Grundlage für nachhaltiges Gestalten von Gewerbe-Immobilien
Es ist gut für das Image und leistet einen Beitrag zur Biodiversität: Wer Gewerbefreiflächen nachhaltig gestaltet, leistet einen Beitrag zum Erhalt einer lebenswerten Umwelt. Wir haben einmal zusammengefasst, welche Maßnahmen sich in in solchen Anlagen realisieren lassen.
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> Frühzeitig planen und organisieren: Gerade bei Neubauten sollten auch die Freianlagen frühzeitig mitgeplant werden. Ist Aushub zu erwarten, der sich nachhaltig wieder verbauen lässt? Können Abbruchmaterialien wiederverwertet werden (z.B. Trockenmauern aus Betonflächen)? Welche Bodenmodellierungen sind möglich? Diese und viele weitere Fragen, die mit den kommenden Punkten einhergehen, lassen sich am besten im Vorfeld klären - parallel mit der Gebäudeplanung.
> Energiegewinnung: Die meisten Immobilien lassen sich energieautark planen. Solarenergie, Windstrom, Holzhackschnitzel, Blockheizkraftwerke und Wärmepumpen helfen, eine Gewerbeimmobilie nachhaltig und sparsam zu gestalten. Dafür sollten ganz besonders die Dachflächen genutzt werden; etwa in Form von Solarstromgewinnung in Verbindung mit Dachbegrünung. Die neuste Generation der Module erreicht deutlich höhere Ausbeute bei zeitgleich längerer Lebensdauer.
> Regenwassermanagement: Regenwasser vor Ort zu nutzen oder zu versickern spart Geld, schützt das Grundwasser und hilft bei der Gestaltung ganz unterschiedlicher Lebensräume. Rückhaltung in Rigolen ermöglicht das ökologisch sinnvolle Nachspeisen von Wasseranlagen, stellt Brauchwasser für das Gebäude zur Verfügung oder sichert einen Löschwasservorrat. Retentionsflächen können auch eingesät oder bepflanzt werden, was ihre Effektivität weiter steigert.
> Verwendung von Unterboden: Je nach Material ermöglicht die Verwendung von Aushub naturnahe Pflanzungen oder Ansaaten mit Arten, die eher magere Standorte bevorzugen. Besonders sandige, steinige und kalkhaltige Böden eignen sich für artenreiche Pflanzengesellschaften und ziehen auch entsprechende Kleintiere an ("Insektenschutz"!).
> Bodenmodellierung: Gerade bei der Verwendung von Aushub lässt sich das Gelände stark modellieren, sodass Bereiche mit unterschiedlicher Ausrichtung zu Sonne entstehen. Senken ermöglichen Retentionsflächen für den Nachweis der Rückhaltung von Niederschlagswasser. Eventuell lassen sich in diesem Zusammenhang auch wechselfeuchte Bereiche mit entsprechender Bepflanzung schaffen. Auch Sicht- und Lärmschutz kann über Bodenmodellierung erzielt werden.
> Offene Rohbodenböschungen oder Grubenwände sind wertvolle Biotope und sollten möglichst erhalten werden. Bei entsprechendem Untergrund können solche Anschnitte auch künstlich im Rahmen der Bodenmodellierung geschaffen werden. Mehr Mut schafft hier auch durchaus mehr Aufmerksamkeit.
> Je nach Standort können auch offene und ebene Rohbodenflächen (Sand, Kies, Schotter) zu wertvollen Biotopen werden.
> Trockenmauern und Wälle sind ausgezeichnete lineare Biotope. Sie helfen die Lebensräume miteinander zu vernetzen und bieten Raum für Tiere und Pflanzen. Bei der Anlage können auch Abbruchmaterialien oder mineralische Baustoffe aus dem Aushub (Bruchstein, Findlinge) verwendet werden. Auch der Aushub kann bei Wällen oder zweischaligen Mauern vor Ort verwendet werden.
