Die Firma Ludwig Kunststoffe veranstaltet 4. Workshop in Neumarkt
Am 21.02.2019 fand in Neumarkt in der Oberpfalz, auf Einladung der Firma Ludwig Kunststoffe oHG der bereits 4. Workshop statt. Das spezialisierte Fachhandelshaus mit zwei Firmenstandorten in Berg/Bayern und Oberlemp/Hessen, bietet ein breites Sortiment- und Leistungsspektrum, welches neben Kunststoffdichtungsbahnen, Geokunststoffen, Baufolien und Gabionen einen Schwerpunkt bei Naturprodukten setzt. Ein interessiertes Fachpublikum aus unterschiedlichen Branchen rund um den GaLa-Bau, hatte bei der Veranstaltung die Möglichkeit, sich über Neuerungen sowie Altbewährtes zu informieren und mit Kollegen, den Referenten sowie den fachkundigen Mitarbeitern des Gastgebers auszutauschen.
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Nach einer Einführung durch den Firmeninhaber Wolfgang Ludwig, der in einem aufschlussreichen Abriss die knapp 50-jährige Unternehmens- und Entwicklungsgeschichte von Ludwig Kunststoffe darlegte, ging es bereits direkt zu den mit Spannung erwarteten Beiträgen von vier kompetenten Referenten der Zulieferfirmen von Ludwig Kunststoffe.
Im ersten Themenblock, lag der Schwerpunkt auf dem Bereich der Anspritzbegrünung auch als Nassansaat oder Hydroseeding bezeichnet. Viele Gäste konnten mit diesen Begriffen zu Beginn noch nicht allzu viel anfangen, so dass es einer kurzen Erläuterung bedurfte. Laut Wikipedia ist „Anspritzbegrünung ein ingenieurtechnisches Verfahren zur schnellen Begrünung von Flächen. Es findet seine Anwendung bei fehlendem Oberboden, bei grobsteinigem Untergrund oder an durch Erosion gefährdeten Hängen zur schnellen Stabilisierung der Bodenoberflächen“. Holger Neisser als Vertreter der Firma IGG (Internationale Geotextil GmbH), stellte hier eindrücklich die Vorteile gegenüber der konventionellen aber nicht minder wirkungsvollen Methode der Handansaat dar. Die Frage, ob eine Nassansaat durch Anspritzbegrünung kostengünstiger und damit effizienter als eine Handansaat sein kann, wurde eindeutig bejaht. Gerade die Zeitersparnis schlägt hier positiv zu Buche, da bereits mit einem kleinen Hydroseeder, der nur knapp 700 kg wiegt aber über 1.000 l Tankkapazität verfügt, ein Aktionsradius von 50 m erreicht werden kann. Insbesondere Extremflächen und vegetationsfremde Standorte können mit dieser Methode erreicht werden. In nur einem Arbeitsgang werden Ansaat, Erosionsschutz, Düngung und Bewässerung durchgeführt und darüber hinaus ist kein Oberbodenauftrag und damit keine aufwändige Sanierung von Böschungsschäden nötig. Die Anspritzmasse besteht aus Wasser, Saatgut (auch Regiosaatgut nach dem BNSchG), einem mineralischen Start- und organischen Langzeitdünger, Bodenverbesserungsstoffen, einem organischen Bodenhaftkleber sowie einem grün eingefärbten Holzfasermulch, der durch die Farbe deutlich macht, wo man schon gespritzt hat. Die Masse wird nach einer individuellen, auf das jeweilige Vorhaben abgestimmten Rezeptur zusammengestellt und ermöglicht eine sehr dichte und gleichmäßige Flächenabdeckung. Nicht nur bei großen Verkehrswege- oder Deponiebauprojekten, auch für kleine Firmen mit dementsprechend kleineren zu bearbeitenden Flächen liegen die Vorteile klar auf der Hand und überzeugten die Anwesenden. Präsentiert wurden zum Abschluss Bilder von verschiedenen erfolgreichen Projekten, die den Bezug zur Praxis eindrucksvoll verdeutlichten.
