Vertikalbegrünung im Bestand
Rataplan plant seit 2014 Vertikalbegrünungen von Bestandsbauten. Die Erfahrung zeigt, dass jedes Gebäude durch sein ortsspezifisches Mikroklima und die architektonischen und städtebaulichen Gegebenheiten einzigartig ist und einen individuellen Blick erfordert.
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Die Art der Bepflanzung sowie die Wahl der Konstruktion werden an die vorgefundene Architektur und an die Ortsverhältnisse angepasst, wie an folgenden fünf Beispielen aufgezeigt wird.
Frische Luft durch coole Dämmung: Amtshaus Wiener Wasser,
Grabnergasse 1060 Wien
Die MA31 nutzte bei der Gelegenheit der anstehenden Sanierungsarbeiten des Bürohauses in der Grabnergasse die Implementierung einer Fassadenbegrünung. Durch vorgesetzte Stahlstützen und Rankgerüste bleibt die vertikale Struktur des 60er-Jahre-Baus und der Rhythmus des Fassadenreliefs aus Lisenen, Parapeten und Fensterebenen erhalten.Versetzt angeordnete Tröge, über jeweils zwei Fensterachsen, ergeben ein neues Muster imVerbund mit der bestehenden vertikalen Struktur. Je nach Standort und Blickwinkel verändert sich die Sichtbarkeit der ursprünglichen Putzfassade. Von vis à vis unterstreicht die hinzugefügte Struktur des vertikalen Gartens den Rhythmus der ursprünglichen Fassade. Ändert sich der Blickwinkel, vor allem aus der Ferne, verdichtet sich die vorgesetzte Struktur zu einem undurchdringlichen grünen Geflecht und die dahinter liegende Putzfassade ist kaum mehr zu erkennen.
Vertikalbegrünung, das Gesicht nach Außen: Umspannwerk Wiener Netze,
Liebenberggasse 1010 Wien
Bei der Teilbegrünung der Fassade des Umspannwerks der Wiener Netze im ersten Wiener Gemeindebezirk arbeitet das Architekturkonzept mit dem „Netzwerk“. Die gemeinsam mit KünstlerInnen entwickelte Gestaltung sieht eine partielle Begrünung der West-Ecke vor. Das Fassadeneck erhält ein Rankgerüst, erinnernd an eine Netzstruktur, welches zwei unterschiedlich eng angeordnete Rankhilfen zu einem Gewebe verbindet und so sinnbildlich auf die Wiener Netze hinweist. Die hohen Tröge aus Metall unterstreichen den über 20 m hohen Bewuchs und bieten den unterschiedlichen Blauregenarten genügend Wurzelraum für eine langfristige Begrünung.
Kreativität und Innovation: Pumpwerk Wiener Wasser,
Gudrunstraße 1100 Wien
Vor allem da wo keine Bäume wachsen, wo glatte Fassaden und Asphalt das Stadtbild prägen, ist es von Bedeutung kreative Lösungen zu finden. Beim Hebewerk des Wiener Wassers in der Gudrunstraße wurde ein dem Gebäude zugehöriger, schmaler Grünstreifen aktiviert. Eine Stahlstruktur in Form von fünf ausladenden „Bäumen“ wächst aus dem Grünstreifen, die äußeren Äste kreuzen und berühren sich untereinander. Bodengebundene Pflanzen, Trompetenblumen und Blauregen folgen den Stämmen aus verzinktem Stahl und entwickeln sich mit den Jahren zu kräftigen Holzstämmen im unteren Bereich, um dann in voller Blüte die Äste des Rankgerüstes zu umschlingen. So wird die großflächige Glasfassade im oberen Geschoß vor Überhitzung geschützt und die Reflexion zum Straßenraum hin verringert. Die verputzten Flächen daneben werden ganzflächig mit Veitschi bewachsen, der sich als Selbstklimmer eigenständig an der Fassade festhält.
Mehrwert für alle: Außenstelle West Wien Kanal,
Boschstraße 1190 Wien
Bei Betriebsgebäuden ist die Vertikalbegrünung eine Möglichkeit einen positiven Beitrag für das urbane Umfeld zu leisten. Graue, ungenutzte Orte werden durch die Begrünung aktiviert. Die Grünflächen dienen in weiterer Folge zur Wasserspeicherung und -verdunstung, filtern Schadstoffe und Staub aus der Luft und schaffen neue Aufenthaltsqualität. In der Boschstraße, zwischen grauem Gehsteig und grauer Fassade, wachsen nun aus elf Trögen schattenspendende Kletterpflanzen an den Rankhilfen empor. Essbare Pflanzen, wie Mini-Kiwis oder Weintrauben, verführen Vorübergehende und so manch fliegendes Geschöpf zum Naschen zu verweilen.
Grüner Schatten: Bürohaus der Sozialbau AG & EGW,
Andreasgasse 1070 Wien
Inmitten einer Schutzzone entstand aus einem abbruchreifen historischen Bestand ein innovatives Bürogebäude. Um der sommerlichen Überhitzung entgegenzuwirken, werden die großzügigen Dachflächenfenster und die raumhohen Glasfassaden des ausgebauten Dachgeschosses durch eine vorgelagerte Lamellenstruktur bei optimaler Durchsicht bestens beschattet. Im Dachgeschoss des Bürohauses sind Lamellenbahnen als Pflanztrog ausgebildet, um zur Vegetationszeit das Mikroklima zu verbessern. Der Zwischenraum zwischen Glasfassade und Lamellen kann südseitig begangen und als Loggia benutzt werden. Der kleine Innenhof im Erdgeschoss, mit freigelegter Feuermauer des nördlichen Nachbargebäudes, wurde zur grünen Oase. Diese Maßnahmen leisten als „grüne Inseln“ neben dem Mehrwert einer hohen Aufenthaltsqualität, in einem durch Pflanzen generierten Mikroklima, einen nicht unerheblichen Beitrag zur Stadtkühlung des dicht bebauten Umfeldes.
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