> Offene Beläge: Es sollte genau geprüft werden, wie viele befestigte Flächen notwendig sind und wie sie beschaffen sein müssen. Oft sind Schotterrasen- oder Kiesflächen ausreichend, um weniger frequentierte Bereiche zu befestigen. Rasengitter sind eine weitere Form, den Versiegelungsgrad einer Fläche zu reduzieren. Schotterrasen- und Kies-/Splittflächen sind besser als Pflasterflächen und viel besser als Asphaltflächen. Sie vermindern auch die Aufheizung und verbessern damit besonders im Sommer das Kleinklima. Gerade weniger befahrene/benutzte Bereiche können extensiver gestaltet werden.Offene Belagsflächen fördern die Retention und damit die Grundwasserneubildung und können zum Teil auch Lebensraum sein.
> Besonnte Stein- oder Holzhaufen lassen sich gerade in Randbereichen realisieren. Sie bieten vielen Tieren einen Rückzugsraum. Künstliche Lebensräume wie "Insektenhotels" sind zwar nett zur Anschauung, leisten aber nur einen sehr kleinen Beitrag zur ökologischen Aufwertung von Flächen und benötigen immer auch blühende Vegeationsflächen, um zu funktionieren. Gut sind solche Installationen aber auf jeden Fall für die Umweltbildung.
> Feuchtbiotope: Da in Gewerbegebieten nachts selten jemand schläft, eigenen sich Freiflächen dort auch für Biotope, in denen Frösche und Kröten laichen können. Das lässt sich besonders gut in Verbindung mit Bodenmodellierungen, der Verwendung von Aushub (Ton, Lehm) und der Schaffung von Retentionsbereichen für das Niederschlagswasser realisieren. Am besten werden solche Anlagen in dauerhaft als Freiflächen geplanten Bereichen angelegt.
> Vorhandene Gräben, Bachläufe oder Flußufer sollten renaturiert und naturnah gepflegt werden. Gelingt es, Aufenthaltsbereiche zu schaffen, ist auch für die Mitarbeiterschaft oder Mieter Naturerlebnis und Entschleunigung möglich.
> Naturnahe Flächen und Pflanzungen sollten möglichst so angelegt werden, dass daraus zusammenhängende Strukturen entstehen. Bachläufe, Gräben, Mauern, Wälle, begrünte Zäune oder Hecken sind lineare Biotope, die beim Vernetzen helfen. Aber natürlich sind auch schon kleinere Maßnahmen und Insellösungen hilfreich.
> Umgebung einbeziehen: Ob Maßnahmen funktionieren oder nicht, hängt stark davon ab, welche Lebensräume es in der Nähe gibt und, ob sich diese Lebensräume vernetzen lassen. Je mehr vorhandene und gewachsene Strukturen einbezogen und vernetzt werden können, desto besser ist das Ergebnis.
> Das gilt auch für technische Einbauten, wie Nistkästen, Fledermaushöhlen und Insektenhotels. Diese können den Biotopwert eines Grundstücks steigern, wenn die Einrichtungen auf die vorkommenden Arten abgestimmt werden. Bei einigen Einrichtungen benötigt es Paten bzw. es fallen Betreuungskosten an, weil sie gewartet/gereinigt werden müssen.
> An den Boden/Standort angepasste Saatgutmischungen helfen stabile Pflanzengesellschaften zu etablieren (Checkliste "Blumenwiesen fachgerecht ansäen"). Auch Staudenpflanzungen (zum Beispiel mit heimischen Arten) können Biotopcharakter haben. In der Regel gilt: Je magerer der Boden, desto wertvoller das Biotop. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Mischung dem angestrebten Ziel entspricht. Viele Saatgutmischungen sind aus ungeeigneten Arten zusammengestellt.
> Die Verwendung standortgerechter, regionaltypischer oder regionalheimischer Pflanzen steigert den Artenreichtum der vorkommenden Tiere. Gerade im urbanen Raum können aber auch nicht-einheimische Pflanzen die heimische Fauna unterstützen helfen.