Nachfolgend ging es um den Erosionsschutz bei zu begrünenden Böschungen. Der Referent der Schweizer Firma Lindner Suisse GmbH, Kevin Rückmar stellte den in Deutschland für diesen Zweck noch wenig bekannten Rohstoff Holzwolle vor. Die Holzwolle für die Erosionsschutzvliese, deren Vertrieb in Deutschland aktuell exklusiv über die Firma Ludwig erfolgt, wird ausschließlich aus heimischem Holz gewonnen. Holz ist der nachwachsende Rohstoff in Europa. Europäische Wälder könnten ca. 30 Prozent mehr liefern, als aktuell genutzt werden. Ein einprägsames Beispiel: Das Holz für eine Rolle Erosionsschutzvlies mit 72 qm wächst in rund 0,3 Sekunden nach. Somit ist die Voraussetzung der Nachhaltigkeit erfüllt, welche aktuell in vielen Bereichen diskutiert wird und kann als Pluspunkt für diesen überaus leichten Werkstoff, der mit ca. 16 kg pro Rolle auch in unwegsamen Gelände von Hand an den Einsatzort transportiert werden kann, gerechnet werden. Andererseits wurde dargelegt, dass mit bereits in der Industrie durchproduziertem Holz oder Sturm- bzw. Käferholz, keine adäquate Holzwolle mehr hergestellt werden kann. Benötigt wird 100 Prozent Durchforstungsholz, welches nach dem Schlagen, Entrinden und Zurechtschnitt durchschnittlich eineinhalb Jahre getrocknet wird und schlussendlich in die Produktion gelangt. Holzwollevlies bietet der abzudeckenden Böschung mit dem bereits eingebrachten Saatgut einen sofortigen und anhaltenden Erosionsschutz. Die Holzwolle sorgt für eine ausgewogene Klimazone. Gerade im Frühjahr oder im Herbst stellt Holzwolle einen Isolationsschutz dar, welcher das Saatgut bei Temperaturschwankungen schützt. Bei sommerlichen Temperaturen hingegen, bietet Holzwolle eine Sicherheit gegen Austrocknen. Selbst in trockenen Perioden kann sie bis zu 400 Prozent Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen und gibt diese dem Boden bzw. Saatgut, nach und nach wieder ab. Damit entsteht ein ideales Mikroklima und dem Saatgut werden optimale Keimbedingungen geboten. Durch kurze Transportwege und den vollständigen Verzicht auf Pestizide, ergeben sich hier klare Vorteile im Vergleich zu den importierten konventionellen Kokos- und Jutematerialien.
Nach einer ausgiebigen Pause mit regionalen Leckerbissen wechselten die Themen zu den Stützkonstruktionen und Kunststoffdichtungsbahnen.
Zunächst hielt der Referent Andreas Stimm von der Firma Naue GmbH & Co.KG, einen Vortrag über das Bauen in die Vertikale mit geogitterbewehrten Stützkonstruktionen. Hierbei werden Geogitter in den Hang verlegt, wo sie sich mit dem Erdreich verzahnen und im Ergebnis für die erforderliche Stabilität sorgen. Diese im Fachjargon (Geo-) Kunststoff-Bewehrte Erde (KBE), ist beispielsweise als Abgrenzung entlang von Bahnstrecken bekannt. Die so gefestigten Hänge, können dann anschließend mit der bereits erklärten Methode der Anspritzbegrünung begrünt werden und passen sich auf diese Weise perfekt in die vorhandene Landschaft ein. Die Produktion erfolgt in einem Extrusionsverfahren und die Geokunststoffe werden im Anschluss verstreckt. Damit das Gitter entsteht, werden die durch Verstreckung entstandenen Stäbe zusammengeführt und verschweißt. Für die Bewehrung von Böschungen werden uniaxiale Gitter verwendet, mit einer Hauptzugrichtung (= Längszugrichtung) , die immer größer ist als die Querrichtung. Sie sorgen dafür, dass der Hang oder die Böschung nicht nach unten abrutschen kann. Bei der Tragschichtbewehrung, wo es hingegen darauf ankommt, dass zusätzlich eine Belastung von oben erfolgt, z.B. bei Baustraßen durch das Befahren mit Lastwägen und Baufahrzeugen sind die Gitter biaxial und zeigen in die beiden Hauptzugrichtungen immer die gleiche Zugkraft. Damit der gewünschte Erfolg der Bewehrung eintreten kann, ist insbesondere die Kraftaufnahme ausschlaggebend. Für die Stabilisierung muss Kraft aufgenommen werden und das Geogitter darf sich nur unwesentlich dehnen, damit an der Front des Hanges keine Spannung mehr besteht und er sich nicht nach vorne neigt.
