprechen würde. Natürlich spielen auch finanzielle Erwägungen bei den Entscheidungsträgern immer eine Rolle, hier haben wir mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 % einen geringen Vorteil, trotzdem möchte ich betonen, dass unsere Produkte auch wegen des Nachhaltigkeitsgedankens, der sozialen Aspekte und nicht zuletzt wegen des Designs geschätzt werden."

Die Zusammenarbeit mit Garten- und Landschaftsarchitekten verstärkte sich, ihre Expertise machte die Westeifel Werke zu einem attraktiven Ansprechpartner rund um das Thema Produkte für den öffentlichen Raum im Außenbereich. Das Thema Sonderkonstruktion ist bis heute ebenfalls ein Tätigkeitsfeld der Westeifel Werke, immer unter der Vorgabe, unsere Mitarbeiter mit Behinderung in die Arbeitsprozesse einzubinden.

Klaus Saitzek: "Wir treten im Markt lange nicht so offensiv in Erscheinung, wie viele unserer Mitbewerber. Trotzdem versuchen wir natürlich, unsere Stärken zu kommunizieren und nutzen unsere Chancen. Ganz besonders im Bereich zukunftsorientierter und visionärer Neuentwicklungen – was nicht nur das Design und die Funktionalität unsere Produkte betrifft."

Es wird inzwischen nicht nur mit sondern auch für Architekten und Planer gearbeitet, um die Zusammenarbeit noch effektiver zu gestalten. Basis dafür ist das hochwertige Planungshandbuch, mit Fotos und Entwurfszeichnungen von allen verfügbaren Serien. Es wird alle zwei Jahre aktualisiert und ist praktisch zu einem Standardwerk geworden.

App für Augmented Reality

Neueste Errungenschaft und ergänzend dazu: Die AR-App. AR bedeutet Augmented Reality und bietet die Möglichkeit, virtuelle Objekte in eine reale Umgebung einzubinden. Mit dieser App können die Produkte aus dem Bereich Freiraumausstattung im ganz persönlichen Umfeld dargestellt werden. Man kann sich im wahrsten Sinne ein Bild davon machen, wie bestimmte Bänke, Hockerbänke und Tische vor Ort aussehen werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mehrere Produkte zu kombinieren, sowie die Seitenteile und Auflagen in den angebotenen Materialien und Farben zu konfigurieren. Anschließend erstellt man einen Screenshot und kann sich auf dieser Basis ein unverbindliches Angebot erstellen lassen. Die App ist kostenlos, aber zurzeit nur für Apple-Geräte erhältlich.

Klaus Saitzek: "Wir haben in diese App nicht nur sehr viel Arbeit sondern vor allem auch viel Herzblut gesteckt. Abgesehen von Spaßfaktor und Servicegedanken hoffen wir, dass wir damit die Zusammenarbeit mit Planern und Auftraggebern noch einfacher und effektiver gestalten werden."