> Baum- und Strauchpflanzungen können auch zu wertvollen Biotopen werden. Allerdings bestimmt die Artenauswahl den ökologischen Wert. Auch sollten die Pflanzungen nicht zu dicht ausfallen, um offene Strukturen auf dem Grundstück zu erhalten.
> Hecken eignen sich ideal zur Vernetzung von Lebensräumen. Bei ausreichend Platz können das freiwachsende und locker aufgebaute Hecken sein. In räumlich beschränkten Bereichen sind Schnitthecken aus Hainbuche, Buche, Feld-Ahorn, Weißdorn, Liguster oder Kornelkirsche eine gute Alternative. Wichtig ist, die Schnittmaßnahmen in einem Pflegeplan festzulegen, um die Strukturen auch zu erhalten, wenn neue Pflegefirmen ausgeschrieben werden.
> Weniger stark einsehbare und genutzte Bereiche können naturnäher gestaltet werden als stark frequentierte Bereiche.
> Rasenflächen müssen nicht immer dicht sein. Lückige Rasenflächen bieten einigen Kleintieren (z.B. Solitärbienen) Lebensraum. Auch viele geschnittene Rasen können zu Kräuterrasen entwickelt werden. Dann gilt es, die richtigen Schnitttermine zu planen.
> Naturnahe Gestaltungen helfen Geld bei der Pflege sparen, verlangen aber mehr Planung und Nachdenken. Es muss weniger gepflegt werden, dafür aber richtig.
> Fassadenbegrünungen haben zahlreiche Vorteile. Sie isolieren die Fassade, betten das Gebäude in die Landschaft ein und werden zu vertikalen Biotopen.
> Begrünte Pergolen/Laubengänge tragen ebenfalls zur nachhaltigen Gestaltung eines Gewerbegrundstücks bei. Sie können als lineare Biotope funktionieren, verbessern durch Beschattung das Kleinklima und bieten damit optimale Aufenthaltsbereiche für Mitarbeitende.
> Zaunbegrünung: Müssen aus Sicherheitsgründen Stabmatten- oder andere Metallzäune verwendet werden, können die Zäune auch mit kletternden Stauden oder Gehölzen begrünt werden. Zäune können zu linearen, lebensraumvernetzenden Elementen entwickelt werden. Im ländlichen Raum können Hecken oder Holzzäune eine bessere Alternative für die Integration in das Ortsbild sein.
> Auch Dachbegrünungen helfen, Gebäude nachhaltiger zu machen. Je nach Dachhöhe und Höhe des Substrataufbaus können Dachbegrünungen wertvolle Biotope sein und das Biodiversitätskonzept für die Fläche ergänzen. Mit Holz und Steinen lassen sich auch auf Dächern Biotopstrukturen aufbauen (> Checkliste Dachbegrünung).
> Lichtverschmutzung vermeiden: Auf den wenigstens Gewerbeflächen findet in der Dunkelheit Publikumsverkehr statt. Richten Sie deshalb die Beleuchtungsplanung und -ausstattung am Bedarf aus, verwenden Sie geeignete Leuchtmittel und beschränken Sie Nachtbeleuchtung auf Bewegungsmelder-gesteuerte Lampen (Lesetipp: "Dunkel ins Licht bringen").
> Vogelschlag verhindern: Große Grasflächen am Gebäude und ungefärbte Glaselemente im Freiraum gefährden die heimische Vogelwelt. Diese Gefahr können Sie schon im Vorfeld durch entsprechende Planung verringern.
> Fachgerechte Pflege: Falsche Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen können den besten Plan zunichte machen. Das Grundverständnis vieler Pflegefirmen ist, preiswert sauber und ordentlich zu arbeiten. Nachhaltig angelegte Grundstückflächen brauchen aber eine qualifizierte Pflege, die am besten an Hand eines Pflege- und Unterhaltungsplans erfolgt.
Weitere Links dazu:
> Netzwerke "Grün statt Grau - Gewerbegebiete im Wandel"
> Wege zum naturnahen Firmengelände (BfN-Broschüre)
> Ressourceneffizientes Gewerbegebiet (VDI Zentrum Ressourceneffizienz)
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