Zur Verdeutlichung hierzu, wurde ein Video „Weimar Versuch 4 Säulen“ gezeigt, wo es durch Einsatz von Geogittern in Verschichtung mit Schotter möglich war, diesen vorher losen Schotterboden so zu verfestigen, dass ein Kleintransporter auf vier schmalen Säulen stehen konnte ohne einzubrechen. Damit wurde in anschaulicher Weise dargelegt, dass dem Bauen in die Vertikale (fast) keine Grenzen gesetzt sind.
Johannes Hackbarth, Mitarbeiter der Firma Ludwig und Spezialist für Kunststoffdichtungsbahnen, gab zum Abschluss der Veranstaltung, einen Überblick über dieses in der Praxis vielseitig verwendbare Produkt. Die gängigsten Materialien sind PVC (Polyvinylchlorid), EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk, PP (Polypropylen) und PE (Polyethylen). Für die Gebrauchsfähigkeit und die Lebensdauer von Bauwerken ist die Abdichtung von ebenso wesentlicher Bedeutung, wie bei dem Umwelt- und Grundwasserschutz. Sie bietet eine Barriere gegen Flüssigkeiten und Gase und hat somit eine große Bedeutung im Bauwesen erlangt. Am bekanntesten ist PVC, welches beispielweise zur Abdichtung von Teichen, Schwimmbädern, Dächern sowie als Wurzelschutz verwendet werden kann, um nur einige Beispiele zu nennen. Dieses Material ist allerding nur begrenzt haltbar und wird unter der Verwendung von Weichmachern produziert, welche sich im Laufe der Zeit abbauen und zu einer Versprödung des Materials führen können. Dagegen besticht das EPDM, auch „synthetischer Gummi“ genannt, durch eine sehr gute Beständigkeit und UV-Stabilität. Es ist überaus dehnfähig und flexibel, was eine leichte Verlegung garantiert. Je nach Hersteller ist das Material thermisch zu verschweißen oder zu verkleben. Die Dichtungsbahnen aus PP sind weniger flexibel und dadurch anspruchsvoller in der Verarbeitung, zeichnen sich jedoch durch eine hohe Temperaturbeständigkeit bis 100 Grad Celsius aus und sind für Trinkwasser geeignet. Ihre Haupteinsatzgebiete finden sich in der Geothermie, bei Heißwasserbecken, Biogasanlagen und Güllelagunen. Zudem werden sie als Leckagefolien verwendet. Abschließend wurden noch die PE Dichtungsbahnen vorgestellt. Hier gibt es zwei Varianten: PELD (PE Low Density- geringe Dichte) und PEHD (PE High Density- hohe Dichte). Bei PELD ist die chemische Beständigkeit besser als bei PP, die Hitzebeständigkeit dagegen schlechter. Diese Allround-Folie ist gegen die unterschiedlichsten chemischen und natürlichen Einflüsse stabil, physiologisch unbedenklich, frei von Weichmachern, Chlor, Brom sowie Halogenen.
Zu den härtesten und zähesten Materialien gehören die PEHD Dichtungsbahnen. Sie zeichnen sich durch Spannungsrissbeständigkeit aus und können Druck- und Zugspannungen aufnehmen und sich wieder entspannen. Darüber hinaus spricht die extreme Langzeitbeständigkeit von bis zu 300 Jahren für dieses Material.
Fazit: Für jeden Anwendungsfall gibt es die passende Folie und bei Bedarf erfolgt nach der ausführlichen Beratung, die Verlegung und Verschweißung durch Ludwig Kunststoffe vor Ort.
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